SaaS – Chancen und Gefahren aus verschiedenen Perspektiven

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Die Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiken aus Sicht des Controllers in der Anwendung von Software-as-a-Service (SaaS) werden nachfolgend ergänzend aus weiteren Sichten seitens Servicenehmer und Servicegeber aufgeführt.


Vorteile und Chancen von SaaS

Servicenehmer

Prozesse mit einem hohen Grad an Standardisierung werden von SaaS-Lösungen übernommen, da diese meistens nicht unternehmensindividuell angepasst werden müssen (Reinheimer, 2018, S. 33). Eine Realisierung des SaaS-Konzepts ist in nahezu allen Bereichen denkbar, in denen Standardsoftware zum Einsatz kommt. Massgeblich dafür ist vor allem der hohe Grad an wiederkehrenden Funktionen und Prozessen, die sich in der genannten Software standardisieren lassen (Reinheimer, 2018, S. 11).

Aus finanzieller Sicht

  • Geringere Investitionskosten in eigene IT-Infrastruktur / Hardware / Software sowie Verringerung der Kapitalbindung durch den Einsatz von Cloud Services, da auf Basis eines variablen Kostenmodells nur für verbrauchsabhängige Leistungen bezahlt wird (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Niedrige Implementierungskosten dank Betriebssystem- und Plattformunabhängigkeit von SaaS-Lösungen, die typischerweise auf jedem gängigen Webbrowser funktionieren (Reinheimer, 2018, S. 33).
  • Potenzial zur Reduktion von IT-Betriebsaufwänden sowie des IT-Personals durch SaaS-Lösungen (Reinheimer, 2018, S. 119)
  • Niedrigere Betriebs- und Wartungskosten (Reinheimer, 2018, S. 16)
  • Kleinere Unternehmen, allen voran Start-ups, die noch über keine eigene IT-Infrastruktur verfügen, erhalten Zugang zu Technologien, die früher nur grossen Unternehmen zur Verfügung stand (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Für junge Unternehmen bietet SaaS einen kostengünstigen Start und die Option, im Erfolgsfall schnell wachsen zu können (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Skaleneffekte seitens Servicegeber können anhand von günstigeren Angeboten den Servicenehmern weitergegeben werden (Reinheimer,2018, S. 15).
  • Schnellere Realisierung von IT-Projekten, auch bei fehlendem Know-how (Reinheimer, 2018, S. 16)

Aus Sicht des Anwenders

  • Anwender benötigen zur Nutzung von SaaS-Diensten in den meisten Fällen lediglich einen Internet-Zugang und einen Webbrowser (Reinheimer, 2018, S. 11).
  • Anbieter setzen auf vertraute Weboberflächen: Saas ist inspiriert von verbraucherorientierten Webseiten, die die Nutzer bereits kennen. Dies beschleunigt die Akzeptanz im Unternehmen (Salesforce, online).
  • Neue Technologien (z.B. AJAX (Asynchronous JavaScript and XML) und HTML5), erlauben eine nahezu desktopartige Nutzung der SaaS-Software. Dadurch werden Kenntnisse bzw. Expertise und Kontrolle der Funktionalität der Technologieinfrastruktur überflüssig (Reinheimer, 2018, S. 11).
  • Die Verantwortung für den Betrieb und die Wartung der Software liegt beim SaaS-Dienstanbieter (Reinheimer, 2018, S. 11).
  • Ermöglicht nicht nur hardware-, sondern auch ortsunabhängigen Zugriff (Reinheimer, 2018, S. 16).
  • Geschwindigkeit für Implementierung: ein Service steht dem Kunden in der Regel innert kürzester Zeit zur Verfügung (Reinheimer, 2018, S. 63).
  • Der Kunde profitiert von Innovationen: Ein Cloud Service wird kontinuierlich verbessert, erweitert, vereinfacht (Reinheimer, 2018, S. 63).
  • Der einfache Zugriff über vernetzte Geräte lassen sich gemäss Anbieter Daten und Informationen leichter synchronisieren und der Zugriff auf sie besser verwalten (Salesforce, online).
  • Mit einigen SaaS Produkten ermöglichen Anbieter die team- und/oder standortübergreifende Zusammenarbeit (Salesforce, online).

