Frédéric Berr: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. August 2014, 19:03 Uhr
Frédéric Berr[1][1], 1794 in Mannheim geboren, erhielt im Alter von sechs Jahren seinen ersten Unterricht auf der Violine von seinem Vater Jacob Berr. Später lernte er auch Flöte und Fagott, das über längere Zeit Berrs bevorzugtes Instrument bleiben sollte. Schon mit 16 Jahren wurde er von seinem Vater in die Dienste des 39. französischen Infanterieregimentes in Landau geschickt. Bald sah er sich dort in leitender Funktion, so musste er sich auch dem Studium der Klarinette widmen, denn von der Klarinette aus wurden die Militärkapellen dirigiert. Nach vielen Dienstjahren in der Militärmusik Napoleons gelang es ihm, in Paris Fuss zu fassen, wo er 1831 bis 1838 als Nachfolger von Jean-Xavier Lefèvre im Conservatoire de Paris unterrichte. 1836 veröffentlichte er zwei grosse pädagogische Werke für Klarinette: die "Méthode" [2] und das sehr umfrangreiche "Traité"[2]. Mit seinen Erfahrungen als Violinist, die er auf die Klarinette zu übertragen wusste, gelangte er durch sein vielgerühmtes Spiel als Soloklarinettist im Théatre Italien zu hohem Ansehen. Als Komponist bildete er sich vorerst autodidaktisch aus, später erhielt er Unterricht von François-Joseph Fétis und Anton Reicha. Sein kompositorisches Schaffen umfasst ca. 500 Werke, vorwiegend Musik für grössere Harmoniebesetzungen und Kammermusik mit Bläsern.
Frédéric Berr führte das „Untersichblasen“ als neue Ansatz-Methode am Pariser Konservatorium ein. Seine „Méthode“ enthält neben differnziert erläuterten Themen der Klarintettendidaktik i den zahlreiche Duetten wertvolles stilistisches Übungsmaterial.
Musikalisch-ästhetische Grundsätze
Während sich Jean-Xavier Lefèvre, Berrs Vorgänger am Conservatoire de Paris, bei seinen musikalisch-ästhetischen Grundsätzen mit Begeisterung und viel Idealismus an der griechischen Antike orientierte, schien sich die Realität - was die Klangästhetik betrifft - nicht immer nach seinen Wunschvorstellungen zu entwickeln. 1832 kritisiert Mendelssohn Lefèvres Schüler I. F. Dacosta in einem Brief an Zelter:
„[...]die erste Clarinette, die schreit und einen steifen, nicht angenehmen Vortrag und Ton hat[[...]“
Frédéric Berr dürfte sich ein ähnlich kritisches Urteil über das französische Klarinettenspiel gemacht haben. Er stand den verschiedenen nationalen Entwicklungen und Traditionen wohl kritisch aber auch offener, wie manch in Paris ausgebildeter Musiker, gegenüber. Auf der ersten Seite seiner "Méthode" beschreibt er die Vorzüge von Heinrich Baermanns das Klarinettenspiel, das in Paris 1818 mit Begeisterung aufgenommen wurde. Er stellt die Verbindung zu Baermanns Lehrer, Joseph Beer her, dessen Schule im Gegensatz zu dem im Conservatoire de Paris vorgeschriebenem "Übersichblasen" das "Untersichblasen" pflegte. Berr führte die erstaunlichen klanglichen und dynamischen Möglichkeiten, welche viele deutsche Klarinettisten auszeichnete, auf diese Ansatztechnik zurück. Er warnt aber gleichzeitig davor, nicht auf das Mundstück zu beissen und zu leichte Blätter zu spielen, wie es viele deutsche Klarinettisten tun würden.
Müllers Erfindungen zusätzlicher Klappen hatten in erster Linie die tonartliche Beweglichkeit zum Ziel. Indem die oft komplizierten Gabelgriffe durch einfachere Fingersätze ersetzt wurden, liessen sich viele Figuren einfacher spielen. Die neuen Griffe waren auch klanglich kräftiger und stabiler wie die Gabelgriffe, insbesondere f’ und fis’. Unvergleichlich besser wurde die Intonation von h. Diese Neuerungen kamen Frédéric Berrs Vorstellungen einer klanglich ausgeglichenen Skala - so wie es auf der Violine möglich ist – entgegen.
Einzelnachweise
- ↑ François-Joseph Fétis: Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique ; Tome 2ème Bruxelles 1835
- ↑ 2,0 2,1 Frédéric Berr: Méthode complète de Clarinette adoptée au Conservatoire de Musique de Paris. Paris 1836. Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „Berr“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Felix Mendelssohn, Brief an Zelter, 15. Februar 1832, in: David Charlton, Classical Clarinet Technique: Documentary Approaches. Early Music, Vol. 16, No. 3, Aug., 1988