Klangfarbe: Unterschied zwischen den Versionen

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Zur Definition der '''Klangfarbe''' siehe bitte [http://de.wikipedia.org/wiki/Klangfarbe Wikipedia]
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* [[Interview mit Prof. Francois Benda, Universität der Künste Berlin, Musik-Akademie der Stadt Basel#Klangqualität und Homogenität|Francois Benda]]
* [[Interview mit Paolo Beltramini, Hoschule Luzern - Musik#Klangästhetik|Paolo Beltramini]]
* [[Interview mit Paolo Beltramini, Hoschule Luzern - Musik#Klangästhetik|Paolo Beltramini]]
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* [[Philippe Cuper#Sonorité|Philippe Cuper]]
* [[Philippe Cuper#Sonorité|Philippe Cuper]]
* [[Interview mit Prof. Dr. phil. Ernst Schlader, Staatliche Musikhochschule Trossingen#Klangfarbe bedeutet Intonation|Ernst Schlader]]
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* [[Interview mit MgA. Milan Rericha, Conservatorio della Svizzera italiana, Lugano#Alternativgriffe|Milan Rericha]]
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*[[Interview mit Prof. Dr. phil. Ernst Schlader, Staatliche Musikhochschule Trossingen#Klangfarbe bedeutet Intonation|Ernst Schlader]]
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== Klangfarbe und Klangästhetik ==
[[Datei:Harlow.png|mini|links|Russel Harlow, Klanganlyse von Ralph McLane[https://www.youtube.com/watch?v=8Zpnuokdmaw&list=PLoPI_jjVUawe3nnzMpB9eYjC9jktzfPLC] ]] Physikalisch bestimmt das Verhältnis der Lautstärken von Grundschwingung, Obertönen und Rauschanteilen eines Klanges dessen [https://de.wikipedia.org/wiki/Klangfarbe#Formanten Klangfarbe]. Für Klangfarbe wird auch der Begriff [https://de.wiktionary.org/wiki/Timbre Timbre] verwendet.
[https://en.wikipedia.org/wiki/Russell_Harlow Russel Harlow] erläutert am Beispiel eines Klarinettensolos mit dem Klang von [https://www.youtube.com/playlist?list=PLoPI_jjVUawe3nnzMpB9eYjC9jktzfPLC Ralph McLane] den Zusammenhang zwischen Obertonspektrum, Ansatztechnik und Klangfarbe. Ralf McLane war Schüler von Gaston Hamelin ([https://www.youtube.com/watch?v=IPZkawG6vZc Klangbeispiel]) und spielte mit [[Ansatz, Ansatzformung, Embouchure#Doppellippenansatz|Doppellippenansatz]].
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Das subjektive Empfinden der Klangfarbe unterliegt ästhetischen Entscheidungen, die ihrerseits stark vom aktuellen kulturellen Umfeld geprägt sind. Im Verlauf des 20. Jh. nivellierten sich die klanglichen Unterschiede der nationalen Schulen, als Standard etablierte sich ein eher dunkler und weicher Klarinettenton. Die sich im Laufe der Zeit verändernde Klangästhetik innerhalb der Französischen Schule lässt sich anhand historischer Aufnahmen verfolgen. So unterscheidet beispielsweise sich das Klangideal der "alten Französischen Schule" um 1920, gesammelt auf der LP "The French clarinet school - revisited" <ref>Cahuzac, Louis, Folmer Jensen, Isabel French, Prospère Mimart, R. Hughes, Gaston Hamelin, Pierre Coppola, et al. 2000. The French clarinet school - revisited. [Place of publication not identified]: Grenadilla.</ref> deutlich von demjenigen der "Französischen Schule um 1960. [https://en.wikipedia.org/wiki/Prosper_Mimart Prosper Mimart]<ref>Prosper. Schubert - Der Hirt auf dem Felsen]</ref> ([http://www.parkcitycatalog.com/Schubert%20Shepherd%20on%20the%20Rock1%20-%20Mimart.mp3 Klangbeispiel]) gilt als Vertreter der "alten Französischen Schule".  [https://en.wikipedia.org/wiki/Ulysse_Delécluse Ulisse Delecluse]<ref>
Delecluse, Ulisse. Louis Cahuzac - Fantaisie sur un vieil air champêtre]</ref> ([https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=nVw0qNpo8Ts&feature=emb_logo KLangbeispiel]) als Vertreter der "Französischen Schule".


