Ansatz, Übungen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Übungen]]
Siehe auch
== Übungen mit Instrument ==
* [[Ansatz, Ansatzformung, Embouchure]]
=== "Messa di Voce" mit Doppellippenansatz ===
* [[Haltearbeit#altearbeit als klangrelevanter Faktor|Haltearbeit]]
Siehe auch [[Tonübungen]]
'''Beiträge von Interviewpartnern'''
* [[Interview mit Paolo Beltramini, Hoschule Luzern - Musik#Ansatz|Paolo Beltramini]]
* [[Interview mit Prof. Francois Benda, Universität der Künste Berlin, Musik-Akademie der Stadt Basel#Ansatzformung|Francois Benda]]
* [[Philippe Cuper#Les avantages de la double embouchure|Philippe Cuper]]
* [[Interview mit Univ. Prof. Mag. Gerald Kraxberger, Anton Bruckner Privatuniversität, Linz#Übung|Gerald Kraxberger]]
* [[Harri Mäki#Embouchure building and training|Harri Mäki]]
* [[Ernesto Molinari#„Die Luftführung sitzt in der Oberlippe“|Ernesto Molinari]]
* [[Interview mit Prof. Heinrich Mätzener, Hochschule Luzern - Musik#Ansatz|Heinrich Mätzener]]
* [[Interview mit MgA. Milan Rericha, Conservatorio della Svizzera italiana, Lugano#Der „runde“ Ansatz, das "0"|Milan Rericha]]
* [[Interview mit Prof. Dr. phil. Ernst Schlader, Staatliche Musikhochschule Trossingen#Ansatzformung|Ernst Schlader]]
===Übung mit Vokalen===
Den Vokal „i“ formen, dabei bewusst den Kontakt der Unter- und Oberlippe zur unteren Zahnreihe herstellen. Diesen Kontakt - und die Zungenstellung des Vokals "i" behalten, während die Mundwinkel zur Mitte kommen und zum „o“ wechseln. Die Unterlippe formt sich auf diese Weise zu einem kompakten Kissen, schmiegt sich dicht an die Zähne an, das Kinn ist flach nach unten gespannt.
 
[[Kategorie:Übungen|Ansatz, Übungen]]
 
===IN BEARBEITUNG===
===In acht Schritten zum Klarinettenansatz===
Freie Übersetzung des Artikels von [https://www.draymcclellan.com/copy-of-media Ray D.MacClellan] nach folgender Quelle: [https://www.dansr.com/vandoren/resources/8-skill-levels-for-the-clarinet-embouchure DANSR]
 
Die Ausbildung eines guten Klarinettenansatz kann eine Herausforderung für Schüler und Lehrer sein. Wichtiger wie aussergewöhnlichem musikalischen Talent sind dabei das Training der Muskeln im Bereich der Lippen- und Gesichtsmuskulatur, die Entwicklung des Muskelgedächtnisses und sensorischer Fähigkeiten, die verbunden mit einem wachen Gehörsinn das klangliche Resultat kontrollieren.
====Ansatzbeschreibung====
# Die oberen Zähne werden auf das Mundstück gelegt.
# Die Oberlippe schmiegt sich dicht an die oberen Zähne und das Mundstück wird mit einem leichten Abwärtsdruck umschlossen.
# Die Unterlippe wird über die unteren Zähne gefaltet, mit etwa einer Hälfte der Lippe im Mund, die andere Hälfte heraus. [Anmerkung Heinrich Mätzener: Die Unterlippe wird von den Seiten zur Mitte hin zusammengezogen und formt ''vor'' den untern Zähnen ein kompaktes Kissen. Die Lippen bedecken die Zähne nur soviel, dass das Blatt keinen Kontakt mit den Zähnen hat.]
# Durch Aktivieren das [https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_mentalis Kinnmuskels (Musculus mentalis)] und des [http://Lachmuskelshttps://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_risorius Lachmuskels (Musculus risorius)] wird das Kinn gespannt und nach unten gezogen. Kinn und Unterlippe bilden auf diese Wiese eine gut stabilisierte Fläche, auf welchem das Blatt aufgelegt wird und frei schwingen kann.
# Der [https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_orbicularis_oris Mundringmuskel (Musculus orbicularis oris)] wirkt dem Lachmuskel entgegen und richtet die Mundwinkel. Die umfassen das Mundstück auf den Seiten.
# Der [https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_buccinator Trompetermuskel (Musculus buccinator)] verhindert, dass durch den Luftdruck die Backen aufgeblasen werden, kann aber in bestimmten Fällen (Bassklarinette, tiefes Register, hohes Register B-Klarinette) auch locker gelassene werden, um das Volumen der Mundhöhle zu vergrössern.
 
