Umweltcontrolling: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff Umweltcontrolling (auch Green-Controlling oder Ökocontrolling) umschreibt die Nutzung von Controlling-Ansätzen zur Unterstützung einer nachhaltigen Unternehmensführung (Schäffer & Jais, 2005, S. 373-374). Die Umweltorientierung erfolgt jedoch nicht zum Selbstzweck, sondern muss in die Zielsetzungen des Unternehmens integriert werden. Betrachtet man die drei Dimensionen ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit in ihren Zusammenhängen, wird deutlich, dass es für Unternehmen gilt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Zielen zu erreichen (Horváth, Isensee & Michel, 2012, S. 48). Das Umweltcontrolling fokussiert sich dabei primär auf die ökologischen Aspekte, ohne jedoch die anderen Dimensionen auszublenden (Tschandl, 2012, S. 11-43; Gould, 2011, S. 25). Das Umweltcontrolling kann als Management-Funktion neben den funktionalen Controllingaufgaben Finanz-, Beteiligungs-, und Risikocontrolling betrachtet werden.
Der Begriff Umweltcontrolling (auch Green-Controlling oder Ökocontrolling) umschreibt die Nutzung von Controlling-Ansätzen zur Unterstützung einer nachhaltigen Unternehmensführung (Schäffer & Jais, 2005, S. 373-374). Die Umweltorientierung erfolgt jedoch nicht zum Selbstzweck, sondern muss in die Zielsetzungen des Unternehmens integriert werden. Betrachtet man die drei Dimensionen ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit in ihren Zusammenhängen, wird deutlich, dass es für Unternehmen gilt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Zielen zu erreichen (Horváth, Isensee & Michel, 2012, S. 48). Das Umweltcontrolling fokussiert sich dabei primär auf die ökologischen Aspekte, ohne jedoch die anderen Dimensionen auszublenden (Tschandl, 2012, S. 11-43; Gould, 2011, S. 25). Das Umweltcontrolling kann als Management-Funktion neben den funktionalen Controllingaufgaben Finanz-, Beteiligungs-, und Risikocontrolling betrachtet werden.


== Ziel ==
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Umweltcontrolling als Führungsunterstützungs- und Koordinationssystem eines betrieblichen Umweltmanagementsystems kann folgedermassen definiert werden: „Umweltcontrolling ist ein Subsystem des Controlling, das durch systembildende und systemkoppelnde Koordination die Planungs-, Steuerungs-, Kontroll- und Informationsversorgungsfunktion des Controlling um ökologische Komponenten erweitert und auf diese Weise die Adaptions- und Koordinationsfähigkeit des Gesamtsystems unterstützt“ (Fassbender-Wynands, Seuring & Nissen, 2009, S. 103-104). Wichtig ist, dass ein Umweltcontrollingsystem nicht als singuläre Lösung konzipiert wird, sondern als integraler Bestandteil des gesamten betrieblichen Informations- und Kommunikationssystems. Es lassen sich vier grundsätzliche Funktionen vom Umweltcontrolling unterscheiden (Siehe Abb. 3): Informationsfunktion, Planungsfunktion, Steuerungsfunktion und Kontrollfunktion (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 21-22).
Umweltcontrolling als Führungsunterstützungs- und Koordinationssystem eines betrieblichen Umweltmanagementsystems kann folgedermassen definiert werden: „Umweltcontrolling ist ein Subsystem des Controlling, das durch systembildende und systemkoppelnde Koordination die Planungs-, Steuerungs-, Kontroll- und Informationsversorgungsfunktion des Controlling um ökologische Komponenten erweitert und auf diese Weise die Adaptions- und Koordinationsfähigkeit des Gesamtsystems unterstützt“ (Fassbender-Wynands, Seuring & Nissen, 2009, S. 103-104). Wichtig ist, dass ein Umweltcontrollingsystem nicht als singuläre Lösung konzipiert wird, sondern als integraler Bestandteil des gesamten betrieblichen Informations- und Kommunikationssystems. Es lassen sich vier grundsätzliche Funktionen vom Umweltcontrolling unterscheiden (Siehe Abb. 3): Informationsfunktion, Planungsfunktion, Steuerungsfunktion und Kontrollfunktion (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 21-22).


