Legato

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Historische Quellen

Legato (von ital. legare = binden) bedeutet das nahtlose verbinden von zwei oder mehreren Noten. In den deutschsprachigen Lehrwerken des 18.Jh. wird diese Spielweise als "schleifen" bezeichnet und mit einem Bogen unter oder über den zu verbindenden Noten dargestellt.
Für Leopold Mozart (1756) bedeutet diese Schreibweise auch, dass mit dem "Halbcirkel" zusammengefasste Tongruppe kräftig begonnen und die folgenden Noten einem diminuendo auszuführen sind. Bei Beachten dieser Regel ergibt sich ein lebendiges Spiel, das Tongruppen, die nicht auf die guten Taktteile beginnen, synkopiert escheinen lässt.

„Es ist aber nicht genug, daß man dergleichen Figuren nach der angezeigten Strichart platt wegspiele: man muß sie auch so vortragen, daß die Veränderung gleich in die Ohren fällt. [...] Wenn nun in einem musikalischen Stücke 2, 3, 4 und noch mehr Noten durch den Halbcirkel zusammenverbunden werden, daß man daraus erkennet, der Componist wolle solche Noten nicht abgesondert sondern in einem Schleifer singbar vorgetragen wissen: so muß man die erste solcher vereinbarten Noten etwas stärker angreifen, die übrigen aber ganz gelind und immer etwas stiller daran schleifen.“

Leopold Mozart: Violinschule S. 135, § 20.[1]

Jean-Xavier Lefèvre (1810) weist in seiner "Methode"[2] darauf hin, dass das Üben von Skalen in langsamem Tempo und mit einem guten Legato eine der wichtigsten Voraussetzungen für die gute Instrumentaltechnik ist:

„Si l'on veut parvenir à bien jouer cet instrument, il faut faire beaucoup de gammes très lentement de manière à ce que les sons soient bien liés et bien nuancés: outre que cela procure beaucoup de respiration, cela donne aussi une embouchure ferme, et une belle qualité de son.“

„Wenn man das Ziel hat, dieses Instrument gut zu spielen, muss man die Skalen immer wieder sehr langsam, mit gepflegtem legato und mit nuancierter Dynamik spielen: dies fördert eine gute Atmung und festigt den Ansatz. Daraus resultiert eine gute Klangqualität.“

Jean-Xavier Lefèvre: Méthode S.32[2]

Neben der Empfehlung für das Legatospiel weist Jean-Xavier Lefèvre darauf hin, dass ein zu leichtes Blatt das Legatospiel erschwert.

Spieltechnische Hinweise - Beiträge der Interviewpartner

Kontinuierlicher Luftstrom und Atemstütze

Die teils unterschiedlichen Lehrmeinungen stimmen darin überein, dass nur eine Kombination mehrerer spieltechnischer Parameter ein singendes, geschmeidiges Legatosiel ermöglicht. Ausatmung und Atemstütze müssen kontinuierlich aktiviert bleiben (Paolo Beltramini 1, 2, Gerald Kraxberger, Seunghee Lee). Auf die bei den Griff- und Registerwechseln und grösseren Sprüngen entstehenden Turbulenzen im Schwingungsverhalten der Luftsäule sollte jedoch bei Registerwechseln durch entsprechendes Vokalisieren reagiert werden Harri Mäki, David Shifrin).

Neben der zuverlässigen Ansprache bei den Tonwechseln ist auch die dynamische und klangliche Ausgeglichenheit Merkmal des beherrschten und künstlerisch so wertvollen Legatospiels. Oft absorbiert die vielschichtige Aufgaben der Kontrolle über Ansatz-, Atem-, Fingertechnik und Vokalisierung sämtliche Aufmerksamkeit. Zuhören des Schülers und ein Beurteilen der eigenen Klangproduktion und Legatoqualität sind nicht immer möglich. Hier sind Lehrer und Lehrerinnen besonders gefordert, indem sie sofort auf unausgeglichene Tonwechsel reagieren und konsequent Verbesserungen einfordern müssen. Oft ist dies keine dankbare Aufgabe (Michel Arrignon).

