Blatt

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Das Klarinetten-Blatt oder Rohrblatt wird aus Schilfrohr (biologischer Name: Pfahlrohr, Arundo Donax), oder heute auch aus Kunststoff angefertigt. Mit einer Blattzwinge oder Blattschnur wird es auf das Mundstück aufgespannt. Das Zusammenspiel von Ansatzformung, Haltearbeit und Luftführung bringt das Blatt in eine Schwingung, welche sich auf die Luftsäule in der Klarinette überträgt und als Klang wahrgenommen wird.

Das richtige Blatt

Carl Baermann[1] hebt in seiner Clarinettschule die Blattqualität als eine der wichtigsten Voraussetzungen für das künstlerische Arbeiten des Klarinettisten hervor:

„Da der Ton das Mittel ist, durch welches der Künstler zu dem Zuhörer spricht, so muss auf Tonbildung und Veredelung die grösste Mühe und Sorgfalt verwendet werden... Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden, und metallartigen Klang hat und in allen Nuancen und Lagen denselben Charakter behält, bei grösster Fülle seine Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille oder Schärfe keine unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nüancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt... Wie bei allen mit Rohr-Mundstück gespielten Instrumenten hängt aber bei der Klarinette alles von der Klarinette ab.“

Carl Baermann: Clarinett-Schule[1]

Heute ist im Handel eine Vielzahl verschiedener Produkte erhältlich. Von den Herstellern werden zu verschiedenen Blattformen (Schnitt) und -Stärken meistens die dazu passenden Mundstücke angegeben. Neben den zum Mundstück passenden Ausmasse des Blattes ist weiteres wichtiges Kriterium die richtige Blattsärke zu finden. Diese kann durch Austarieren zwischen den beiden Extremen "zu schwach" und "zu stark" gefunden werden und manuell nachgearbeitet werden.

Zu schwach oder zu stark?

Siehe auch Jean-Xavier Lefèvre [2], oder Absatz 3.5 im Autoren-Artikel.

Merkmale eines zu schwachen Blattes

  • der Klang ist "mager", für das Ohr unangenehm und effektlos
  • besonders beim Artikulieren treten die klanglichen Schwächen hervor
  • mangels Substanz lässt sich kein gutes Legato erzeugen
  • die Schönheit des Instrumentes wird entstellt.

Merkmale eines zu stakres Blatt

  • der Atem ermüdet
  • die Lippen werden verletzt
  • der Ansatz verdirbt
  • die Luft lässt sich nicht kontrolliert ins Instrument bringen, sie tritt bei beiden Mundwinkeln aus
  • ein klanglich ausgeglichenes Spiel ist unmöglich
  • die dynamischen Möglichkeiten im Pinobereich sind eingeschränkt

Blätter testen

Test nach Tom Ridenaour[3]

„Play low "C". Open the register key and slur to a "G". Pick up the first finger of the left hand and depress the low "Ab" key and slur to "E" above the staff, then lift the low "Ab" key as you open the low "F#" key (left hand pinky "F#" lever) and slur to high "A".“

„Spiele c'. Binde durch Öffnen der überblasklappe zum g''. Öffen mit dem Zeigefinger der linken Hand die Gis-Klappe, öffne die As-Klappe rechts und binde ins e'''. Schliesse ide As-Klappe rechts und öffne links die Fis-Klapp, bind dadurch ins a'''.“

Tom Ridenaour: Essential Concepts in Adjusting Bb Clarinet Reeds[3]

Alle Töne sollten ohne Veränderung des Ansatzes leicht und in guter Klangqualität ansprechen. Sollte die Ansprache schlecht sein, brauchten die überblasenen Töne mehr Luft oder mehr Ansatzdruck, ist das Blatt zu stark oder nicht ausbalanciert. Um das Blatt auszubalancieren und um die beiden Seiten des Blattes zu testen, blase den Ton g' an. Drehe zuvor das Instrumnet ca 45° nach links: die linke Seite des Blattes kann nun nicht schwingen, die Stärke der rechten Seite wird so getestet. Spiele ein sfz und beobachte, wie lange der ton jeweils klingt, ohne den Ansatz zu verändern. Wiederhole den selben Vorgang für die linke Seite. Sollten nicht die als sfz Töne nicht gleich lang klingen, muss die frühre verklingende Seite mit feinem Schleifpapier nachbearbeitet und ausgeglichen werden.

Blätter bearbeiten

Alle historischen Unterichtswerke erwähnen die Wichtigkeit eines guten Blattes. Häufige die Anmerkungen wie "nicht zu stark", "nicht zu schwach" bleiben jedoch wenig präzis. Nachfolgende einzelne interessante Hinweise aus historischen Quellen:

  • Joseph Fröhlich: [4]

Das Holz soll näher bei der Rinde, nicht zu nahe an der Innenwand des Rohres geschnitten werden. An der Innenwand des Rohres ist das Holz etwas weicher.

  • Carl Baermann[5]

gibt eine ausführliche Anleitung über das Herstellen von Blättern. Nachfolgende einige wichtige Punkte Das Holz muss mehrere Jahre getrocknet sein, muss noch eine "schöne olive und goldgelbe Farbe beim Anschnitt" haben Das Holz soll fein gefasert sein.
Die Fasern müssen über die ganze Länge des Blattes kontinuierlich durchlaufen.
Die Unterseite muss gerade (auf einem Sandstein) geschliffen sein, kann mit glasplatte geprüft werden.
durch täglihces Anfeuchten des Holzes während 8 bis 10 Tagen wird eine Stabilität durch geschlossene Poren erreicht werden (3 Wochen) und sorgfältig einspielen, Wechsel von nass schleifen und wieder trocknen lassen, immer wieder nacharbeiten.

  • Amand Vanderhagen

Ein zu leichtes Blatt kann trotzdem gespielt werden, wenn es über den Mundstückrand hinaus aufgespannt wird.

Obwohl die meisten Klarinettisten die Blätter selber herstellen mussten, weist ...nach, dass schön es Instrumentenbauer schon immer auch Blätter herstelletn und diese zu Kauf angeboten hatt. Im Zuge der Indutrialisierung konnten die Preise merklich gesenkt werden. Systematische Anleitungen zum Blattbau und zur Nachbearbeitung insdustriell hergestellter Blätter sind erst in der Literatur des 20. Jhd zu finden.


Pflege und Haltbarkeit

Literatur

  • Hans-Toni Kaufmann: Klarinettenblätter Korrigieren. Luzern 2013, ISBN 3-906960-03-X,

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule, Op. 63. Theoretischer Teil, S.33, 34. Offenbach/Main, Jahr= 1861[1] Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Carl Baermann“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. Jean-Xavier Lefèvre: Méthode de clarinette adoptée par le conservatoire pour servir à l’étude dans cet établissement, S. 3. Naderman, Paris, 1802. [2]
  3. 3,0 3,1 : Essential Concepts in adjusting Bb Clarinet Reeds http://www.ridenourclarinetproducts.com/adjusting.htm: eingesehen am 9. August 2014
  4. Joseph Fröhlich: Vollständige theoretisch-pracktische Musikschule für alle beym Orchester gebräuchliche wichtigere Instrumente zum Gebrauch für Musikdirectoren - Lehrer und Liebhaber - Clarinettschule, siehe S.93. Bonn, 1811 [3]
  5. Car Baermann: Vollständige Clarinett-Schule / Op. 63. Theoretischer Teil, S.33,34. Offenbach/Main 1861 [4]