[[Datei:Die Funktionen des Umweltcontrollings.png|miniatur|450px|Abb. 2: Die Funktionen des Umweltcontrollings (Quelle: Handbuch Umweltcontrolling (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 22).)]]
[[Datei:Die Funktionen des Umweltcontrollings.png|miniatur|480px|Abb. 2: Die Funktionen des Umweltcontrollings (Quelle: Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 22)]]


=== Informationsfunktion ===
=== Informationsfunktion ===

Version vom 17. November 2016, 12:43 Uhr

Der Begriff Umweltcontrolling (auch Green-Controlling oder Ökocontrolling) umschreibt die Nutzung von Controlling-Ansätzen zur Unterstützung einer nachhaltigen Unternehmensführung (Schäffer & Jais, 2005, S. 373-374). Die Umweltorientierung erfolgt jedoch nicht zum Selbstzweck, sondern muss in die Zielsetzungen des Unternehmens integriert werden. Betrachtet man die drei Dimensionen ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit in ihren Zusammenhängen, wird deutlich, dass es für Unternehmen gilt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Zielen zu erreichen (Horváth, Isensee & Michel, 2012, S. 48). Das Umweltcontrolling fokussiert sich dabei primär auf die ökologischen Aspekte, ohne jedoch die anderen Dimensionen auszublenden (Tschandl, 2012, S. 11-43; Gould, 2011, S. 25). Das Umweltcontrolling kann als Management-Funktion neben den funktionalen Controllingaufgaben Finanz-, Beteiligungs-, und Risikocontrolling betrachtet werden.


Ziel

Das Umweltcontrolling soll anhand geeigneter Methoden problembezogene Auswertungen erarbeiten, um die Umweltzielerreichung zu unterstützen (Holze, 2004, S. 267). In der Praxis spielt ökologisch nachhaltiges Unternehmertum und somit auch das Umweltcontrolling vermehrt eine zentrale Rolle. Die ökologische Umwelt kann aus Sicht einer Unternehmung sowohl als Chance, aber auch als Risiko betrachtet werden (Holze, 2004, S. 265-269; Gould, 2011, S. 25-27).

Unternehmerische Motive für Umweltcontrolling

In der Abbildung 1 sind die fünf Haupttreiber bzw. Hauptmotive für den Einsatz von Umweltcontrolling ersichtlich (Tschandl, 2012, S. 21-43).

Abb. 1: Unternehmerische Motive für Umweltcontrolling (in Anlehnung an Tschandl, 2012, S.23)

Werteorientierung Stakeholder Der Druck der Stakeholder auf eine sozial-ökologische Ausrichtung der Unternehmen nimmt laufend zu. Durch die Implementierung des Umweltcontrollings können sich Unternehmen diesen Interessen besser annehmen (Tschandl, 2012, S. 21-43). Würden Unternehmen nicht auf die Stakeholder eingehen, könnten möglicherweise Akzeptanzbarrieren entstehen. Auch rechtliche oder technologische Aspekte sind zu beachten (Günther, 2008, S. 140).

Effizienzgewinn Mithilfe des Umweltcontrollings kann die Kostenrechnung ergänzt und verbessert werden. Somit können z. B. Ressourcenkosten optimiert und Effizienzgewinne eingefahren werden (Tschandl, 2012, S. 21-43; Gould, 2011, S. 25-27). Dabei spielen besonders die Aspekte der Informationsversorgung und der Informationsprozesse eine wichtige Rolle (von Ahsen, 2006, S. 34-37).

Wettbewerbsvorteile Zusätzlich zu den Effizienzgewinnen können sich Unternehmen einen Vorteil durch Differenzierung verschaffen. Es ergeben sich durch das Umweltcontrolling auch Chancen in weiteren Bereichen wie z. B. der Forschung und Entwicklung durch Innovationen oder Weiterentwicklungen (Tschandl, 2012, S. 21-43). Ausserdem können durch besser automatisierte Informationssysteme Kosten eingespart werden (Holze, 2004, S. 265-269).

Reputationsgewinn und Akzeptanz Generell kann ökologische Nachhaltigkeit zu erhöhter Akzeptanz in der Gesellschaft, bei Stakeholder oder bei anderen Institutionen führen. Zusätzlich könnte dies weitere positive Auswirkungen haben, wie z. B. auf die Motivation der Arbeitnehmenden (Tschandl, 2012, S. 21-43).

Risikomanagement Durch Umweltcontrolling und die verbesserte Planung können vermehrt Risiken erkannt und verhindert werden. Geringere Schadensfälle haben nicht zuletzt positive finanzielle Auswirkungen auf die Unternehmung (Tschandl, 2012, S. 21-43; Holze, 2004, S. 265-269).

