Ansatz, Übungen

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Übung mit Vokalen

Den Vokal „i“ formen, dabei bewusst den Kontakt der Unter- und Oberlippe zur unteren Zahnreihe herstellen. Diesen Kontakt - und die Zungenstellung des Vokals "i" behalten, während die Mundwinkel zur Mitte kommen und zum „o“ wechseln. Die Unterlippe formt sich auf diese Weise zu einem kompakten Kissen, schmiegt sich dicht an die Zähne an, das Kinn ist flach nach unten gespannt.

IN BEARBEITUNG

In acht Schritten zum Klarinettenansatz

Freie Übersetzung des Artikels von Ray D.MacClellan nach folgender Quelle: DANSR

Die Ausbildung eines guten Klarinettenansatz kann eine Herausforderung für Schüler und Lehrer sein. Wichtiger wie aussergewöhnlichem musikalischen Talent sind dabei das Training der Muskeln im Bereich der Lippen- und Gesichtsmuskulatur, die Entwicklung des Muskelgedächtnisses und sensorischer Fähigkeiten, die verbunden mit einem wachen Gehörsinn das klangliche Resultat kontrollieren.

Ansatzbeschreibung

  1. Die oberen Zähne werden auf das Mundstück gelegt.
  2. Die Oberlippe schmiegt sich dicht an die oberen Zähne und das Mundstück wird mit einem leichten Abwärtsdruck umschlossen.
  3. Die Unterlippe wird über die unteren Zähne gefaltet, mit etwa einer Hälfte der Lippe im Mund, die andere Hälfte heraus. [Anmerkung Heinrich Mätzener: Die Unterlippe wird von den Seiten zur Mitte hin zusammengezogen und formt vor den untern Zähnen ein kompaktes Kissen. Die Lippen bedecken die Zähne nur soviel, dass das Blatt keinen Kontakt mit den Zähnen hat.]
  4. Durch Aktivieren das Kinnmuskels (Musculus mentalis) und des Lachmuskels (Musculus risorius) wird das Kinn gespannt und nach unten gezogen. Kinn und Unterlippe bilden auf diese Wiese eine gut stabilisierte Fläche, auf welchem das Blatt aufgelegt wird und frei schwingen kann.
  5. Der Mundringmuskel (Musculus orbicularis oris) wirkt dem Lachmuskel entgegen und richtet die Mundwinkel. Die umfassen das Mundstück auf den Seiten.
  6. Der Trompetermuskel (Musculus buccinator) verhindert, dass durch den Luftdruck die Backen aufgeblasen werden, kann aber in bestimmten Fällen (Bassklarinette, tiefes Register, hohes Register B-Klarinette) auch locker gelassene werden, um das Volumen der Mundhöhle zu vergrössern.

Acht aufbauende Stufen

Diese Übungen bauen den Ansatz in einzelnen Lernschritten auf. Auf Grund der länger werdenden Notendauern und differenzierteren Dynamik nehmen die Anforderungen an die Ansatz formende Muskulatur schrittweise zu. Die einzelnen Übungen dienen als täglich zu erarbeitende Lernziele für das individuelle Studium. Im wöchentlichen Unterricht können sie dann jeweils präsentiert und von der Lehrperson beurteilt werden. Jedes Lernziel gilt als erreicht, wenn die Töne stabil und ruhig, ohne Zitter im Kinn und der weiteren Muskulatur gehalten werden können.

NOTENBEISPIELE IN ARBEIT Stufe 1 Forme den Klarinettenansatz wie oben beschrieben und kontrolliere die Ansatzformung vor einem Spiegel. Diese Übung erfolgt noch ohne Klarinette: Mit der so gemimten Ansatzformung entsteht durch Aktivierung der Luftführung der Laut "hu". Wiederhole acht mal und achte darauf, dass die Ansatzformung ganz unabhängig von der Luftführung fest und stabil bleibt. Achte darauf, dass du die Spannung im Kinn und in allen eingesetzten Muskelgruppen für die Dauer der ganzen Übung, einschließlich der Pausen, ohne Zittern halten kannst. Kontrolliere mit den kleinen Fingern oder mit gestrecktem Zeige- und Mittelfinger einer Hand die Form des Kinns: es schön gespannt sein, so dass es einem leichten Druck standhält. Kontrolliere auch die Stabilität und Festigkeit der zur Mitte hin zusammengezogenen Unterlippe, sowie den Zug nach unten in den Mundwinklen. Ziel ist es, die Übung schliesslich ohne Kontrolle der Finger durchzuführen und sich die Ansatzformung im sensorischen Gedächtins einzuprägen.

