Bewertung des Fertigstellungsgrades: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 4. Dezember 2020, 11:29 Uhr
Zur Durchführung der Earned Value Analyse muss der Fortschritt eines Projektes bekannt sein. Grundlage dafür ist ein umfassender Projektplan, welcher in einzelne Zwischenschritte, sogenannte Arbeitspakete eingeteilt ist. Zum Durchführungszeitpunkt der Earned Value Analyse muss der genaue Fertigstellungsgrad des Projekts definiert werden können. Dazu können verschiedene Wege gewählt werden, wie sie nachfolgend aufgezeigt werden (Meyer & Reher, 2016, S. 219 – 220).
Methoden
50-50-Methode
Dafür wird jedem Arbeitspaket ein Anteil am Gesamtprojekt zugewiesen. Sobald dieses Arbeitspaket beginnt, wird mit einem Fertigstellungsgrad dieses Arbeitspaketes von 50% gerechnet. Erst wenn das Arbeitspaket komplett abgeschlossen ist, ändert sich der Fertigstellungsgrad von 50% auf 100%. Möglich sind hierbei auch andere Werte, beispielsweise mit der Verrechnung von null beziehungsweise 25% oder 75% zu Beginn des Arbeitspakets und dem Rest bei Abschluss. Der Vorteil bei dieser Bewertungsform liegt darin, dass keine persönliche Einschätzung notwendig ist und damit klar definierte Werte zur Berechnung beigezogen werden. Bei Projekten mit wenigen Arbeitspaketen sollte darauf geachtet werden, dass nicht zu tiefe Startwerte definiert werden, denn es kann zu extremen Verzerrungen in der Earned Value Analyse führen. Wenn beispielsweise ein Arbeitspaket schon zu 90% vorgeschritten ist, wird es trotzdem zu 0% oder 25% beurteilt (Meyer & Reher, 2016, S. 219 – 220).
Meilensteinmethode
Können während eines Arbeitspakets gewisse Meilensteine definiert werden, können diesen entsprechende Fertigstellungsgrade hinterlegt werden. Eine Erreichung des Meilensteins führt dementsprechend zum Erreichen des neuen Fertigstellungsgrades (Meyer & Reher, 2016, S. 219 – 220).
Mengenproportionalität
Werden in einem Projekt mehrmals gleichwertige Leistungen erbracht, kann der Fortschritt an der Anzahl fertiggestellten Einheiten gemessen werden, beispielsweise bei Fussböden anhand der verlegten Quadratmeter (Meyer & Reher, 2016, S. 219 – 220).
Sekundärproportionalität
Bei unterstützenden oder begleitenden Aufgaben ist es sinnvoll, den Fertigstellungsgrad anteilig am Fertigstellungsgrad des abhängigen Arbeitspaketes zu berechnen. Als Beispiel dient hier die Qualitätssicherung des ganzen Projektes, welche anhand des Gesamtfortschritts des Projektes bewertet werden soll (Meyer & Reher, 2016, S. 219 – 220).
Fazit
Ein ausführlicher Projektplan mit einzelnen Arbeitspaketen ist sehr wichtig zur Ermittlung des richtigen Fertigstellungsgrades. Gibt es keinen exakten Projektplan und wird der Fertigstellungsgrad in Prozenten geschätzt, ist in der Praxis das sogenannte 90-Prozent-Phänomen auszumachen. In diesem Fall wird der Fertigstellungsgrad sehr schnell als fast fertig und auf 90% definiert. Meist dauern dann die restlichen Arbeiten bedeutend länger als die geschätzten zehn Prozent des Projektes (Meyer & Reher, 2016, S. 220). Dieser zu hoch angegebene Fertigstellungsgrad ist in dem Sinne kritisch, da so das Projekt noch auf Kurs zu sein scheint, weil somit auch ein Grossteil der Kosten angefallen sein darf. Das böse Erwachen gibt es dann zu Projektabschluss, wenn der letzte Teil des Projekts doch grösser war als vorausgesagt und die Kosten plötzlich weit über das Kostendach hinausgehen. Damit die Earned Value Analyse aussagekräftig ist und die richtigen Informationen zum Projekt liefert, ist es aus diesem Grund unabdingbar, dass dieser Fertigstellungsgrad korrekt ermittelt wird.
Quellen
- Meyer, H. & Reher, H. (2016). Projektmanagement. Von der Definition über die Projektplanung zum erfolgreichen Abschluss. Wiesbaden: Springer Gabler.
Autoren
Niklaus Samuel Balz, Alexander Bitterli, Manuel Camenzind, Giuliano Cucciolillo