[[Kategorie:Grundtechnik|Klangfarbe]]
[[Kategorie:Grundtechnik|Klangfarbe]]
[[Kategorie:Interpretation|Klangfarbe]]
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[[Kategorie:Musiklehre|Klangfarbe]]
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== Klangfarbe und Klangästhetik ==
==Historische Zeugnisse==
Physikalisch bestimmt das Verhältnis der Lautstärken von Grundschwingung, Obertönen und Rauschanteilen eines Klanges dessen [https://de.wikipedia.org/wiki/Klangfarbe#Formanten Klangfarbe]. Für Klangfarbe wird auch der Begriff [https://de.wiktionary.org/wiki/Timbre Timbre] verwendet.
Auch in historischen Klarinettenschulen wird der Begriff der Klangfarbe unterschiedlich abgehandelt:
Ein Beispiel einer Analyse des Klarinettenklanges von Ralph McLane präsentier [https://en.wikipedia.org/wiki/Russell_Harlow Russel Harlow] in diesem [https://youtu.be/8Zpnuokdmaw Video]
===Frédéric Berr===
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Das subjektive Empfinden der Klangfarbe unterliegt ästhetischen Entscheidungen, die ihrerseits stark vom aktuellen kulturellen Umfeld geprägt sind. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. hatte sich ein Klangideal eines eher dunklen und weichen Klarinettentones verbreitet. Zum Vergleich mit den subjektiv gefassten Klangvorstellungen des Lesers können folgende Zitate interessieren:
 
=== Frédéric Berr ===
   
   
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=== Carl Baermann ===
===Carl Baermann===
Als wichtiger Aspekt der Grundtechnik muss die Kontrolle über die '''Klangfarbe''' gelten. Carl Baermann beschreibt in seiner Clarinettschule die ideale Klangfarbe entsprechend der Ästhetik seiner Epoche und fordert gleichzeitig eine Formbarkeit des Klanges. Dabei kommt zum Ausdruck, dass der Klang in seiner Schönheit nicht starr ("gefroren"), sondern lebendig und modulationsfähig sein muss:
Als wichtiger Aspekt der Grundtechnik muss die Kontrolle über die '''Klangfarbe''' gelten. Carl Baermann beschreibt in seiner Clarinettschule die ideale Klangfarbe entsprechend der Ästhetik seiner Epoche und fordert gleichzeitig eine Formbarkeit des Klanges. Dabei kommt zum Ausdruck, dass der Klang in seiner Schönheit nicht starr ("gefroren"), sondern lebendig und modulationsfähig sein muss.
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| Text        = Da der Ton das  Mittel ist, durch welches der Künstler zu dem Zuhörer spricht, so muss auf Tonbildung und Veredelung die grösste Mühe und Sorgfalt verwendet werden... Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden, und metallartigen '''Klang''' hat und in allen Nuancen und Lagen denselben Charakter behält, bei grösster Fülle seine Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille oder Schärfe keine unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nüancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt. Doch wenn der Ton auch alle diese Eigenschaften besitzt und es fehlt ihm sein eigentliches Wesen, das "göttliche", welches der Mensch als die Garantie seiner Bestimmung in sich trägt, "die Seele", so ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, das diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometheus nicht erreicht wird.
| Text        = Da der Ton das  Mittel ist, durch welches der Künstler zu dem Zuhörer spricht, so muss auf Tonbildung und Veredelung die grösste Mühe und Sorgfalt verwendet werden [...] Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden, und metallartigen Klang hat und in allen Nuancen und Lagen denselben Charakter behält, bei grösster Fülle seine Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille oder Schärfe keine unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nüancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt. Doch wenn der Ton auch alle diese Eigenschaften besitzt und es fehlt ihm sein eigentliches Wesen, das "göttliche", welches der Mensch als die Garantie seiner Bestimmung in sich trägt, "die Seele", so ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, das diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometheus nicht erreicht wird.
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 11. Juli 2020, 21:45 Uhr

Beiträge der Interviewpartner

Klangfarbe und Klangästhetik

Russel Harlow, Klanganlyse von Ralph McLane[2]

Physikalisch bestimmt das Verhältnis der Lautstärken von Grundschwingung, Obertönen und Rauschanteilen eines Klanges dessen Klangfarbe. Für Klangfarbe wird auch der Begriff Timbre verwendet.

