Carl Baermann: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Carl Barmann''' (1811-1885) [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Baermann][http://www.weber-gesamtausgabe.de/de/A000076], der Sohn des viel gerühmten Klarinettisten [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Joseph_Baermann Heinrich Baermann] (1884-1847) (siehe auch François-Joseph Fetis, Biographie universelle des musiciens)<ref>François-Joseph Fétis: ''Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique; 2.'' Bruxelles 1832. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10599985-3 Münchner Digitalisierungszentrum]</ref> und der berühmten Sängerin [http://www.weber-gesamtausgabe.de/de/A000741 Helene Harlas] (1785–1818) | |||
Carl Baermann publizierte in den Jahren 1861 bis 1865 die „Vollständige Clarinett-Schule“ in fünf Bänden<ref name="Baermann"> [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10497275-1], Carl Baermann: ''Vollständige Clarinett-Schule von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen; in 2 Theilen und 4 Abtheilungen. Ester Teil Op. 63, Theoretischer Teil mit Tabelle.'' Johann André, Offenbach am Main 1861</ref>. Dieses Werk nimmt nicht nur im deutschsprachigen Raum eine zentrale Stelle in der Unterrichtsliteratur für Klarinette ein. Ein weiteres grosses Verdienst steht Carl Baermanns auf dem Gebiet des Instrumentenbaus zu. Nach vielen Experimenten mit dem Münchner Instrumentenbauer Oskar Pentenrieder entwickelte er schliesslich mit Georg Ottensteiner die Baermann-Ottensteiner Klarinette (siehe [http://orgs.usd.edu/nmm/Clarinets/Ottensteiner/Ottensteinerclarinets.html]), auf welcher Richard Mühlfeld die wunderbaren Werke Johannes Brahms's aufführte. | |||
== Musikalisch-ästhetische Grundsätze == | |||
„Die Empfindung für das Schöne ist etwas der Menschenseele tief innewohnendes“. So formuliert Carl Baermann (S. 28) einen seiner wichtigsten Grundsätze, den er der Ausübung der Musizierkunst zugrunde legt. Von seinen Schülern erwartet er "Erkenntnis und Würdigung der Verdienste anderer Künstler". Carl Baermann ehrt im Vorwort seiner "Clarinettenschule" neben seinem Vater Heinrich Baermann auch weitere Klarinettisten früherer Generationen. In der Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragestellungen stehen diese Vorbilder immer als Autorität da. | |||
Carl Baermanns Ästhetik fokussiert sich in der Tonbildung, denn der "Künstler spricht durch den Ton zu seinen Zuhörern". Der Ton soll „schön und edel“ sein (S. 33). Auch ein fingertechnisch perfekt vorgetragenes Stück ist ohne gepflegten Ton künstlerisch wertlos. Die weiteren Eigenschaften eines schönen Tones sind: | |||
{{Zitat | |||
| Text = Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden und metallartigen hellen Klang hat [!] in allen Nuancen den selben Charakter behält, bei grösster Fülle die Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille und Schärfe keinen unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nuancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt. | |||
| Autor = Carl Baermann | |||
| Quelle = Carl Baermann: ’’Vollständige Clarinett-Schule von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen’’ S. 33 | |||
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Baermann empfiehlt insbesondere die Pflege der hohen (Klarin-) Lage: „Ist diese hohe Lage schön (die schönste auf der Klarinette), so sind die unteren Töne von selbst gut“ (S. 33) | |||
Fehlt jedoch auch bei all den erwähnten Eigenschaften dem Ton die „Seele“, ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, da diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometeus nicht erreicht wird“ | |||
„Gefroren“ könnte darauf hinweisen, dass die Klänge eine innere Dynamik haben sollten, sich im zeitlichen Verlauf dynamisch immer entwickeln und nicht starr bleiben. | |||
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== Didaktischer Kanon == | |||
Anknüpfend an die ästhetischen Grundsätze, welche die Tonbildung als wchtige Säule ins Zentrum des Klarinettenstudiums stellen, ist folgender Satz bemerkenswert: | |||
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| Text = Dar Ansatz ist für die Tonbildung das wichtigste, ja er ist die Tonbilding selbst. | |||
| Quelle = Carl Baermann: ''Vollständige Clarinett-Schule von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen'' S. 5 | |||
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Ferner fordert Baermann eine kompromisslose, auf Perfektion zieldene Arbeit an der Technik: | |||
{{Zitat | |||
| Text = Selbst der Talentvollste wird ohne ein ernstes Studium der Technik nie die künstlerische Höhe erreichen, die seiner natürlichen Beanlagung entspricht. Nur durch unermüdlichen Fleiss hat das Talent, Genie grosse Werke geschaffen, die höchsten Ziele erreicht. "Nicht dem Genie, dem Talent, nein: dem Fleiss gebührt die Krone! | |||
| Quelle = Carl Baermann: ''Vollständige Clarinett-Schule von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen'' S. 32 | |||
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== Theoretischer Teil der "Clarinetschule" == | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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Aktuelle Version vom 15. November 2020, 18:33 Uhr
Carl Barmann (1811-1885) [2][3], der Sohn des viel gerühmten Klarinettisten Heinrich Baermann (1884-1847) (siehe auch François-Joseph Fetis, Biographie universelle des musiciens)[1] und der berühmten Sängerin Helene Harlas (1785–1818)
Carl Baermann publizierte in den Jahren 1861 bis 1865 die „Vollständige Clarinett-Schule“ in fünf Bänden[2]. Dieses Werk nimmt nicht nur im deutschsprachigen Raum eine zentrale Stelle in der Unterrichtsliteratur für Klarinette ein. Ein weiteres grosses Verdienst steht Carl Baermanns auf dem Gebiet des Instrumentenbaus zu. Nach vielen Experimenten mit dem Münchner Instrumentenbauer Oskar Pentenrieder entwickelte er schliesslich mit Georg Ottensteiner die Baermann-Ottensteiner Klarinette (siehe [4]), auf welcher Richard Mühlfeld die wunderbaren Werke Johannes Brahms's aufführte.