==== Acht aufbauende Stufen ====
Diese Übungen bauen den Ansatz in einzelnen Lernschritten auf. Auf Grund der länger werdenden Notendauern und differenzierteren Dynamik nehmen die Anforderungen an die Ansatz
formende Muskulatur schrittweise zu. Die einzelnen Übungen dienen als täglich zu erarbeitende Lernziele für das individuelle Studium. Im wöchentlichen Unterricht können sie dann jeweils präsentiert und von der Lehrperson beurteilt werden.
Jedes Lernziel gilt als erreicht, wenn die Töne stabil und ruhig, ohne Zitter im Kinn und der weiteren Muskulatur gehalten werden können.
 
NOTENBEISPIELE IN ARBEIT
Stufe 1
Forme den Klarinettenansatz wie oben beschrieben und kontrolliere die Ansatzformung vor einem Spiegel. Diese Übung erfolgt noch ohne Klarinette: Mit der so gemimten Ansatzformung entsteht durch Aktivierung der Luftführung der Laut  "hu". Wiederhole acht mal und achte darauf, dass die Ansatzformung ganz unabhängig von der Luftführung fest und stabil bleibt. Achte darauf, dass du die Spannung im Kinn und in allen eingesetzten Muskelgruppen für die Dauer der ganzen Übung, einschließlich der Pausen, ohne Zittern halten kannst. Kontrolliere mit den kleinen Fingern oder mit gestrecktem Zeige- und Mittelfinger einer Hand die Form des Kinns: es schön gespannt sein, so dass es einem leichten Druck standhält. Kontrolliere auch die Stabilität und Festigkeit der zur Mitte hin zusammengezogenen Unterlippe, sowie den Zug nach unten in den Mundwinklen. Ziel ist es, die Übung schliesslich ohne Kontrolle der Finger durchzuführen und sich die Ansatzformung im sensorischen Gedächtins einzuprägen.


Als möglichst täglich auszuführende Tonübung empfiehlt [https://books.google.ch/books?id=EdvJ3JleBy4C&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Keith+Stein%22&hl=de&sa=X&ved=0CB4Q6AEwAGoVChMInMqIsMKExwIVzDsUCh1hCQWn#v=onepage&q=double%20lip&f=false Keith Stein] <ref>  Keith Stein: ''The Art of Clarinet Playing.'' Summy-Birchard, 1958.</ref> das „[https://de.wikipedia.org/wiki/Messa_di_voce Messa di Voce]“, mit [[Ansatz, traditionelle Formen|Doppellippenansatz]].  
Stufe 2
Eine Studie von [https://www.cabrillo.edu/salsa/listing.php?staffId=1755 John Patrick Graulty] <ref>John Patrick Graulty: ''The status of the double-lip clarinet embouchure in present-day pedagogy and performance: A study of college clarinet instructors and symphony orchestra clarinetists''. EdD from Columbia University, Teachers College 1989</ref>  belegt den positiven Effekt von Tonübunugen mit Doppellippenansatz: Neben der Kräftigung der Lippenmuskulatur ist auch eine Veränderung des Mundinnenraumes zu beabochten, die sich positiv auf die Tonqualität auswirkt. (siehe auch [[Ansatz, traditionelle Formen#„Untersichblasen“ als Doppellippenansatz|Ansatz, traditionelle Formen]])
Übe wieder vor einem Spiegel, diesmal mit Mundstück und Birne. Spiele mit perfekt geformtem Ansatz acht mal eine Viertelnote. Es soll die Tonhöhe fis‘‘ erklingen. Vergewissere dich, dass während der ganzen Übung, einschliesslich der Pausen, das du den Ansatz stabil halten kannst. Auch bei dieser Übung lässt sich die Ansatzformung, insbesondere die Form des Kinns durch Tasten mit den Fingern kontrollieren.
==== Musikalische Zielsetzungen ====
Die Aufgabenstellung scheint einfach: auf einer liegenden langen Note muss der Klang im pianissimo einsetzten, man muss ihn bis zur Mitte seiner Dauer zu einem grossen Forte anschwellen lassen. In der zweiten Hälfte seiner Dauer wird er wieder kontinuierlich dynamisch abgebaut und zum in sich verklingenden pianissimo zurückgeführt. Beim An- und Abschwellenlassen lassen sich folgende musikalische Ziesetzungen veroflgen:
* Erzeugen eines zentrierten, geräuschfreien Tones
* Kontrolle über die Klangfarbe
* Stabilität der Intonation
* Dynamisch ruhige Tonfühurng, kontinuierliche dynamische Entwicklung