Aus Sicht der Infrastruktur und Wartung

  • Die Anforderungen an die lokalen Rechnerkapazitäten wie Festplattenspeicher oder CPU-Geschwindigkeit werden reduziert, da die eigentliche Rechenleistung nicht auf dem lokalen Rechner, sondern in den Cloud-Stacks stattfindet (Reinheimer, 2018, S. 11).
  • Das SaaS-Konzept erlaubt eine Flexibilisierung hinsichtlich der Hardware-Leistung, auf Wachstum oder Expansion reagieren zu können (Link, 2017, S.72).
  • Reduzierter Administrations- und Wartungsaufwand, da Support und Wartung der Software – wie bei SaaS üblich – durch den Hersteller erfolgt. Ebenso gehört die Bereitstellung von Updates, das Ausführen von Backups oder die Archivierung zu den Aufgaben des Dienstanbieters (Reinheimer, 2018, S. 14).
  • Die Komplexität von IT-Landschaften innerhalb der Unternehmen wird durch die Einführung von Abstraktionsebenen reduziert, sodass der Administrations- und Wartungsaufwand drastisch sinkt (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Anbieter versprechen eine schnellere Bereitstellung zusätzlicher Funktionen: Aktualisierungen finden oft wöchentlich oder monatlich statt; Legacy-Versionen der Software müssen nicht gewartet oder unterstützt werden (Salesforce, online).
  • Die durch die Anwendung von SaaS freigesetzten Ressourcen können in eigene Kernkompetenzen investiert werden (Reinheimer, 2018, S. 33).

Aus strategischer Sicht

  • Unternehmen können sich auf Kernaufgaben wie der Optimierung von Geschäftsprozessen, Stärkung der Wettbewerbsvorteile sowie der Entwicklung neuer Geschäftsbereiche widmen (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Insbesondere Fachabteilungen erhalten mehr Verantwortung in Bezug auf die Auswahl der eingesetzten IT-Services. Sie sindie oftmals Nutzer der Services und verfügen damit auch über fachliche Kompetenzen, um die Prozessunterstützung der IT mit zu gestalten (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Gesteigerte Datensicherheit, resultierend aus verteilten Speichersystemen sowie der Sicherstellung der Verfügbarkeit und Performance durch redundante Systeme (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • SaaS kann dazu beitragen, dass Unternehmen in Zukunft besser auf Marktveränderungen und geschäftliche Anforderungen reagieren können (Reinheimer, 2018, S. 16).

Servicegeber

Aus finanzieller Sicht

  • Die Bündelung und Bereitstellung von Ressourcen für eine grosse Nutzerzahl führen zu einer besseren Gesamtauslastung der Infrastruktur und somit zu sinkenden Durchschnittskosten je Leistungseinheit, indem beispielsweise Betriebs- und Wartungskosten auf viele Nutzer verteilt werden (Reinheimer, 2018, S. 15).
  • Durch die Nutzung von Skaleneffekten verfügen Cloud-Anbieter über eine vorteilhafte Verhandlungsmacht gegenüber Zulieferern (Hardwarehersteller, Energieversorger, Netzbetreiber etc.), sodass Cloud-Anwender in Form von günstigeren Angeboten davon profitieren können (Reinheimer, 2018, S. 15).

