Cashflow-basierte Messgrössen

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Geprüft: Positiv beurteilt

Cashflows basieren auf Zahlungsflüssen und liefern objektive Angaben für die Performance-Analyse (Fickert, Geuppert & Künzle, 2003, S. 51). Die Kennzahlen lassen sich nach absoluten und relativen Messgrössen differenzieren (Behringer, 2014, S. 89). Auch Ewert & Wagenhofer (2014) unterscheiden bei den Cashflow-basierten Kennzahlen als Performancemasse die Wertbeitragszahlen und die Rentabilitätskennzahlen. Dabei stellen Wertbeitragskennzahlen absolute Grössen dar, welche die Wertänderung in einem gewissen Zeitraum ermitteln. Rentabilitätskennzahlen sind relative Werte, die das Verhältnis von einer Erfolgsgrösse zum verwendeten Kapital zeigen (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 517).

Absolute Cashflow Kennzahlen

Messgrössen aus der Geldflussrechnung

Struktur

Horváth (2011) gliedert den Cashflow in die drei Bereiche operativer Cashflow, Investitions-Cashflow und Finanzierungs-Cashflow. Der operative Cashflow stellt dabei den Überschuss aus der Betriebstätigkeit dar. Bei der Definition von Horváth werden beim operativen Cashflow zusätzlich die Zinszahlungen mitberücksichtigt. Unter dem Investitions-Cashflow wird die Differenz zwischen Ein- und Auszahlungen bezüglich den langfristigen Betriebsressourcen verstanden. Der Finanzierungs-Cashflow resultiert schliesslich aus den Einlagen und Auslagen durch Bewegungen mit den Eigen- und Fremdkapitalgebern (S. 386).

Nach Coenenberg, Fischer und Günther (2012) sind je nach Verantwortlichkeit eines Investment-Centers der operative Cashflow sowie der Cashflow aus Investitionstätigkeit wichtig für die Liquiditätshandhabung der einzelnen Divisionen. Der Finanzierungs-Cashflow ist jedoch nur dann von Wichtigkeit, wenn die entsprechende Division auch bei Finanzierungsbeschlüssen Verantwortung trägt (S. 815).

In diesem Video von MoneyWeek (2012) werden der Cashflow und die verschiedenen Bereiche genauer erläutert.

Free Cashflow

Strategie

Der Free Cashflow berechnet sich als Differenz vom operativen Cashflow und dem Cashflow aus Investitionstätigkeit. Der Free Cashflow (FCF) zeigt die Innenfinanzierungskraft eines Unternehmens (Coenenberg et al., 2012, S. 815). Falls der operative Cashflow den Cashflow aus Investitionstätigkeit übersteigt, stellt dies für die Investoren eine Wertgenerierung dar (Fickert et al., 2003, S. 223). Daher sind Divisionen mit einem positiven Free Cashflow Casherzeuger und solche mit einem negativen Free Cashflow dementsprechend Cashvernichter (Coenenberg et al., 2012, S. 820). Über längere Zeit beobachtet gibt der FCF Auskunft, ob eine Geschäftsstrategie genügend Liquidität generiert (Gehrig, 2013, S. 94-95). Bei der Interpretation darf nicht vergessen werden, dass einem hohen FCF auch Investitionseinschränkungen und übermässige Desinvestitionen zu Grunde liegen können (Fischer, Möller & Schultze, 2015, S. 355).

Cash Value Added

Der Cash Value Added (CVA) basiert auf dem CFROI und ist daher Cashflow basierend (Ossadnik, 2009, S. 334). Falls der CFROI den Kapitalkostensatz (z. B. den WACC) übersteigt, resultiert ein positiver Spread. Der absolute Wertzuwachs eines Unternehmens wird berechnet, indem man den Spread mit der Bruttoinvestitionsbasis (BIB) multipliziert. Dieser absolute Wertzuwachs wird Cash Value Added genannt (Ziegenbein, 2007, S. 279) (Berechnung siehe CVA).

