Multiphonics

Beim Spielen von Multiphonics, auch als Spalt- oder Mehrklängen bezeichnet, erklingen auf dem Blasinstrument gleichzeitig Grundton und bestimmte Obertöne. (siehe auch https://newt.phys.unsw.edu.au/music/clarinet/multiphonics/C4wAsharp5.html clarinet acoustics, University of New South Wales]

Grifftabellen und Klangbeispiele

Pionier dieser zeitgenössischen Spieltechnik war der Komponist Bruno Bartolozzi, der in seinem Werk New sounds for Woodwinds eine Zusammenstellung von Mulitphonics mit entsprechenden Grifftabellen für Holzblasinstrumente bereitstellte. Philipp Rehfeldt präsentiert in seiner Arbeit New Directions for Clarinet umfangreiche Tabellen für Mehrklänge auf der Es-, B- und Bassklarinette, Henri Bok stellt diese in seinem Band New Techniques Bass Clarinet für die Bassklarinette (Modelle von Selmer und Buffet) zusammen.

Neben den vielen Informationen, die Haether Roche auf ihrem Blog für Instrumentalisten und Komponisten zur Verfügung stellt, bietet auch Nicolas del Grazia unter clarinet-multiphonics.org eine umfassende Beschreibung mit Klangbeispielen und Grifftabellen an.

Spieltechnik

Durch Anwendung von Gabelgriffen, und bzw. oder Modifikation der Ansatzformung im Mundinnenraum, d.h. durch bestimmte Veränderungen der Stellung und Form der Zunge, lassen sich gleichzeitig Gundton und Obertöne In Schwingung bringen.

Die Klarinettistin Haether Roche[5] weist ausserdem auf die zentrale Bedeutung der bewusst differenzierten Spannung in der Stimmritze, Glottis hin. Bei entspannter Glottis erklingt nur der Grundton. Nehmen die beiden Stellknorpel im Kehlopf eine dem Flüstern ähnliche Position ein, gelingt es, die Obertöne hervorzubringen. Je nachdem wie eng die Stimmritze gestellt wird, erklingen entsprechend höhere oder tiefere Obertöne. Diese Technik kommt auch - bewusst oder unbewusst - beim Spielen im hohen Register und beim Glissando und beim Spielen von Flageoletts (Obertönen) zum Einsatz. Gleichzeitige Messungen des akustischen Widerstandes im Blasinstrument und im Vokaltrakt zeigen diesen Zusammenhang auf, siehe auch . Dies soll jedoch mit grösster Vorsicht und nur mit bewusst aktivierter Atemstütze zur Anwendung kommen, um die Glottis nicht durch zu grossem Druck zu strapazieren. Ebenso wichtig ist es, den Ansatzdruck grundsätzlich nicht zu erhöhen. Jedoch kann eine tiefere Position der Ansatzlinie durch Verändern der Unterkieferposition die Ansprache von Mehrklängen erleichtern.

Literatur

• Rebecca J. Danard: Études in Performing Extended Techniques. Twelve Newly-Commissioned Canadian Works for Solo Clarinet. DMA Document, Cincinnati 2011. [University of Cincinnati 2011]