Kontrollierte Fingerbewegungen

Bei schnellen, virtuosen Passagen können Kraft, Grösse und Geschwindigkeit der Fingerbewegungen die Tonwechsel mit mehr Kontur und Brillanz ausstatten. Das virtuose Spiels gewinnt an Kontur. Frédéric Rapin, Heinrich Mätzener, Pascal Moraguès Adagio Die Anforderungen sind in langsamen Tempi höher. Pascal Moraguès, Seunghee Lee empfehlen kleinstmögliche, sanfte und keinesfalls schlagende Fingerbewegungen.

Die von Daniel Bonade begründete Technik, der "Legatofinger" wird von Harri Mäki und John Moses empfohlen:

  • Aufwärtsbewegungen: vor dem Griffwechsel drücken die an der Bewegung beteiligten Finger etwas die stärker auf die Klappen bzw. Tonlöcher. Die Legatobewegung erfolgt als Lösen dieses Druckes.
  • Abwärtsbewegungen: Vor dem Griffwechsel werden die beteiligten Finger etwas angehoben und bewegen sich danach in einer kontrollierten, gleichmässig langsamen Bewegung auf die Klarinette.

Die Bewegungen fühlen sich an, als würde man einen Tennisball zusammendrücken bzw. den Druck auf den Tennisball lösen.

[[David Shifrin#David Shifrin 1 verfolgt einen andern Ansatz. Er vergleicht die Fingerbewegungen im langsamen Legatospiel mit denjenigen eines Cellisten: Damit bei den Tonwechseln mit jedem neuen Ton auch möglichst viel Obertöne einschwingen, werden die Cellosaiten kräftig auf das Griffbrett gedrückt, ohne jedoch perkussiven Charakter. Ion dieselbe Richtung geht die Technik von Frédéric Rapin, der darauf achtet, die Fingerbewegungen jeweils aus dem ersten Fingerglied zu führen. Daraus resultieren konzentriert und langsam geführte Bewegungen.

Vokalisieren und Singen...

Insbesondere bei grösseren Sprüngen und bei Registerwechseln spielt neben der Kontrolle über die Fingerbewegungen, den Ansatz und die Luftführung auch das Vokalisieren eine wichtige Rolle. David Shifrin nennt es "voicing of the wind". Er setzt die Zungenform - und Position dazu ein, die Kontinuität und die Geschwindigkeit des Luftstromes während den Momenten der Griffwechseln konstant zu halten. Es soll vermieden werden, dass die bei Ton- und Registerwechseln entstehenden Turbulenzen in der Luftsäule des Instrumentes die Konstanz der Luftführung beeinträchtigen. Sind bei Sprüngen Anpassungen der Zungenposition notwendig, sollten diese in kleinstmöglichem Rahmen bleiben. Die Bedeutung modifizierter Vokalisierung im Klarin- und hohen Register untersuchten Montserrat Pàmies-Vilà (2020))[3]. Claudia Fritz et al.(2005)[4] konnten nachweisen, dass insbesondere im Klarinregister die Vokalformung [i] gegenüber der Voklaformung [a]zu besseren Resultaten bei der Ansprache führte.

...bei stabilem Ansatz

Michel Arrignon, Gerald Kraxberger, Heinrich Mätzener 1, Harri Mäki, Frédéric Rapin stimmen in der Meinung überein, dass die Ansatzstabilität bei den Tonwechseln eine wichtige Rolle spielt. Die Fähigkeit, auch schwierigste Sprünge und Registerwechsel mit stabilem Ansatz - jedoch mit agiler Vokalisierung - spielen zu können, gilt zudem als Voraussetzung einer guten Staccato-Qualität.

Einzelnachweise

  1. Leopold Mozart Violinschule, herausgegeben von der Internationalen Stiftung Mozarteum, Salzburg [1], {18. November 2020}.
  2. 2,0 2,1 Lefèvre, Jean-Xavier. Méthode de Clarinette : adoptée par le Conversatoire pour servir à l'étude dans cet établissement. Paris, 1802 [2]{18. November 2020}
  3. Montserrat Pàmies-Vilà, Alex Hofmann & Vasileios Chatziioannou. The influence of the vocal tract on the attack transients in clarinet playing, Journal of New Music Research, 49:2, 126-135, 2020 researchgate.net {28. Dezember 2020}
  4. Fritz, Claudia, Causse, René, Kergomard, Jean, and Wolfe, J. n.d. Experimental study of the influence of the clarinettist's vocal tract. Forum Acusticum (Hongrie Budapest) HAL CCSD 2005. researchgate.net {12 Dezember2020}