Wiederverkaufspreismethode

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Die Wiederverkaufsmethode wird auch Resale Price Methode (RPM) genannt. Es ist eine von drei geschäftsvorfallbezogenen Verrechnungspreismethoden zur Bestimmung angemessener Verrechnungspreise für konzerninterne Geschäfte (Brähler, 2014, S. 433 & 437). Bei dieser Methode orientiert sich der Verrechnungspreis am Absatzpreis abzüglich einer angemessenen Bruttomarge. Bei der Anwendung dieser Methode wird somit die Bruttomarge bei verbundenen Unternehmen mit Bruttomargen aus vergleichbaren Transaktionen zwischen unabhängigen Dritten verglichen (Schwerdt, 2013, S. 149). Die Wiederverkaufspreismethode wird auch als Marktpreis-Minus-Methode bezeichnet (Rieke, 2013, S. 74).

Funktionsweise

Bei der Wiederverkaufsmethode gilt der Absatzpreis als Massstab. Die Wiederverkaufsmethode geht von dem Preis aus zu dem ein Gut oder eine Dienstleistung, welches von einem konzerninternen Unternehmen erworben wurde, an einen fremden Dritten weiter verkauft wird (OECD, 2010, S. 65). Von diesem Preis (Wiederverkaufspreis) wird eine angemessene Bruttomarge abgezogen (Brähler, 2014, S. 435).

Darstellung der Wiederverkaufspreismethode
Marktpreis bei Weiterverkauf an fremde Dritte
- marktübliche Gewinnspanne
= angemessener Verrechnungspreis

Mit der Bruttomarge sollen die Aufwendungen für den Vertrieb und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gedeckt und zudem auch noch ein Gewinn erzielt werden (Schwerdt, 2013, S. 150). Die Schwierigkeit bei dieser Methode besteht aber in der Herleitung der Bruttogewinnmarge, da diese vom Risiko und der Funktion des Wiederverkäufers abhängig ist.
Wie bei der Preisvergleichsmethode kann die Bruttogewinnmarge durch einen äusseren oder inneren Betriebsvergleich ermittelt werden (Rek, Brück, Labermeier & Pache, 2009, S. 59):


Innerer Preisvergleich

Beim internen Preisvergleich wird die Gewinnmarge aus vergleichbaren Geschäften mit unabhängigen Dritten bestimmt. Dementsprechend vergleicht der interne Preisvergleich die Bruttomarge des Wiederkäufers, falls er die Transaktion mit einem unabhängigen Lieferanten und Käufer abgewickelt hätte (Gollbach, 2015, S. 28). Wie in der nebenstehenden Abbildung zu sehen ist, ergibt sich der innere Transferpreis aus der Vergleichstransaktion zwischen der Tochter AG und dem Kunden. Dabei wird vom Wiederverkaufspreis eine angemessene Bruttomarge abgezogen.


Äusserer Preisvergleich

Beim äusseren Preisvergleich wird die Bruttomarge aufgrund eines vergleichbaren Geschäfts zwischen einem unabhängigen Wiederverkäufer mit einem unabhängigen Kunden definiert. (muss noch ergänzt werden)



Im Vergleich zur Preisvergleichsmethode werden beim Wiederverkaufspreis weniger hohe Anforderungen im Hinblick auf die Vergleichbarkeit der Produkte gestellt. Dadurch ist der Vergleich von Bruttomargen von hoher Bedeutung. Dieser setzt einen detaillierten Vergleich der Funktionen, Risiken und Vertragsbedingungen voraus. Aus diesem Grund ist bei kontrollierten und nicht-kontrollierten Transaktionen des gleichen Wiederverkäufers (innerer Preisvergleich) mit grosser Wahrscheinlichkeit ein höheres Mass an Vergleichbarkeit zu erwarten. Wobei bei einem Vergleich zu Transaktionen mit anderen Lieferanten (äusserer Preisvergleich) ein tieferes Mass an Vergleichbarkeit zu erwarten ist. Die externe Methode ist jedoch nur anzuwenden, wenn nicht auf externe Vergleichstransaktionen zurückgegriffen werden kann (Schwerdt, 2013, S. 150).