Stufe 2 Übe wieder vor einem Spiegel, diesmal mit Mundstück und Birne. Spiele mit perfekt geformtem Ansatz acht mal eine Viertelnote. Es soll die Tonhöhe fis‘‘ erklingen. Vergewissere dich, dass während der ganzen Übung, einschliesslich der Pausen, das du den Ansatz stabil halten kannst. Auch bei dieser Übung lässt sich die Ansatzformung, insbesondere die Form des Kinns durch Tasten mit den Fingern kontrollieren.


Stufe 3 Übe wieder vor dem Spiegel, diesmal mit dem ganzen Instrument. Spiele mit perfekt geformtem Ansatz acht mal Viertelnote auf dem offenen G. Vergewissere dich, dass du den Ansatz stabil halten kannst und der Klang in guter Intonation ruhig geführt ist.

Stufe 4 Erarbeite die folgenden Übungen auf dieselbe Weise, bis du jeweils acht Wiederholungen mit einem perfekt geformten Ansatz, ruhiger Tonführung und schöner Klangfarbe spielen kannst. Betrachte eine Stufe erst dann als bestanden.

Stufen 5 bis 8

„Trinkhalm-Mund“

"Trinkhalm-Mund"

Ober- und Unterlippe kräftig so formen, wie wenn man mit einem Trinkhalm ein Getränk einsaugen würde. Beobachte dabei die Festigkeit der Wangen und des Mundbodens, sowie die Konstellationen von Zunge und Rachen. Der auf diese Weise geformte Mund-Rachenbereich ist für den Klarinettenansatz sehr geeignet. Um sich die Positionen merken zu können, bereits mit angesetzter Klarinette auf diese Weise einatmen, dann in unveränderter Position einen Ton, z.B. in heikler Klarinlage ansetzen. Diese einfach verständliche Methode empfiehlt auch Tamarie Sayger in "CrossingTheBreak".

  • Unabhängig von dieser Position durch eine kleine Mundöffnung ein- und ausatmen.
  • Locker einatmen, bei der Ausatmung den Trinkhalm-Mund formen.
  • Mit der Klarinette: Zusätzlich die Zungenspitze nach oben, Richtung Blattspitze richten
  • Zusätzlich durch Aktivierung der Wangenmuskulatur (auch Trompetermuskel oder Musculus buccinator genannt) die beiden Backen zu den Zähnen ziehen


Joe Allard, Gaston Hamelin

Oft wird empfohlen, ein flaches Kinn zu formen, was an sich nicht falsch ist. Ein stark flach geformtes Kinn bringt die Tendenz mit sich, dass sich die Mundwinkel deutlich nach oben ausrichten und dadurch die Schwingungen des Blattes auf den auf den Seiten abdämpfen. Der Lehrer von John Moses, Joe Allard (siehe Video links), demonstriert eine Übung, welche die Mundwinkel in ein günstige Position bringen. Die Klarinette ist auf den Knien aufgestützt. So kann mit den Daumen links und rechts die Stabilität der Kieferposition, und gleichzeitig beiden Zeige- und Mittelfinger die Position der Mundwinkel abgetastet werden. Beim Loslassen des Kontrollgriffes sollen die Mundwinkel weiterhin etwas nach unten gezogen werden, in der tiefer Position bleiben. Tendieren sie nach oben, macht sich dies sofort durch eine höhere Intonation bemerkbar.


