Fingertechnik

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Die Arbeit an der Fingertechnik fokussiert die Kontrolle über rhythmische Regelmässigkeit in gesteigertem Tempo musikalischer Figuren und befähigt zu virtuosem Instrumentalspiel. Die erworbene Kontrolle über die Bewegungsabläufe ermöglicht aber auch bewusstes, agogisch kontrolliertes Gestalten musikalischer Figuren im gemässigten Tempi.

Während die Zielsetzungen auf musikalischer Ebene einfacher formulier- und kontrollierbar sind, stellt die Beschreibung körpergerechter und somit effizienter Haltungs- und Bewegungsmuster grössere Herausforderungen an Lehrer und Lernende. Auch die Auseinandersetzung mit den Bewegungsabläufen als spezifische Körperbeherrschung muss Gegenstand des Studiums sein.

Erlangen der Geläufigkeit

Üben als Bewegungsanalyse und -Kontrolle

Bei den unzähligen Übungen, die in den Lehrwerken zur Verfügung stehen, ist darauf zu achten, dass die Bewegungsabläufe in körpergerechte Weise eingeübt und wiederholt werden. Gemäss Gerhard Mantel [1] bedarf ein Korrigieren von fehlerhaften Bewegungsabläufen bis zu 30'000 Wiederholungen bis die neuen Bewegungs- und Haltungsmuster wieder automatisiert sind.

Jedes Bewegungslernen beginnt mit gröberen Ausführungen und oft mit etwas übermässigen Spannungen der beteiligten Muskeln. Es lohnt sich darauf zu achten, von Anbeginn eine Finger- und Handhaltung zu suchen und diese immer wieder zu optimieren, um die Bewegungen nicht durch unnötige Spannungen zu hemmen. Die Finger brauchen einerseits eine Stabilisierung der beteiligten Gelenke, diese dazu benötigen Spannungen sollen jedoch dynamisch sein und dürfen die Bewegung an sich nicht hemmen. (Siehe dazu Christoph Wagner: Hand und Instrument, Kapitel 5.2, Bewegung braucht Haltung, S. 85.[2].

Grundposition

In seinem Lehrwerk Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik [3] geht Jost Michaels von einer Grundpositon der Finger aus und nenn auf S. 16 zwei Prinzipien, die dem Studium der Fingertechnik zugrundeliegen müsssen:

„Sie [die ausschliesslich auf die Grundstellung der Finger bezogenen Studien] sollen nicht nur die Arbeit an deren möglichst gleichmässigen und unaufwendigen Bewegungen dienen, sondern zugleich der dafür wichtigsten Voraussetzung - nämlich dazu, dass sie auch wenn sie nicht aufliegen, dennoch ihre Positionen über den für sie bestimmten Tonlöchern in einheitlich nicht zu weiten und vor allem nicht verschobenen Abständen beibehalten.“

Jost Michaels: Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik[3]

Zur Vertiefung der Materie lässt sich der Vergleich zum Spiel auf der klassischen Klarinette (bis ca. 1810) herstellen. Durch die geringe Anzahl von Klappen mussten nur die beiden kleinen Fingern und der Zeigefinger rechts verschiedene Positionen einnehmen. Betreffend der Grundkonstellationen der Fingerbewegungen und -Positionen deckt sich Amand Vanderhagens Anweisung aus dem Jahr 1785 mit denjenigen Jost Michaels:

„Le pouce de la main gauche doit toujours être prêt à prendre la clef, ou à boucher le trou, il ne doit en conséquence faire que des très petits mouvements: il en est de même du doigté en général; il ne faut lever les doits qu'à très peu de distance de l'instrument, et toujours perpendiculairement le s deux mains doivent toujours pencher vers la palle de la Clarinette. Aucun des doits ne doigts ne doivent se toucher afin de pouvoir cadencer librement; il faut que lorsqu’un doit et levé ou même plusieurs, qu' ils restent perpendiculairement au dessus des trous qu'ils doivent reboucher, car en les retirant comme font beaucoup d'écoliers, on à toujours de la peine é retrouver les trous et cela empêche l'exécution.“

„Der Daumen der linken Hand soll immer bereit sein, die [Überblas‐]Klappe zu öffnen oder wieder zu schliessen. Er soll zu diesem Zweck nur sehr kleine Bewegungen ausführen. Dies gilt gleichermassen bei allen Fingersätzen: man soll die Finger nur in sehr kleinen Bewegungen von der Klarinette, rechtwinklig über den Tonlöchern, anheben. Die beiden Hände sollen sich etwas in Richtung des Fusses [Schalltrichters] der Klarinette neigen. Die Finger dürfen sich nicht berühren, damit sie ungehindert und frei trillern können. Beim Heben eines oder mehrerer Finger ist darauf zu achten, dass sie immer senkrecht über den Tonlöchern die sie wieder schliessen müssen, befinden. Denn wenn die Finger in gehobener Position zurückgebogen werden, was bei vielen Schülern zu beobachten ist, hat man immer Mühe, die Tonlöcher präzise zu decken. Dies erschwert das Spiel.“

Amand Vanderhagen: Methode nouvelle et raisonnée pour la calrinette[4]

Abweichende Positionen, Klappengriffe

Lerngesetze

Eines der wichtigsten allgemeinen Lerngesetze zur Erlangung spieltechnischer Fähigkeiten, die den professionellen Anforderungen standhalten können, ist die Anzahl Stunden, die ein angehender Berufsmusiker bis zu seinem 20. Lebensjahr als "üben" abbuchen kann. (Siehe dazu die Studie von Malcom Gladwel [5]: 10'000 Stunden bis zum 20. Lebensjahr gelten als unumstössliche Voraussetzung für eine Spitzenkarriere als Musiker. Wer nur 4000 Stunden mit Üben verbracht hat, muss auf eine Überfliegerkarriere verzichten. Natürlich spielt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Übens - das beinhaltet auch eine körpergerechte Fingertechnik - eine wichtige Rolle.

Form und Haltung der Hände und der Finger

Halterabeit versus Beweglichkeit

Doppelfunktionenen einzlener Finger

<references>

  1. Gerhard Mantel: Einfach üben. 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten. Schott Music, Mainz 2013
  2. Christoph Wagner, Ulrike Wohlwender: Hand und Instrument. Musikphysiologische Grundlagen. Praktische Konsequenzen. Breitkopf und Härtel, Wiesbaden 2005. ISBN: 978-3-7651-0376-6
  3. 3,0 3,1 Jost Michaels: Methodische Schule der klarinettistischen Grifftechnik. Zimmermann, Frankfurt am Main, 2001.
  4. Amand Vanderhagen: Methode nouvelle et raisonnée pour la clarinette. Paris 1785
  5. Malcom Gladwel: Outliers: The Story of Success. Little, Brown and Co., New York 2009.