Nachteile und Gefahren von SaaS

Servicenehmer

Aus strategischer Sicht

  • Die Sicherheit ist ein weiterer häufig aufgeführter Nachteil von SaaS-Lösungen. Insbesondere das Auslagern von sensiblen Daten an externe Dienstleister ist kritisch zu betrachten (Reinheimer, 2018, S. 34).
  • Die Abhängigkeit von Cloud-Dienstleister erhöht die Gefahr eines Anbieter Lock-Ins (Reinheimer, 2018, S. 17).
  • Bei der Migration von Anwendungen in die Cloud entfällt der direkte Einflussbereich von Unternehmen, zum anderen bietet die zentralisierte Speicherung von grossen Datenmengen eine breitere Angriffsfläche (Reinheimer, 2018, S. 16).
  • Die mangelnde Existenz von Standards erhöht den Integrations- und Migrationsaufwand und kann viele Vorteile des Cloud Computing zunichte machen (Reinheimer, 2018, S. 16).
  • Unternehmen sehen sich daher auf dem Weg in die Cloud mit technischen, rechtlichen und nicht zuletzt organisatorischen Risiken konfrontiert, die es zu bewältigen bzw. abzuwägen gilt (Reinheimer, 2018, S. 17).
  • Mit der Verlagerung des Verantwortungsbereichs an Dritte müssen Regeln zur Nutzung oder Bereitstellung von Cloud Services umso mehr eingehalten werden. Doch diese müssen zuvor festgelegt und in der Unternehmensstrategie verankert werden. Ansonsten droht ein unkontrollierter Einsatz von Cloud Services und begünstigt die Entstehung einer Schatten-IT im Unternehmen (Münzl et al., 2015; Reinheimer, 2018, S. 17).
  • Unzureichende Auswahlkriterien von Services können zum Verlust von Unternehmensgeheimnissen oder zum Missbrauch von Daten führen (Reinheimer, 2018, S. 17).

Aus Sicht des Anwenders

  • Die Anpassungs- und Integrationsmöglichkeiten von SaaS-Software sind oftmals eingeschränkt, da die Anwendungen über eine Multi-Tenant-Architektur einer breiten Masse an Anwendern zur Verfügung gestellt werden (Reinheimer, 2018, S. 11).
  • Ein Nachteil der Nutzung von SaaS im Vergleich zur Individualsoftware ist insbesondere eine höhere Diskrepanz zwischen den unternehmensspezifischen Anforderungen und den standardisierten Prozessen von SaaS-Lösungen (Reinheimer, 2018, S. 33).
  • Dem Kunden wird immer die aktuellste Softwareversion zur Verfügung gestellt. Dies könnte dazu führen, dass der Zeitpunkt von Programmaktualisierungen nicht mehr vom SaaS-Kunden gesteuert werden kann und es zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommt (Reinheimer, 2018, S. 34).
  • Die Nutzung des Services ist zudem abhängig von der Datenkonnektivität und deren Performance (Gärtner & Rockenschaub, 2015, S. 710).

Aus Sicht der Infrastruktur und Wartung

  • Um einen Grossteil der Risiken zu minimieren, müssen Anwenderunternehmen daher besonders hohe Anforderungen an die Sicherheitsfunktionen von Cloud Services stellen und Massnahmen zum Erhalt dieser Funktionen eng mit dem Cloud-Dienstleister abstimmen (Reinheimer, 2018, S. 17).

Servicegeber

Aus finanzieller Sicht

  • SaaS-Anbieter haben zu Beginn hohe Einführungskosten (Reinheimer, 2018, S. 36).
  • Neben der eigentlichen Produktentwicklung entstehen Kosten für Schulungen von Mitarbeitern und Marketing (Reinheimer, 2018, S. 36).
  • Im Gegensatz zur traditionellen Software müssen SaaS-Anbieter über eine längere Zeit ihre Investitionen vorfinanzieren, da die Einnahmen zu Beginn geringer sind als beim traditionellen Softwaregeschäft (Reinheimer, 2018, S. 36).

Aus Sicht der Infrastruktur und Wartung

  • Stark individualisierte und dennoch mit Cloud Attributen versehene Mischformen stellen eine grosse Herausforderung dar. Im Vergleich zur Public Cloud Variante fehlen hier die grossen Skalierungseffekte, kundenindividuelle Landschaften sind der Standard. Die Digitalisierung hat hierbei zur Folge, das verschiedenste Industrien und Prozesse individuelle Anforderungen an Cloud Anbieter stellen, die individuell erfüllt werden müssen (Reinheimer, 2018, S. 62).

Quellen

Autoren

Andrey Simon Laszlo, Eberhard Marco, Hotic Amra, Montangero Christian