==== Spieltechnische Umsetzung ====
Zu Beginn nur in der in der Chalumeaulage üben: Ist hier genügend Sicherheit in der Tongebung erreicht, kann progressiv bis in die hohe Lage aufgestiegen werden. Beim '''[[Traditionelle Ansatzformen#„Untersichblasen“ als Doppellippenansatz|Doppellippenansatz]]''' bedecken Ober- und Unterlippen die Zähne. Das Blatt berührt die Unterlippe und die oberen Zähne haben keinen Kontakt mit dem Mundstück. Mundstück und Blatt werden von den Lippen "umhüllt" (franz: "enveloppé")<ref>Frédéric Berr, Prospère Mimart: ''Méthode complet de clarinette'', Leduc, Paris 1836, S.4 und 1907 S.4</ref>. Diese Ansatzform lässt sich nur mit relativ leichteren Blättern und relativ geringerem Druck, welcher durch die Haltearbeit in Kombination mit der Ansatzformung und nicht durch den Unterkiefer erzeugt werden muss, realisieren. Die Kieferöffnung muss ''vor'' dem Ansetzen des Tones stabilisiert sein. Der geringe, aber notwendige Druck, den die Lippen auf das Blatt ausüben, kann durch zwei zu kombinierende Kräfte erzeugt werden:
# Nach der Ansatzformung, einer leichten Kieferöffung, und nach dem Einsetzten der Luftführung wird das Instrument von einem zu geringem Kontakt mit den Lippen durch die '''Haltearbeit''' bis zur [[Haltearbeit#Haltearbeit und Ansatzlinie|Ansatzlinie]] geführt.
# Nach einer zu lockeren Ansatzformung (Doppellippenansatz), der leichten Kieferöffung, dem Ansetzen des Instrumentes durch die Haltearbeit und nach dem Einsetzten der Luftführung wird der Klang durch den Übergang von der zu lockeren zu einer bewusst verstärkten Ansatzformung - die Mundwinkel schliessen sich dabei! - hervorgerufen.
# Achte auf einen bewussten Ausgleich von Luftmenge und Luftdruck (siehe [[Atemstütze]])
# Achte auf eine aufrechte [[Spielhaltung|Spielhaltung, allgemeine Körperhaltung]]
# Übe mit rotierender Aufmerksamkeit auf diese Anweisungen, um schliesslich die Spielbewegungen zu automatisieren und Sicherheit in den musikalichen Zielsetzngen zu erlangen.


== Übungen ohne Instrument ==
Stufe 3
Diese Übungen dienen der spezifischen Körperbeherrschung im Ansatzbereich: die einzelnen klangrelevanten Komponenten des Ansatzes werden isoliert ins Bewusstsein gerückt und auf taktiler und kinästhetischer Ebene trainiert.
Übe wieder vor dem Spiegel, diesmal mit dem ganzen Instrument. Spiele mit perfekt geformtem Ansatz acht mal Viertelnote auf dem offenen G. Vergewissere dich, dass du den Ansatz stabil halten kannst und der Klang in guter Intonation ruhig geführt ist.
Anhand der [[:Kategorie:Übungen mit Instrument|Übungen mit dem Instrument]] lassen sich die auditiven, taktilen und kinästhetischen Wechselwirkungen entsprechend der eigenen Klangvorstellungen entwickeln und optimieren.


