Aare-Tessin Holding AG – Implementierung wertorientiertes Kennzahlensystem: Unterschied zwischen den Versionen

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*[[Aare-Tessin Holding AG Lösung|Lösung]] (Baumgartner, Dupertuis & Good, 2006, S. 66-68)
*[[Aare-Tessin Holding AG Lösung|Lösung]] (Baumgartner, Dupertuis & Good, 2006, S. 66-68)


[[Kategorie:Fallstudien]]
==Ausgangslage==
Baumgartner wollte mit dem Projekt ein ganzheitliches und aufeinander abgestimmtes Leistungsmessungssystem für den gesamten Konzern erarbeiten. Das System sollte alle Stufen sowohl im operativen als auch im strategischen Bereich beinhalten. Weitere System-Ziele waren (Baumgartner et al., 2006, S. 60):
 
*Vereinfachen von Entscheidungen.
*Verknüpfen von Strategie, Planung, Budget und Reporting.
*Sicherstellung einer wertorientierten Unternehmungsführung.
*Berücksichtigung nichtfinanzieller Elemente.
*Vergleiche innerhalb des Konzerns ermöglichen.
*Verständlich und einfach ermittelbare Kennzahlen.
 
In einer ersten Phase wurden die gesamte Wertschöpfungskette und alle Schnittstellen der Atel-Gruppe analysiert. In der zweiten Phase erstellte die Projektgruppe einen sogenannten Wertreiberbaum, der alle operativen und finanziellen Werttreiber aufzeigte. Dazu wurde der Wertbeitrag (vgl. [[Economic Value Added]]) als Schlüsselkennzahl für die normative Geschäftsebene festgelegt. Anschliessend wurden alle Werttreiber, die diesen Wertbeitrag beeinflussen aufgelistet, strukturiert und miteinander verbunden. Die Abbildung 1 stellt ein stark vereinfachtes Modell des Werttreiberbaumes der Atel Gruppe dar. Ziel dieses Wertbaumes war, aufzuzeigen welche Messgrössen Einflüsse auf den Wertbeitrag hatten (Baumgartner et al., 2006, S. 61-67).
 
[[Datei:U10 Fallstudie Aare-Tessin Aufgabenstellung Abbildung 1 Werttreiberbaum der Atel-Gruppe (Baumgartner et al., 2006, S. 67).jpg|500px|thumb|Abbildung 1: Werttreiberbaum der Atel Gruppe (Baumgartner et al., 2006, S. 67)]]
 
Die dritte Phase erarbeitete, aufbauend auf den Kennzahlen des Werttreiberbaumes, ein Kennzahlensystem für alle Hierarchieebenen. Dies bedeutet, dass allen Hierarchieebenen spezifische Messgrössen zugeordnet wurden. Anhand dieser Messgrössen definierte das Management später die Leistungsmessung. Das System zeigte klar auf, dass je näher die Hierarchiestufe am Tagesgeschäft war, je wichtiger waren operative Messgrössen. In den höheren Hierarchieebenen fand hingegen eine Verschiebung von operativen Kennzahlen zu wertorientierten Messgrössen statt. Auf der Stufe Konzern war schlussendlich der [[Economic Value Added]] (vgl. Werttreiberbaum auf der Abbildung 1) die Schlüsselkennzahl (Baumgartner et al., 2006, S. 64-68).
 
Bei der Planung und der Budgetierung bestimmte neu das oberste Management Rahmenbedingungen, welche dann durch die Geschäftseinheiten und Segmente konkretisiert und bottom-up validiert wurden. Anhand dieser Plandaten erstellte die Konzernführung top-down Vorgabegrössen für alle Hierarchiestufen. Wegen dem erneuerten Kennzahlensystem wurde auch das Berichtswesen angepasst. Das Management erhielt nur noch wenige Kennzahlen und konnte bei Abweichungen oder Unsicherheiten detailliertere Angaben von den Controllern verlangen (Baumgartner et al., 2006, S. 69-71).
 
Gemäss Baumgartner fand das im Jahr 2005 beendete Projekt grosse Akzeptanz bei den Mitarbeitenden und stärkte die Atel Gruppe nachhaltig. Nach dem Unternehmenszusammenschluss im Jahr 2009 zur Alpiq Holding AG wurden die Kennzahlensysteme von der Atel Gruppe und der ESO Holding AG zu einem soliden Kennzahlensystem verschmelzt (Baumgartner et al., 2006, S. 71-72).
 
== Fragen zur Fallstudie ==
#Was stellt ein Werttreiberbaum dar?
#Erstellen Sie einen Werttreiberbaum eines Ihnen bekannten Unternehmens.
#Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Atel Gruppe für ihr neues Kennzahlensystem?
 
== Quellen ==
== Quellen ==
=== Literaturverzeichnis ===
*Alpiq Holding AG. Geschichte. [http://www.alpiq.com/de/ueber-alpiq/geschichte/history.jsp Gebündelte Kraft mit langer Tradition]. Online (01.11.2012).
*Alpiq Holding AG. Geschichte. [http://www.alpiq.com/de/ueber-alpiq/geschichte/history.jsp Gebündelte Kraft mit langer Tradition]. Online (01.11.2012).
*Baumgartner, K., Dupertuis, F. & Good, D. (2006). Wertorientiertes Kennzahlen- und Vorgabesystem für die Atel-Gruppe. In Horváth und Partners (Hrsg.). Performance Measurement (S. 57-72). Zürich: Versus Verlag AG.
*Baumgartner, K., Dupertuis, F. & Good, D. (2006). Wertorientiertes Kennzahlen- und Vorgabesystem für die Atel Gruppe. In Horváth und Partners (Hrsg.). Performance Measurement (S. 57-72). Zürich: Versus Verlag AG.
 