Funktionen des Umweltcontrollings

Umweltcontrolling als Führungsunterstützungs- und Koordinationssystem eines betrieblichen Umweltmanagementsystems kann folgedermassen definiert werden: „Umweltcontrolling ist ein Subsystem des Controlling, das durch systembildende und systemkoppelnde Koordination die Planungs-, Steuerungs-, Kontroll- und Informationsversorgungsfunktion des Controlling um ökologische Komponenten erweitert und auf diese Weise die Adaptions- und Koordinationsfähigkeit des Gesamtsystems unterstützt“ (Fassbender-Wynands, Seuring & Nissen, 2009, S. 103-104). Wichtig ist, dass ein Umweltcontrollingsystem nicht als singuläre Lösung konzipiert wird, sondern als integraler Bestandteil des gesamten betrieblichen Informations- und Kommunikationssystems. Es lassen sich vier grundsätzliche Funktionen vom Umweltcontrolling unterscheiden (Siehe Abb. 3): Informationsfunktion, Planungsfunktion, Steuerungsfunktion und Kontrollfunktion (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 21-22).

Abb. 2: Die Funktionen des Umweltcontrollings (Quelle: Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 22)

Informationsfunktion

Um eine erfolgreiche Umsetzung von ökologischen Zielsetzungen garantieren zu können, bedarf es in der Unternehmung an mehr Transparenz im Bereich der Umweltleistung (Horváth, Isensee & Michel, 2012, S. 42). Fehlt es jedoch an Transparenz, resultieren Unsicherheiten und Fehler im Umgang mit ökologischen Aspekten. Dies, weil wichtige Entscheidungsträger unzureichende Informationen im Bereich der ökologischen Relevanz von betrieblichen Aktivitäten verfügen und mangels diesen Informationen keine entscheidungsreife Beurteilungen der ökologischen Wirkungen vornehmen können. Aus diesen Gründen lassen sich im Rahmen des Umweltcontrollings folgende vier Informationsaufgaben charakterisieren:

  • Die Erfassung von Informationen über die unternehmensinternen Stoff- und Energieströme,
  • die Bereitstellung von Daten über die Stoff- und Energieströme innerhalb des Produktlebenszyklus,
  • die Beschaffung von Informationen zur ökologischen Beurteilung der Stoff- und Energieströme,
  • die Bereitstellung von Daten und Fakten zur Analyse der ökonomisch-ökologischen Restriktionen (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 22-23).

Planungsfunktion

Im Bereich der Planung übernimmt das Umweltcontrolling die Aufgabe, ausgehend vom aus der Analyse ermittelten Ist-Zustand, die nötigen Handlungsbedarfe und Verbesserungspotenziale abzuleiten. Folgende Aufgaben können charakterisiert werden:

  • Die derzeitigen und zukünftigen gesellschaftlichen Ansprüche aufzeigen.
  • Aufgrund dieser Umfeld-Informationen den Soll-Zustand bestimmten.
  • Die ökologische Situation des Unternehmens gemäss den bekannten Wirkungen abschätzen (Ist-Analyse) und mit dem Soll-Zustand vergleichen.
  • Die sich hieraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten und –spielräume (Käuferverhalten, Marktveränderungen, Gesetze, Auflagen) erfassen.
  • Die ökologisch relevanten Vorhaben in einem Zielkatalog zusammenfassen sowie die Ziele nach Umfang und Zeitaufwand definieren (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 27).

Steuerungsfunktion

Mit der Steuerungsfunktion soll das Umweltcontrolling dafür sorgen, dass ökologische Fragen in alltäglichen Entscheidungen und Abläufe einfliessen. Des Weiteren soll der Handelnde durch „systematische und funktionsorientierte Kontrollinformationen unterstützt und gefördert werden. Hierfür werden Instrumente des Umweltcontrollings verwendet. (Bundesumweltministerium & Umweltbundesamt, 2001, S. 28).

Kontrollfunktion

Um den Erfolg der geplanten Verbesserungsmassnahmen messen zu können, benötigt ein Unternehmen ein Kontrollsystem. So kontrolliert das Umweltcontrolling das Umweltprogramm des Unternehmens auf seine Umsetzung hin und identifiziert Möglichkeiten für Verbesserungen. Um vorausschauend agieren zu können, benötigt ein Unternehmen umfassende Ist-Darstellungen, welche aus den spezifischen Umweltcontrolling-Instrumenten gewonnen werden.