Fingertechnik: Unterschied zwischen den Versionen

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== Erlangen der Geläufigkeit ==  
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=== Cheklist ===
=== Cheklist ===
Beim Üben von Fingertechnik enpfielht es sich, folgendes zu beachten:
Beim Üben von Fingertechnik empfielht es sich folgendes zu beachten:
* Die Finger machen immer die kleinstmöglichen Bewegungen
* Die Finger machen immer die kleinstmöglichen Bewegungen
* Die Finger bleiben immer auf oder direkt über den Klappen / Tonlöchern
* Die Finger bleiben immer auf oder direkt über den Klappen / Tonlöchern

Version vom 15. August 2015, 19:32 Uhr

Fingertechnik ist eine zentrale instrumentaltechnische Fertigkeit und beschäftigt sich mit der Kontrolle über die Bewegungsabläufe der Finger und Hände. Die Fingertechnik ermöglicht die Kontrolle über rhythmische Regelmässigkeit beim Spiel musikalischer Figuren. Sie befähigt zu virtuosem Instrumentalspiel, ist aber auch entscheidender Faktor für die Qualität des Legatospiels in langsamen Sätzen.

Während die Zielsetzungen auf musikalischer Ebene einfacher formulier- und kontrollierbar sind, stellt die Beschreibung körpergerechter und somit effizienter Haltungs- und Bewegungsmuster grössere Herausforderungen an Lehrer und Lernende.

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Erlangen der Geläufigkeit

Cheklist

Beim Üben von Fingertechnik empfielht es sich folgendes zu beachten:

  • Die Finger machen immer die kleinstmöglichen Bewegungen
  • Die Finger bleiben immer auf oder direkt über den Klappen / Tonlöchern
  • Alle Gelenke sind leicht gebogen, keine druchgestreckten Finger zulassen!
  • Den Daumen der rechten Hand nach Möglichkeit leicht biegen

Grundstellung der Hände und der Finger

Jost Michaels 2001

In seinem Lehrwerk Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik [1] geht Jost Michaels von einer Grundstellung der Finger aus und nennt auf S. 16 zwei Prinzipien, die dem Studium der Fingertechnik zugrundeliegen müsssen:

„Sie [die ausschliesslich auf die Grundstellung der Finger bezogenen Studien] sollen nicht nur die Arbeit an deren möglichst gleichmässigen und unaufwendigen Bewegungen dienen, sondern zugleich der dafür wichtigsten Voraussetzung - nämlich dazu, dass sie auch wenn sie nicht aufliegen, dennoch ihre Positionen über den für sie bestimmten Tonlöchern in einheitlich nicht zu weiten und vor allem nicht verschobenen Abständen beibehalten.“

Jost Michaels: Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik[1]

Amand Vanderhagen 1795

Zur Vertiefung der Materie lässt sich der Vergleich zum Spiel auf der klassischen Klarinette (bis ca. 1810) herstellen. Durch die geringe Anzahl von Klappen musste vorallem der Daumen der linken Handverschiedene Positionen einnehmen. Betreffend der Grundkonstellationen der Fingerbewegungen und -Positionen decken sich Amand Vanderhagens Anweisungen aus dem Jahr 1785 mit denjenigen Jost Michaels:

„Le pouce de la main gauche doit toujours être prêt à prendre la clef, ou à boucher le trou, il ne doit en conséquence faire que des très petits mouvements: il en est de même du doigté en général; il ne faut lever les doits qu'à très peu de distance de l'instrument, et toujours perpendiculairement. les deux mains doivent toujours pencher vers la palle de la Clarinette. Aucuns des doits ne doigts ne doivent se toucher afin de pouvoir cadencer librement; il faut que lorsqu’un doit et levé ou même plusieurs, qu' ils restent perpendiculairement au dessus des trous qu'ils doivent reboucher, car en les retirant comme font beaucoup d'écoliers, on à toujours de la peine à retrouver les trous et cela empêche l'exécution.“

„Der Daumen der linken Hand soll immer bereit sein, die [Überblas‐]Klappe zu öffnen oder wieder zu schliessen. Er soll zu diesem Zweck nur sehr kleine Bewegungen ausführen. Dies gilt gleichermassen bei allen Fingersätzen: man soll die Finger nur in sehr kleinen Bewegungen von der Klarinette, rechtwinklig über den Tonlöchern, anheben. Die beiden Hände sollen sich etwas in Richtung des Fusses [Schalltrichters] der Klarinette neigen. Die Finger dürfen sich nicht berühren, damit sie ungehindert und frei trillern können. Beim Heben eines oder mehrerer Finger ist darauf zu achten, dass sie immer senkrecht über den Tonlöchern die sie wieder schliessen müssen, befinden. Denn wenn die Finger in gehobener Position zurückgebogen werden, was bei vielen Schülern zu beobachten ist, hat man immer Mühe, die Tonlöcher präzise zu decken. Dies erschwert das Spiel.“

Amand Vanderhagen: Methode nouvelle et raisonnée pour la calrinette[2]

Moderne Klarinette, neue Positionen

Mit der Entwicklung von der Fünf-Klappenklarinette zum modernen Instrument mit 17 und mehr Klappen hat sich auch die Fingertechnik verändert. Neben der Beweglichkeit des linken Daumens, der zwischen drei verschiedene Grundpositionenen wechselt, müssen auch die kleinen Finger und die Zeigefinger Hände unterschiedliche Positionen zum Bedienen verschieder Klappen „kennen“. Für eine geläufige Fingertechnik spielen eine spezifische haptischen Wahrnehmung und die Fähigkeit, zwischen unterschiedlichen Griffkonstellationen wechseln zu können, eine wichtige Rolle.

Lerngesetze

Eines der wichtigsten allgemeinen Lerngesetze zur Erlangung spieltechnischer Fähigkeiten, die den professionellen Anforderungen standhalten können, ist die Anzahl Stunden, die ein angehender Berufsmusiker bis zu seinem 20. Lebensjahr als „üben“ abbuchen kann. (Siehe dazu die Studie von Malcom Gladwel [3]: 10'000 Stunden bis zum 20. Lebensjahr gelten als unumstössliche Voraussetzung für eine Spitzenkarriere als Musiker. Wer nur 4000 Stunden mit Üben verbracht hat, muss auf eine Überfliegerkarriere verzichten. Natürlich spielt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Übens - das beinhaltet auch eine körpergerechte Fingertechnik - eine wichtige Rolle.

Literatur

  • Christoph Wagner, Ulrike Wohlwender: Hand und Instrument. Musikphysiologische Grundlagen. Praktische Konsequenzen. Breitkopf und Härtel, Wiesbaden 2005

Einzelnachweise

<references>

  1. 1,0 1,1 Jost Michaels: Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik. Zimmermann, Frankfurt am Main, 2001.
  2. Amand Vanderhagen: Methode nouvelle et raisonnée pour la clarinette. Paris 1785
  3. Malcom Gladwel: Outliers: The Story of Success. Little, Brown and Co., New York 2009.