=== Position und Stabilisierung des Unterkiefers ===
Stufe 4
Wenn man gähnen muss, dies aber niemand am Gesichtsausdruck
Erarbeite die folgenden Übungen auf dieselbe Weise, bis du jeweils acht Wiederholungen mit einem perfekt geformten Ansatz, ruhiger Tonführung und schöner Klangfarbe spielen kannst. Betrachte eine Stufe erst dann als bestanden.
bemerken darf – man kann es „Anstandsgähnen“ nennen,
entfernt sich der Unterkiefer nur leicht vom Oberkiefer. Von aussen ist kaum eine Veränderung des Gesichtsausdruckes wahrnehmbar, die Mundhöhle formt und stabilisiert sich
jedoch in idealer Weise für einen frei schwingenden Klarinettenton. Die Position des Anstandsgähnens muss bei der aktiven Ausatmung für die Klangproduktion beibehalten werden. Der Unterkiefer entfernt sich parallel in der Distanz von einem [[Klarinettenblatt]] oder Bleistift vom Oberkiefer, soll aber nicht mit forciertem Kraftaufwand nach unten gezogen werden, sondern locker in dieser Position wie an imaginärem Schnüren am Oberkiefer aufgehängt sein (frei nach Johanna Gutzwiller 1997, S. 38) <ref>Johanna Gutzwiller: ''Körperklang - Klangkörper: ein Arbeitsbuch über Körperarbeit für Chorleiter, Sänger und Instrumentalisten'', S.38. Musiked. Nepomuk, Aarau 1997</ref>.


==== Übung ====
Stufen 5 bis 8
Ein- und Ausatmen, während der Unterkiefer in der Position des Anstandsgähnens „aufgehängt“ bleibt. Dazu den Vokal „u“ formen <ref name="Guy"> Larry Guy und Daniel Bonade: ''The Daniel Bonade Workbook: Bonade’s Fundamental Playing Concepts, with Illustrations, Exercises, and an Introduction to the Orchestral Repertoire''. Rivernote Press, Stony Point, New York 2007</ref>.


=== Mundhöhle, Rachen und Zungenform ===
[[Kategorie:Übungen|Ansatz, Übungen]]


Das Senken lassen des Unterkiefers wie beim Anstandsgähnen bewirkt eine Öffnung des Rachens. Ergänzend dazu wird der Vokal „u“ geformt, um die Zunge, vorbereitend für die [[Artikulation]] am Klarinettenblatt, in eine günstige Position und Form zu bringen.
===„Trinkhalm-Mund“===
[[Datei:obama_milkshake.jpg|thumb|links|150px|"Trinkhalm-Mund"]]
Ober- und Unterlippe kräftig so formen, wie wenn man mit einem Trinkhalm ein Getränk einsaugen würde. Beobachte dabei die Festigkeit der Wangen und des Mundbodens, sowie die Konstellationen von Zunge und Rachen. Der auf diese Weise geformte Mund-Rachenbereich ist für den Klarinettenansatz sehr geeignet. Um sich die Positionen merken zu können, bereits mit angesetzter Klarinette auf diese Weise einatmen, dann in unveränderter Position einen Ton, z.B. in heikler Klarinlage ansetzen.
Diese einfach verständliche Methode empfiehlt auch [http://crossingthebreak.com/podcast-02-before-opening-the-case/ Tamarie Sayger] in
"CrossingTheBreak".
* Unabhängig von dieser Position durch eine kleine Mundöffnung ein- und ausatmen.
* Locker einatmen, bei der Ausatmung den Trinkhalm-Mund formen.
* Mit der Klarinette: Zusätzlich die Zungenspitze nach oben, Richtung Blattspitze richten
* Zusätzlich durch Aktivierung der Wangenmuskulatur (auch Trompetermuskel oder [https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_buccinator?utm_source=www.doccheck.flexikon&utm_medium=web&utm_campaign=DC%2BSearch#Funktion Musculus buccinator] genannt) die beiden Backen zu den Zähnen ziehen