Keith Stein

„[ ... ] a ''two way stretch'' of opposite pulls [ ... ] is simultaneously transpiring between the jaw drawing downwards and the immediate lower lip reaching upwards.“

„Eine gleichzeitig nach oben und unten gerichtetes Ziehen [ ... ] setzt mit dem Ausatmen ein und zieht das Kinn nach unten, während sofort eine nach oben gerichtet Spannung die Unterlippe nach oben zieht.“

Keith Stein: The Art of Clarinet Playing[1]


Übungen mit Instrument

„Messa di Voce“ mit Doppellippenansatz

Siehe auch Tonübungen, Intonation, Übungen

"messa di voce", Ansatztraining und Intonationsübung

Keith Stein[1] empfiehlt das „Messa di Voce“, mit Doppellippenansatz zu üben. In einer Studie konnten John Patrick Graulty (1989)[2] den positiven Effekt von Tonübungen mit Doppellippenansatz nachweisen: neben der Kräftigung der Lippenmuskulatur ist auch eine Veränderung des Mundinnenraumes zu beobachten, die sich positiv auf die Tonqualität auswirkt (siehe auch Ansatz, traditionelle Formen). Die Interviewpartner David Shifrin, Thomas Piercy, James Campbell, empfehlen, Tonübungen mit Doppellippenansatz auszuführen, für Fortgeschrittene Stundenten auch Michel Arrignon.
Tonübungen mit Doppellippenansatz trainieren die Unabhängigkeit von Ansatzformung und Vokalformung. Durch die Position von Ober-und Unterlippe, die beide die Zähne bedecken, lassen sich die natürlichen Veränderungen, welche z.B. das Formen des Vokals „i“ im Gegensatz zum einem „o“ mit sich bringen würde, mit den Lippen nicht umsetzten. Der Unterschied zwischen den beiden Vokalen besteht nur in der unterschiedlichen Ausformung des Mundinnenraumes und der Zungenstellung. Auch die Kieferstellung ist viel kleineren Bewegungen unterworfen, schon weil ein „Beissen"“ mit einer schmerzhaften Druckbelastung der Lippen verbunden wäre.
Genau dieselben Konstellationen - dynamische Ausformung des Mundhöhle bei stabil bleibender Ansatzformung - gilt es auf den normalen Ansatz zu übertragen.

Schonen der Oberlippe
So kann die Oberlippe geschont werden:

  • Keinesfalls mit den Kiefermuskeln Druck auf den Ansatz ausüben.
  • Gutes Kissen mit der Unterlippe formen, Mundwinkel waagrecht in die Mitte führen.
  • Vorsichtig mit der rechten Hand das Instrument zum Ansatz führen und einen guten Kontakt herstellen.
  • in den höheren Lagen anstatt den Ansatzdruck die Luftgeschwindigkeit erhöhen,

Musikalische Zielsetzungen

Die Aufgabenstellung scheint einfach: auf einer liegenden langen Note muss der Klang im pianissimo einsetzten, man muss ihn bis zur Mitte seiner Dauer zu einem grossen Forte anschwellen lassen. In der zweiten Hälfte seiner Dauer wird er wieder kontinuierlich dynamisch abgebaut und zum in sich verklingenden pianissimo zurückgeführt. Beim An- und Abschwellen lassen lassen sich folgende musikalische Zielsetzungen verfolgen:

  • Erzeugen eines zentrierten, geräuschfreien Tones
  • Kontrolle über die Klangfarbe
  • Stabilität der Intonation (die Klarinette im crescendo etwas näher zum Ansatz bringen, beim decrescendo wieder entfernen). Kombinierbar mit der Position der Zungenspitze: Zungenspitze nahe bei der Blattspitze = höherer Intonation, etwas tiefere Position = tiefere Intonation.
  • Dynamisch ruhige Tonführung, kontinuierliche dynamische Entwicklung

Literatur

Larry Guy: Embouchure Buildung for Clarinettists. Riverstone Press, Stony Point NY, 2000

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Keith Stein, 1958: The Art of Clarinet Playing, S. 12 Princeton, N.J. ©1958. [1] eingesehen am 15. Mai 2015
  2. John Patrick Graulty: The status of the double-lip clarinet embouchure in present-day pedagogy and performance: A study of college clarinet instructors and symphony orchestra clarinetists. EdD from Columbia University, Teachers College 1989