Russel Harlow erläutert am Beispiel eines Klarinettensolos mit dem Klang von Ralph McLane den Zusammenhang zwischen Obertonspektrum, Ansatztechnik und Klangfarbe. Ralf McLane war Schüler von Gaston Hamelin (Klangbeispiel) und spielte mit Doppellippenansatz.

Das subjektive Empfinden der Klangfarbe unterliegt ästhetischen Entscheidungen, die ihrerseits stark vom aktuellen kulturellen Umfeld geprägt sind. Im Verlauf des 20. Jh. nivellierten sich die klanglichen Unterschiede der nationalen Schulen, als Standard etablierte sich ein eher dunkler und weicher Klarinettenton. Die sich im Laufe der Zeit verändernde Klangästhetik innerhalb der Französischen Schule lässt sich anhand historischer Aufnahmen verfolgen. So unterscheidet beispielsweise sich das Klangideal der "alten Französischen Schule" um 1920, gesammelt auf der LP "The French clarinet school - revisited" [1] deutlich von demjenigen der "Französischen Schule um 1960. Prosper Mimart[2] (Klangbeispiel) gilt als Vertreter der "alten Französischen Schule". Ulisse Delecluse[3] (KLangbeispiel) als Vertreter der "Französischen Schule".

Historische Zeugnisse

Auch in historischen Klarinettenschulen wird der Begriff der Klangfarbe unterschiedlich abgehandelt:

Frédéric Berr

„Le plus beau timbre est celui qui réunit la douceur à l’éclat.“

„Das schönste Timbre [Klangfarbe] ist dasjenige, welches Sanftheit mit Leuchten vereinigt.“

Frédéric Berr: Méthode complète S. 3[4]

Carl Baermann

Als wichtiger Aspekt der Grundtechnik muss die Kontrolle über die Klangfarbe gelten. Carl Baermann beschreibt in seiner Clarinettschule die ideale Klangfarbe entsprechend der Ästhetik seiner Epoche und fordert gleichzeitig eine Formbarkeit des Klanges. Dabei kommt zum Ausdruck, dass der Klang in seiner Schönheit nicht starr ("gefroren"), sondern lebendig und modulationsfähig sein muss.

„Da der Ton das Mittel ist, durch welches der Künstler zu dem Zuhörer spricht, so muss auf Tonbildung und Veredelung die grösste Mühe und Sorgfalt verwendet werden [...] Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden, und metallartigen Klang hat und in allen Nuancen und Lagen denselben Charakter behält, bei grösster Fülle seine Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille oder Schärfe keine unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nüancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt. Doch wenn der Ton auch alle diese Eigenschaften besitzt und es fehlt ihm sein eigentliches Wesen, das "göttliche", welches der Mensch als die Garantie seiner Bestimmung in sich trägt, "die Seele", so ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, das diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometheus nicht erreicht wird.“

Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule[5]

Einzelnachweise

  1. Cahuzac, Louis, Folmer Jensen, Isabel French, Prospère Mimart, R. Hughes, Gaston Hamelin, Pierre Coppola, et al. 2000. The French clarinet school - revisited. [Place of publication not identified]: Grenadilla.
  2. Prosper. Schubert - Der Hirt auf dem Felsen]
  3. Delecluse, Ulisse. Louis Cahuzac - Fantaisie sur un vieil air champêtre]
  4. Frédéric Berr: Traité, S. 27. Duverger, Paris, 1836
  5. Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule: von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen; in 2 Theilen und 4 Abtheilungen verfasst; [1,1]. Johann André, Offenbach a/M 1861. Bayerische Staatsbibliothek, S 33.[1]