==== Übung ====
# Stelle die Kieferposition des „Anstandsgähnen“ her.
# Tippe nun mit der Zungenspitze während des Einatmens leicht gegen die oberen Schneidezähne.
# Versuche, dieses Einatmen mit einer sanften Streckung der Halswirbelsäule zu verbinden. Der Hinterkopf wird wie von unsichbarar Hand nach oben gezogen.
# Behalte diese Positionen (Kopf, Halswirbelsäule und Zunge) während der Ausatmung - darauf folgt ein entspanntes Einatmen.




=== Oberlippe ===
===Joe Allard, Gaston Hamelin===
{{Absatz-L}}
[[Datei:Joe Allard, Gaston Hamelin, embouchure.png|mini|x170px|links|[https://youtu.be/K-0N7XETP5M?t=142 Video: Interview mit Joe Allard]]]
[[Datei:oberlippe.jpg|thumb|links|150px|Oberlippe]]
Oft wird empfohlen, ein flaches Kinn zu formen, was an sich nicht falsch ist. Ein stark flach geformtes Kinn bringt die Tendenz mit sich, dass sich die Mundwinkel deutlich nach oben ausrichten und dadurch die Schwingungen des Blattes auf den auf den Seiten abdämpfen. Der Lehrer von [[John Moses#Pointing the chin?|John Moses]], Joe Allard (siehe Video links), demonstriert eine Übung, welche die Mundwinkel in ein günstige Position bringen. Die Klarinette ist auf den Knien aufgestützt. So kann mit den Daumen links und rechts die Stabilität der Kieferposition, und gleichzeitig beiden Zeige- und Mittelfinger die Position der Mundwinkel abgetastet werden. Beim Loslassen des Kontrollgriffes sollen die Mundwinkel weiterhin etwas nach unten gezogen werden, in der tiefer Position bleiben. Tendieren sie nach oben, macht sich dies sofort durch eine höhere Intonation bemerkbar.
Gekoppelt an die Vokalformung „u“ zentriert sich auch der Muskel der Oberlippe, die Mundwinkel werden gegen die Mitte gezogen. Zusätzlich soll die Oberlippe nach unten gezogen werden. Sie schmiegt sich dem Mundstück an. Dies kann durch die Position des Zeigefingers, der leicht an die oberen Scheidezähne gedrückt wird, geübt werden.


==== Übung ====
Mit der Oberlippe versuchen, den gegen die oberen Schneidezähne gedrückten Zeigefinger Finger nach unten zu schieben. Diese Übung betont zusätzlich die flache, nach unten gezogene Form des Kinns.


=== Unterlippe und Kinn ===
{{Absatz-L}}
[[Datei:unterlippe_und_kinn.jpg|thumb|links|150px|Unterlippe und Kinn]]
Die Unterlippen schmiegen sich dem Bogen der vorderen unteren Zahnreihe an und formen ein kompaktes Kissen, an welches das Mundstück angesetzt wird. Empfohlene Technik von Keith Stein, 1958:


===Keith Stein===
{{Zitat
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| Text        = <nowiki>[</nowiki> ... <nowiki>]</nowiki> a <nowiki>''</nowiki>two way stretch<nowiki>''</nowiki> of opposite pulls <nowiki>[</nowiki> ... <nowiki>]</nowiki> is simultaneously transpiring between the jaw drawing downwards and the immediate lower lip reaching upwards.
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| Quelle      = The Art of Clarinet Playing
| Quelle      = The Art of Clarinet Playing
| Übersetzung = Eine gleichzeitig nach oben und unten gerichtetes Ziehen <nowiki>[</nowiki> ... <nowiki>]</nowiki> setzt mit dem Ausatmen ein und zieht das Kinn nach unten, während sofort eine nach oben gerichtet Spannung die Unterlippe nach oben zieht.
| Übersetzung = Eine gleichzeitig nach oben und unten gerichtetes Ziehen <nowiki>[</nowiki> ... <nowiki>]</nowiki> setzt mit dem Ausatmen ein und zieht das Kinn nach unten, während sofort eine nach oben gerichtet Spannung die Unterlippe nach oben zieht.
| ref        = <ref>Keith Stein: ''The Art of Clarinet Playing'', S. 12 Princeton, N.J. ©1958. [https://books.google.ch/books?hl=de&lr=&id=EdvJ3JleBy4C&oi=fnd&pg=PA5&dq=+Keith+Stein:+The+Art+of+Clarinet+Playing&ots=r2trEwdojX&sig=7e5eBqifzqKQk_c3_C4bFMKKAkc#v=onepage&q=Keith%20Stein%3A%20The%20Art%20of%20Clarinet%20Playing&f=false] eingesehen am 15. Mai 2015</ref>}}
| ref        = <ref name=Stein>Keith Stein, 1958: ''The Art of Clarinet Playing'', S. 12 Princeton, N.J. ©1958. [https://books.google.ch/books?hl=de&lr=&id=EdvJ3JleBy4C&oi=fnd&pg=PA5&dq=+Keith+Stein:+The+Art+of+Clarinet+Playing&ots=r2trEwdojX&sig=7e5eBqifzqKQk_c3_C4bFMKKAkc#v=onepage&q=Keith%20Stein%3A%20The%20Art%20of%20Clarinet%20Playing&f=false] eingesehen am 15. Mai 2015</ref>}}


==== Übung ====
Den Vokal „i“ formen, dabei bewusst den Kontakt der Unterlippe zur unteren Zahnreihe herstellen. Diesen Kontakt behalten während die [[Vokalformung]] zu „u“ wechselt. Die Unterlippe formt sich auf diese Weise zu einem kompakten Kissen, das Kinn ist flach nach unten gespannt.
{{Absatz}}


=== Alternative Methode zur Ansatzformung ===
{{Absatz-L}}
[[Datei:obama_milkshake.jpg|thumb|links|150px|"Trinkhalm-Mund"]]
Unter- und Oberlippe, aber auch Wangen, Zungen und Rachen werden in eine für die Klangerzeugung günstige Position gebracht, wenn wir mit einem eher dünnen Trinkhalm ein Getränk (nicht die Luft!) kräftig einzusaugen.
==== Übung ====
„Trinkhalm-Mund“: Ober- und Unterlippe kräftig so formen, wie wenn man mit einem Trinkhalm ein Getränk einsaugen würde. Beobachte dabei die Festigkeit der Wangen und des Mundbodens, sowie die Konstellationen von Zunge und Rachen. Der auf diese Weise geformte Mund-Rachenbereich ist für den Klarinettenansatz sehr geeignet.
{{Absatz}}
* Unabhängig von dieser Position durch eine kleine Mundöffnung ein- und ausatmen.
* Locker einatmen, bei der Ausatmung den Trinkhalm-Mund formen.


=== Aktivierung der Resonanzräume durch bewusste Vokalformung ===
== Übungen mit Instrument ==
Eine bewusst ausgeführte Vokalformung (auch als „innerer Ansatz“, Englisch als „[[voicing]]<ref>''Luc D.M.A Jackman: Early Clarinet Performance as Described by Modern Specialists, with a Performance Edition of Mathieu Frédéric Blasius’s IIe Concerto de clarinette.'' (2005), P. 40</ref>“ beschrieben) übt einen starken Einfluss auf die Qualität des Instrumentalklanges aus. Kieferposition, Rachenöffnung, Zungenform und -Position, das Ausformen des Mundinnenraumes durch Mundbodenmuskulatur beeinflussen im Wechselspiel mit der [[Luftführung]] die Luftgeschwindigkeit und den Luftdruck in der Mundhöhle. Namhafte Pädagogen lassen zum Training der Ausfomrung der Mundhöle Tonübungen mit Doppellippenansatz spielen ([[Ansatz, Ansatzformung#"Messa di Voce" mit Doppellippenansatz|siehe oben]]).
=== „Messa di Voce“ mit Doppellippenansatz ===
 