Relative Cashflow Kennzahlen

Brutto Cashflow Return on Investment

Brutto-CFROI (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 524)

Beim Brutto-CFROI wird der Brutto-Cashflow im Zähler eingesetzt. Als Verhältnisgrösse wird das brutto investierte Kapital verwendet. Das brutto investierte Kapital beinhaltet das Eigenkapital und das verzinsliche Fremdkapital. Dieses wird auf Basis der Buchwerte und unter Einbezug der angesammelten Abschreibungen berechnet (quasi zu „Anschaffungskosten“). Mit der Bezugsgrösse des brutto investierten Kapitals wird verhindert, dass mit einem Anstieg der Abschreibungen die Rentabilität wächst.

Einen Nachteil des Brutto-CFROI bilden die nicht vorhandenen Investitionen im Zähler. Es wird angenommen, dass das Vermögen für einen unbegrenzten Zeitraum vorhanden ist und dementsprechend laufend Einzahlungsüberschüsse erzeugt. Bei einer üblichen Geschäftstätigkeit werden jedoch von Zeit zu Zeit Ersatzinvestitionen erforderlich. Daher stellt der Brutto-CFROI die Unternehmensentwicklung zu vorteilhaft dar (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 524).

Cashflow Return on Investment

CFROI (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 525)

Beim CFROI wird im Zähler zusätzlich eine ökonomische Abschreibung berücksichtigt (Gladen, 2014, S. 146). Da die Ersatzinvestitionen in unregelmässigen Abständen anfallen, wird mit Hilfe der ökonomischen Abschreibung versucht, eine Glättung über den Zeitraum zu erreichen. Die ökonomische Abschreibung beschreibt dabei den jährlich fixen Betrag, den man bis zum Ablauf der Nutzungsdauer am Kapitalmarkt zurücklegen müsste, um die Investitionszahlungen zu erreichen (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 525).

Da der CFROI auf dem Cashflow beruht, ergeben sich weniger buchhalterische Verfälschungen. Er ist daher nicht so sehr manipulierbar. Zusätzlich erlaubt der CFROI eine Betrachtung von Unternehmen mit verschiedenen Altersstrukturen der Aktiven (Gladen, 2014, S. 146-147). Nach Klempien (2014) können das operative Geschäft sowie die einzelnen Divisionen mithilfe des CFROI besser gemessen werden (Klempien, 2014, online).

Cashflow-Marge

Cashflow-Marge (Leimgruber & Prochinig, 2014, S. 83)

Die Cashflow-Marge wird in gewisser Literatur auch als Cashflow-Umsatzrate bezeichnet. Die Cashflow-Marge gibt an, wie viel Prozent des Umsatzes als effektiver Geldzufluss verbleibt. Berechnet wird die Cashflow-Marge dadurch, dass man den Cashflow durch den Umsatz dividiert. Die Cashflow-Marge ist eine geeignete Messgrösse, um die finanzielle Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens bei Preisschwankungen zu ermitteln. Zudem ist sie bilanzpolitisch weniger beeinflussbar als die aus der Erfolgsrechnung abgeleitete Marge. Die Cashflow-Marge ist eine gute Vergleichszahl innerhalb derselben Branche (Lachnit & Müller, 2012, S. 305).

Cashflow/Investitions-Verhältnis

Cashflow/Investitons-Verhältnis (Leimgruber & Prochinig, 2014, S. 74)

Das Cashflow/Investitions-Verhältnis gibt Auskunft über die Leistungsfähigkeit einer Unternehmung. Es zeigt wie die Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen der Periode durch den erwirtschafteten Cashflow gedeckt werden. Zur Berechnung wird der operative Cashflow durch die Netto-Investitionen dividiert. Dabei ähnelt ihre Aussage stark dem Free Cashflow. Hingegen ist das Cashflow/Investitions-Verhältnis ein Prozentsatz und kann somit als Vergleichswert innerhalb einer Unternehmung oder Branche dienen. Können alle Investitionen innerhalb der Unternehmung ohne Fremd- oder Eigenkapitalgelder finanziert werden, wird der Wert der Kennzahl über 100% liegen. Es kann aber auch sein, dass die Kennzahl deswegen in einem hohen Mass positiv ausfällt, weil Unternehmungen Investitionen vernachlässigen (Leimgruber & Prochinig, 2014, S. 74).