Musikalisch-ästhetische Grundsätze
„Die Empfindung für das Schöne ist etwas der Menschenseele tief innewohnendes“. So formuliert Carl Baermann (S. 28) einen seiner wichtigsten Grundsätze, den er der Ausübung der Musizierkunst zugrunde legt. Von seinen Schülern erwartet er "Erkenntnis und Würdigung der Verdienste anderer Künstler". Carl Baermann ehrt im Vorwort seiner "Clarinettenschule" neben seinem Vater Heinrich Baermann auch weitere Klarinettisten früherer Generationen. In der Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragestellungen stehen diese Vorbilder immer als Autorität da.
Carl Baermanns Ästhetik fokussiert sich in der Tonbildung, denn der "Künstler spricht durch den Ton zu seinen Zuhörern". Der Ton soll „schön und edel“ sein (S. 33). Auch ein fingertechnisch perfekt vorgetragenes Stück ist ohne gepflegten Ton künstlerisch wertlos. Die weiteren Eigenschaften eines schönen Tones sind:
„Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden und metallartigen hellen Klang hat [!] in allen Nuancen den selben Charakter behält, bei grösster Fülle die Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille und Schärfe keinen unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nuancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt.“
Baermann empfiehlt insbesondere die Pflege der hohen (Klarin-) Lage: „Ist diese hohe Lage schön (die schönste auf der Klarinette), so sind die unteren Töne von selbst gut“ (S. 33) Fehlt jedoch auch bei all den erwähnten Eigenschaften dem Ton die „Seele“, ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, da diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometeus nicht erreicht wird“
„Gefroren“ könnte darauf hinweisen, dass die Klänge eine innere Dynamik haben sollten, sich im zeitlichen Verlauf dynamisch immer entwickeln und nicht starr bleiben.
Didaktischer Kanon
Anknüpfend an die ästhetischen Grundsätze, welche die Tonbildung als wchtige Säule ins Zentrum des Klarinettenstudiums stellen, ist folgender Satz bemerkenswert:
„Dar Ansatz ist für die Tonbildung das wichtigste, ja er ist die Tonbilding selbst.“
Ferner fordert Baermann eine kompromisslose, auf Perfektion zieldene Arbeit an der Technik:
„Selbst der Talentvollste wird ohne ein ernstes Studium der Technik nie die künstlerische Höhe erreichen, die seiner natürlichen Beanlagung entspricht. Nur durch unermüdlichen Fleiss hat das Talent, Genie grosse Werke geschaffen, die höchsten Ziele erreicht. "Nicht dem Genie, dem Talent, nein: dem Fleiss gebührt die Krone!“
Theoretischer Teil der "Clarinetschule"
Literatur
Robert Erdt: Der Münchner Klarinettenvirtuose Carl Baermann (1811-1885) als Pädagoge, Klarinettist und Komponist: Zum Einsatz der Klarinette im 19. Jahrhundert und ihrer didaktischen Vermittlung. Peter Lang, Frankfurt am Main, 2010. Diss. München 2009 google books
Einzelnachweise
- ↑ François-Joseph Fétis: Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique; 2. Bruxelles 1832. Münchner Digitalisierungszentrum
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 [1], Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen; in 2 Theilen und 4 Abtheilungen. Ester Teil Op. 63, Theoretischer Teil mit Tabelle. Johann André, Offenbach am Main 1861