Siehe auch [[Tonübungen]], [[Intonation, Übungen]]
Die physikalische Grösse „akustischer Widerstand“ quantifiziert das Verhältnis von Luftdruck und Luftgeschwindigkeit. Der akustische Widerstand in der Mundhöhle ist gleich gross wie der akustische Widerstand in der Mundstückkammer (Siehe auch [http://www.phys.unsw.edu.au/jw/z.html Joe Wolfe]: What is acoustic impedance and why is it important? <ref>Joe Wolwe: ''Clarinet Acoustics. '' http://www.phys.unsw.edu.au/jw/z.html</ref>).
[[Datei:Int._messa_di_voce.png|links|mini|x160px|"messa di voce", Ansatztraining und Intonationsübung]]
==== Übung ====
[https://books.google.ch/books?id=EdvJ3JleBy4C&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Keith+Stein%22&hl=de&sa=X&ved=0CB4Q6AEwAGoVChMInMqIsMKExwIVzDsUCh1hCQWn#v=onepage&q=double%20lip&f=false Keith Stein]<ref name=Stein></ref> empfiehlt das „[https://de.wikipedia.org/wiki/Messa_di_voce Messa di Voce]“, mit [[Ansatz, traditionelle Formen|Doppellippenansatz]] zu üben.
a) Trinkhalm-Mund formen (siehe auch obere Übung), dann einen Ton summen, und die Vibrationen in Mund-, Kiefer-, Nasen- und Stirnhöhle, Kehlkopf und Brustkorb beobachten
In einer Studie konnten [https://www.cabrillo.edu/salsa/listing.php?staffId=1755 John Patrick Graulty] (1989)<ref>John Patrick Graulty: ''The status of the double-lip clarinet embouchure in present-day pedagogy and performance: A study of college clarinet instructors and symphony orchestra clarinetists''. EdD from Columbia University, Teachers College 1989</ref> den positiven Effekt von Tonübungen mit Doppellippenansatz nachweisen: neben der Kräftigung der Lippenmuskulatur ist auch eine Veränderung des Mundinnenraumes zu beobachten, die sich positiv auf die Tonqualität auswirkt (siehe auch [[Ansatz, traditionelle Formen#„Untersichblasen“ als Doppellippenansatz|Ansatz, traditionelle Formen]]). Die Interviewpartner [[David Shifrin#Playing double lip replaces complicated descriptions of embouchure|David Shifrin]], [[Thomas Piercy#Transfer all the advantages of double lip to single lip|Thomas Piercy]], [[James Campbell# Double lip, the perfect embouchure|James Campbell]], empfehlen, Tonübungen mit Doppellippenansatz auszuführen, für Fortgeschrittene Stundenten auch [[Michel Arrignon#Embouchure double lèvres|Michel Arrignon]].  
 
<br>
b) Trinkhalm-Mund formen, einen Ton summen, dann den Mund ganz wenig öffnen. Den Luftstrom vertärken, so dass die immer noch gut geformten Lippen und die genannten Resonanzräume vibrieren. Beim Entstehen der Vibrationen spielt das Herunterziehen der Oberlippe eine wichtige Rolle.<ref name="Guy">: ''The Daniel Bonade Workbook: Bonade’s Fundamental Playing Concepts, with Illustrations, Exercises, and an Introduction to the Orchestral Repertoire''. Rivernote Press, New York 2007</ref>
Tonübungen mit Doppellippenansatz trainieren die Unabhängigkeit von Ansatzformung und Vokalformung. Durch die Position von Ober-und Unterlippe, die beide die Zähne bedecken, lassen sich die natürlichen Veränderungen, welche z.B. das Formen des Vokals „i“ im Gegensatz zum einem „o“ mit sich bringen würde, mit den Lippen nicht umsetzten. Der Unterschied zwischen den beiden Vokalen besteht nur in der unterschiedlichen Ausformung des Mundinnenraumes und der Zungenstellung. Auch die Kieferstellung ist viel kleineren Bewegungen unterworfen, schon weil ein „Beissen"“ mit einer schmerzhaften Druckbelastung der Lippen verbunden wäre.
 