[[Kategorie:Fallstudien]]

Version vom 4. April 2016, 15:31 Uhr

Die Atel Gruppe war ein führendes, europaweit tätiges Elektrizitätsunternehmen, dessen Kernkompetenzen im Energiehandel und im Energieservice lagen. Im Jahr 2009 schlossen sich die Aare-Tessin Holding AG und die Energie Ouest Suisse Holding AG zur Alpiq Holding AG zusammen (Alpiq Holding AG, online).

Das Kennzahlensystem der Atel Gruppe wuchs bis ins Jahr 2004 stetig an. Das Management wurde mit Informationen überflutet und man fragte sich, ob die verwendeten Führungsmessgrössen überhaupt die richtigen Anreize schufen. Herr Baumgartner, der ehemalige CFO der Atel Gruppe, forcierte in den Jahren 2004 bis 2005 ein Projekt, welches ein wertorientiertes Kennzahlen- und Anreizsystem im Konzern implementierte (Baumgartner, Dupertuis & Good, 2006, S. 60).

  • Aufgabenstellung (Baumgartner, Dupertuis & Good, 2006, S. 60-71; Alpiq Holding AG, online)
  • Lösung (Baumgartner, Dupertuis & Good, 2006, S. 66-68)

Ausgangslage

Baumgartner wollte mit dem Projekt ein ganzheitliches und aufeinander abgestimmtes Leistungsmessungssystem für den gesamten Konzern erarbeiten. Das System sollte alle Stufen sowohl im operativen als auch im strategischen Bereich beinhalten. Weitere System-Ziele waren (Baumgartner et al., 2006, S. 60):

  • Vereinfachen von Entscheidungen.
  • Verknüpfen von Strategie, Planung, Budget und Reporting.
  • Sicherstellung einer wertorientierten Unternehmungsführung.
  • Berücksichtigung nichtfinanzieller Elemente.
  • Vergleiche innerhalb des Konzerns ermöglichen.
  • Verständlich und einfach ermittelbare Kennzahlen.

In einer ersten Phase wurden die gesamte Wertschöpfungskette und alle Schnittstellen der Atel-Gruppe analysiert. In der zweiten Phase erstellte die Projektgruppe einen sogenannten Wertreiberbaum, der alle operativen und finanziellen Werttreiber aufzeigte. Dazu wurde der Wertbeitrag (vgl. Economic Value Added) als Schlüsselkennzahl für die normative Geschäftsebene festgelegt. Anschliessend wurden alle Werttreiber, die diesen Wertbeitrag beeinflussen aufgelistet, strukturiert und miteinander verbunden. Die Abbildung 1 stellt ein stark vereinfachtes Modell des Werttreiberbaumes der Atel Gruppe dar. Ziel dieses Wertbaumes war, aufzuzeigen welche Messgrössen Einflüsse auf den Wertbeitrag hatten (Baumgartner et al., 2006, S. 61-67).

Abbildung 1: Werttreiberbaum der Atel Gruppe (Baumgartner et al., 2006, S. 67)

Die dritte Phase erarbeitete, aufbauend auf den Kennzahlen des Werttreiberbaumes, ein Kennzahlensystem für alle Hierarchieebenen. Dies bedeutet, dass allen Hierarchieebenen spezifische Messgrössen zugeordnet wurden. Anhand dieser Messgrössen definierte das Management später die Leistungsmessung. Das System zeigte klar auf, dass je näher die Hierarchiestufe am Tagesgeschäft war, je wichtiger waren operative Messgrössen. In den höheren Hierarchieebenen fand hingegen eine Verschiebung von operativen Kennzahlen zu wertorientierten Messgrössen statt. Auf der Stufe Konzern war schlussendlich der Economic Value Added (vgl. Werttreiberbaum auf der Abbildung 1) die Schlüsselkennzahl (Baumgartner et al., 2006, S. 64-68).

Bei der Planung und der Budgetierung bestimmte neu das oberste Management Rahmenbedingungen, welche dann durch die Geschäftseinheiten und Segmente konkretisiert und bottom-up validiert wurden. Anhand dieser Plandaten erstellte die Konzernführung top-down Vorgabegrössen für alle Hierarchiestufen. Wegen dem erneuerten Kennzahlensystem wurde auch das Berichtswesen angepasst. Das Management erhielt nur noch wenige Kennzahlen und konnte bei Abweichungen oder Unsicherheiten detailliertere Angaben von den Controllern verlangen (Baumgartner et al., 2006, S. 69-71).

Gemäss Baumgartner fand das im Jahr 2005 beendete Projekt grosse Akzeptanz bei den Mitarbeitenden und stärkte die Atel Gruppe nachhaltig. Nach dem Unternehmenszusammenschluss im Jahr 2009 zur Alpiq Holding AG wurden die Kennzahlensysteme von der Atel Gruppe und der ESO Holding AG zu einem soliden Kennzahlensystem verschmelzt (Baumgartner et al., 2006, S. 71-72).

Fragen zur Fallstudie

  1. Was stellt ein Werttreiberbaum dar?
  2. Erstellen Sie einen Werttreiberbaum eines Ihnen bekannten Unternehmens.
  3. Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Atel Gruppe für ihr neues Kennzahlensystem?

Quellen

  • Alpiq Holding AG. Geschichte. Gebündelte Kraft mit langer Tradition. Online (01.11.2012).
  • Baumgartner, K., Dupertuis, F. & Good, D. (2006). Wertorientiertes Kennzahlen- und Vorgabesystem für die Atel Gruppe. In Horváth und Partners (Hrsg.). Performance Measurement (S. 57-72). Zürich: Versus Verlag AG.