Anwendbarkeit

Gemäss den OECD Rechtlinien (2010) eignet sich die Wiederverkaufspreismethode zur Bestimmung von Verrechnungspreisen gegenüber Vertriebsgesellschaften, da diese Unternehmen die Leistungen vor dem Verkauf an Dritte nicht verändern. In der Regel beziehen diese Gesellschaften Waren zu Marktpreisen von verbunden Unternehmen und veräussern diese an externe Geschäftspartner (S. 65-66). Die Anwendung des äusseren Preisvergleichs erweist sich in der Praxis als sehr schwierig, da ausreichende Informationen nicht vorhanden sind. Üblicherweise sind Daten über erzielte Bruttomargen aus einzelnen Geschäften nicht öffentlich zugänglich. Falls solche Daten aus anderen Gründen verfügbar sein sollten, wird es dennoch schwierig, die Vergleichbarkeit von Funktionen und Risiken zu gewährleisten (Schwerdt, 2013, S. 151). Falls ein Unternehmen von verbundenen als auch unverbundenen Unternehmen unter gleichen Umständen einkaufen würde und diese an fremde Dritte verkauft, dann kann als Alternative die innere Preisvergleich angewendet werden. In diesem Fall ist es möglich, dass ein Vergleich der erzielten Rohgewinnmargen aus beiden Transaktionen durchgeführt werden kann (S. 152).

Üben Unternehmen neben dem Vertrieb auch weitere Funktionen aus, welche einen wesentlichen Mehrwert generieren, so können bei der Anwendung des Wiederverkaufspreises Schwierigkeiten entstehen (Schwerdt, 2013, S. 150). Die Schwierigkeit dieser Methode ist die Zuweisung eines angemessenen Gewinns an das Vertriebsunternehmen. Die Höhe des Gewinnabschlags ist von der Verantwortung und den getragenen Risiken der Vertriebsgesellschaft abhängig (OECD, 2010, S. 25).

Vor- und Nachteile

Beispiel

Die Vertriebsgesellschaft A kauft Autos bei ihrer Muttergesellschaft ein und verkauft sie an Drittkunden weiter. Die Vertriebsgesellschaft A kann das Auto der Marke XYZ an einem Drittkunden B zu einem Preis von CHF 15‘000 verkaufen. Bei dieser Transaktion fallen der Vertriebsgesellschaft Vertriebskosten von CHF 1‘500 an und die marktkonforme Marge entspricht CHF 3‘500.

In diesem Fall beträgt der Transferpreis CHF 10‘000 (= CHF 15‘000 – CHF 1‘500 – CHF 3‘500).

Lern- und Praxismaterial

Aufgabe

Quellen

Literaturverzeichnis

  • Brähler, G. (2014). Internationales Steuerrecht: Grundlagen für Studium und Steuerberaterprüfung. Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Gollbach, M. (2015). Die Verrechnungspreisbestimmung als Herausforderung im internationalen Steuerrecht. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH.
  • OECD (2010). OECD Transfer Pricing Guidelines for Multinational Enterprises and Tax Administrations.
  • Raschle, N. (2012). Funktions- und Risikoanalyse / Verrechnungspreismethoden. Seminarunterlagen: Transfer Pricing. Zürich: veb.ch.
  • Rek, R., Brück, M., Lbermeier & Pache, S. (2009). Internationales Steuerrecht in der Praxis. Wiesbaden: GWV Fachverlage.
  • Rieke, S. (2013). Verrechnungspreise im Spannungsfeld zwischen Konzernsteuerung und internationalem Steuerrecht. Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Schwerdt, D. (2013). Verrechnungspreismethoden und Ökonomische Analysen. In: R. David & K. Dorner (Hrsg.). Verrechnungspreise. Grundlagen und Praxis (S. 137-197). Wiesbaden: Springer Gabler.

Weiterführende Quellen

  • OECD (2014). Model Tax Convention on Income and on Capital.
  • Simons, R. (2014). Performance Measurement and Control Systems for Implementing Strategy. Harlow: Pearson Education Limited.
  • Stocker, R. & Studer, C. (2009). Bestimmung von Verrechnungspreisen. Ausgewählte Aspekte der schweizerischen Praxis. Der Schweizer Treuhänder, 5 (2009), S. 368-393.

Autoren

Nicole Isenrich, Sandro Iten, Saverio La Bella, Jelena Miljkovic