Dynamischer Verschuldungsgrad

Struktur
Verschuldungsfaktor (Leimgruber & Prochinig, 2014, S. 79)

Die Kennzahl gibt Auskunft über die Anzahl Jahre, die es braucht, um die Effektivverschuldung mit dem erzielten Cashflow zu begleichen. Die Effektivverschuldung wird ermittelt, indem vom Fremdkapital die flüssigen Mittel und die kurzfristigen Forderungen subtrahiert werden. Anschliessend wird die Effektivverschuldung durch den operativen Cashflow dividiert. Die Kennzahl ist im Vergleich zu statischen Finanzierungskennzahlen, wie beispielsweise dem Liquiditätsgrad I, zeitlich akkurater und damit besser geeignet um die Verschuldung zu messen. Der Zeitreihenvergleich ermöglicht zudem eine Insolvenzprognose. Da bei nahender Krise die Effektivverschuldung steigt und der operative Cashflow sinkt, fällt das Ergebnis besonders deutlich aus. Einziger Kritikpunkt ist, dass der Cashflow nicht für die Schuldentilgung bestimmt ist, sondern für die Finanzierung von Investitionen und zur Gewinnausschüttung (Leimgruber & Prochinig, 2014, S. 79).

Die Messgrösse der dynamischen Verschuldung ist nur insofern sinnvoll einzusetzen, als den einzelnen Geschäftsbereichen die Verantwortung bezüglich Finanzierungsentscheidungen übertragen wurde (Coenenberg et al., 2012, S. 819).

Vor- und Nachteile

+ Relative Cashflow Kennzahlen werden im Vergleich zu ROI-Kennzahlen nicht durch bilanzpolitische Aktionen beeinflusst (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 523). Auch Fischer et al. (2012) vertreten die Meinung, dass der Cashflow nur in einem geringen Masse manipulierbar ist (S. 353).

+ Cashflow-basierte Kennzahlen tragen zur Sicherung der Liquidität bei (Hornung, 2007, S. 15).

+ Verzerrungen der Rentabilität aufgrund von Abschreibungen können mit dem brutto investierten Kapital verhindert werden (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 523).

+ Durch den direkten Bezug zwischen Cashflow und Unternehmenswert kann der Cashflow als ein geeignetes Performancemass betrachtet werden (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 545).

- Cashflows eines Bereiches können während einer Geschäftsperiode stark variieren (Gladen, 2014, S. 147-148). Auch Ewert und Wagenhofer (2014) nennen die starken Volatilitäten, vor allem bei der Investitionstätigkeit, als nachteilig (S. 56).

- Der Cashflow ist nicht aussagekräftig für die wirkliche Performance einer gewissen Zeitperiode, da das Management den Cashflow mittels gezielten Massnahmen manipulieren kann (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 518).

- „Obwohl der Cashflow in einer bestimmten Periode mit dem Unternehmenswert verknüpft ist, ist der Cashflow von einer einzigen Periode (wenn er isoliert betrachtet wird) nicht aussagekräftig für die Leistungsmessung“ (vgl. Wertorientierte Messgrössen) (Hopper, Northcott & Scapens, 2007, S. 256, eigene Übersetzung).

Praxis

Struktur Kultur

Nach Siegwart, Reinecke und Sander (2010) sollen in einem Unternehmen Kennzahlen bezüglich der Rentabilität und des Cashflows parallel zueinander eingesetzt werden (S. 99). Auch Coenenberg et al. (2012) stellen fest, dass die Erfolgssteuerung durch die Liquiditätssteuerung vervollständigt werden soll. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass die gewählte Cashflow-Grösse im Verantwortungsbereich des Bereichsleiters liegt (S. 815).

Fischer et. al. (2012) haben jedoch festgestellt, dass Cashflow-basierte Messgrössen vor allem für nicht Finanzexperten mangels Verständlichkeit schwierig zu interpretieren sind und somit eine Steuerung mit Cashflow-basierten Messgrössen ungeeignet ist (S. 342). Die Berechnung von Cashflow-basierten Messgrössen ist komplex. In der Praxis wird deshalb mit vereinfachten Formeln gerechnet. Der operative Cashflow wird beispielsweise oft durch den EBITDA ersetzt (Gitt, Völl & Kettenring, 2013, S. 107).

Lern- und Praxismaterialien

Aufgaben

Quellen

Literaturverzeichnis

Weiterführende Literatur

Autoren

Olivier Rudin, Katja Schaller, Basil Schlegel, Géraldine Seitz