Klangfarbe
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Klangfarbe und Obertöne
Physikalisch bestimmt das Verhältnis der Lautstärken von Grundschwingung, Obertönen und Rauschanteilen eines Klanges dessen Klangfarbe oder Timbre.
Russel Harlow erläutert am Beispiel eines Klarinettensolos von Ralph McLane den Zusammenhang zwischen Obertonspektrum, Ansatztechnik und Klangfarbe. Ralf McLane war Schüler von Gaston Hamelin (Klangbeispiel: Debussy, Première Rhapsodie)[1] und spielte mit Doppellippenansatz.
Das subjektive Empfinden der Klangfarbe unterliegt ästhetischen Entscheidungen, die ihrerseits stark vom aktuellen kulturellen Umfeld und von Modeströmungen geprägt sind. Im Verlauf des 20. Jh. nivellierten sich die klanglichen Unterschiede der nationalen Schulen, als Standard etablierte sich ein eher dunkler und weicher Klang (siehe auch Stephanie Angloher, 2007[2]).
Die sich im Laufe der Zeit verändernde Klangästhetik innerhalb der Französischen Schule lässt sich anhand historischer Aufnahmen verfolgen. So unterscheidet beispielsweise sich das Klangideal der "alten Französischen Schule" um 1920, gesammelt auf der LP "The French clarinet school - revisited" [3] deutlich von demjenigen der "Französischen Schule um 1960. Prospère Mimart (Klangbeispiel: Schubert, Der Hirt auf dem Felsen)[4] gilt als Vertreter der "alten Französischen Schule". Ulysse Delecluse )Klangbeispiel: Louis Cahuzac - Fantaisie sur un vieil air champêtre)[5] als Vertreter der "Französischen Schule".
Historische Quellen
Auch in historischen Klarinettenschulen wird der Begriff der Klangfarbe unterschiedlich abgehandelt:
Frédéric Berr
„Le plus beau timbre est celui qui réunit la douceur à l’éclat.“
„Das schönste Timbre [Klangfarbe] ist dasjenige, welches Sanftheit mit Leuchten vereinigt.“
Carl Baermann
Als wichtiger Aspekt der Grundtechnik muss die Kontrolle über die Klangfarbe gelten: Carl Baermann (1861)[7] beschreibt in seiner Clarinettschule die ideale Klangfarbe entsprechend der Ästhetik seiner Epoche und fordert gleichzeitig eine Formbarkeit des Klanges. Dabei kommt zum Ausdruck, dass der Klang in seiner Schönheit nicht starr ("gefroren"), sondern lebendig und modulationsfähig sein muss.
„Da der Ton das Mittel ist, durch welches der Künstler zu dem Zuhörer spricht, so muss auf Tonbildung und Veredelung die grösste Mühe und Sorgfalt verwendet werden [...] Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden, und metallartigen Klang hat und in allen Nuancen und Lagen denselben Charakter behält, bei grösster Fülle seine Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille oder Schärfe keine unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nüancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt. Doch wenn der Ton auch alle diese Eigenschaften besitzt und es fehlt ihm sein eigentliches Wesen, das "göttliche", welches der Mensch als die Garantie seiner Bestimmung in sich trägt, "die Seele", so ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, das diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometheus nicht erreicht wird.“
Einzelnachweise
- ↑ YouTube, abgerufen am 24. September 2020
- ↑ [1] Angloher, Stephanie. 2007. Das deutsche und französische Klarinettensystem eine vergleichende Untersuchung zur Klangästhetik und didaktischen Vermittlung. Zugl.: München, Univ., Diss., 2007.
- ↑ Cahuzac, Louis, Folmer Jensen, Isabel French, Prospère Mimart, R. Hughes, Gaston Hamelin, Pierre Coppola, et al. 2000. The French clarinet school - revisited. [Place of publication not identified]: Grenadilla.
- ↑ YouTube, abgerufen am 24. September 2020
- ↑ YouTube, abgerufen am 24. September 2020
- ↑ Frédéric Berr: Traité, S. 27. Duverger, Paris, 1836
- ↑ 7,0 7,1 [2] Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule: von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen; in 2 Theilen und 4 Abtheilungen verfasst; [1,1]. Johann André, Offenbach a/M 1861. Bayerische Staatsbibliothek, S 33.