<br>
== Siehe auch ==
Genau dieselben Konstellationen - dynamische Ausformung des Mundhöhle bei stabil bleibender Ansatzformung - gilt es auf den normalen Ansatz zu übertragen.
<br><br>
'''Schonen der Oberlippe'''
<br>
So kann die Oberlippe geschont werden:
*Keinesfalls mit den Kiefermuskeln Druck auf den Ansatz ausüben.
*Gutes Kissen mit der Unterlippe formen, Mundwinkel waagrecht in die Mitte führen.
*Vorsichtig mit der rechten Hand das Instrument zum Ansatz führen und einen guten Kontakt herstellen.
*in den höheren Lagen anstatt den Ansatzdruck die Luftgeschwindigkeit erhöhen,
**indem die Zungenspitze nach vorn/oben gerichtet wird (siehe [[Ansatz, Ansatzformung, Embouchure#Erhöhte Luftgeschwindigkeit im Bereich der Blattspitze|Ron Odrich]]).
**indem die Stimmbänder in die Tonbildung einbezogen werden (siehe [[Vokalisieren und Singen]])  
==== Musikalische Zielsetzungen ====
Die Aufgabenstellung scheint einfach: auf einer liegenden langen Note muss der Klang im pianissimo einsetzten, man muss ihn bis zur Mitte seiner Dauer zu einem grossen Forte anschwellen lassen. In der zweiten Hälfte seiner Dauer wird er wieder kontinuierlich dynamisch abgebaut und zum in sich verklingenden pianissimo zurückgeführt. Beim An- und Abschwellen lassen lassen sich folgende musikalische Zielsetzungen verfolgen:
* Erzeugen eines zentrierten, geräuschfreien Tones
* Kontrolle über die Klangfarbe
* Stabilität der Intonation (die Klarinette im ''crescendo'' etwas näher zum Ansatz bringen, beim ''decrescendo'' wieder entfernen). Kombinierbar mit der Position der Zungenspitze: Zungenspitze nahe bei der Blattspitze = höherer Intonation, etwas tiefere Position = tiefere Intonation.
* Dynamisch ruhige Tonführung, kontinuierliche dynamische Entwicklung


* [[Haltearbeit]]
[[Kategorie:Übungen|Ansatz, Übungen]]


== Literatur ==
Larry Guy: ''Embouchure Buildung for Clarinettists.'' Riverstone Press, Stony Point NY, 2000
== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />


<references />
[[Kategorie:Übungen|Ansatz, Übungen]]

Aktuelle Version vom 7. November 2022, 10:47 Uhr

Siehe auch

Beiträge von Interviewpartnern

Übung mit Vokalen

Den Vokal „i“ formen, dabei bewusst den Kontakt der Unter- und Oberlippe zur unteren Zahnreihe herstellen. Diesen Kontakt - und die Zungenstellung des Vokals "i" behalten, während die Mundwinkel zur Mitte kommen und zum „o“ wechseln. Die Unterlippe formt sich auf diese Weise zu einem kompakten Kissen, schmiegt sich dicht an die Zähne an, das Kinn ist flach nach unten gespannt.

IN BEARBEITUNG

In acht Schritten zum Klarinettenansatz

Freie Übersetzung des Artikels von Ray D.MacClellan nach folgender Quelle: DANSR

Die Ausbildung eines guten Klarinettenansatz kann eine Herausforderung für Schüler und Lehrer sein. Wichtiger wie aussergewöhnlichem musikalischen Talent sind dabei das Training der Muskeln im Bereich der Lippen- und Gesichtsmuskulatur, die Entwicklung des Muskelgedächtnisses und sensorischer Fähigkeiten, die verbunden mit einem wachen Gehörsinn das klangliche Resultat kontrollieren.

Ansatzbeschreibung

  1. Die oberen Zähne werden auf das Mundstück gelegt.
  2. Die Oberlippe schmiegt sich dicht an die oberen Zähne und das Mundstück wird mit einem leichten Abwärtsdruck umschlossen.
  3. Die Unterlippe wird über die unteren Zähne gefaltet, mit etwa einer Hälfte der Lippe im Mund, die andere Hälfte heraus. [Anmerkung Heinrich Mätzener: Die Unterlippe wird von den Seiten zur Mitte hin zusammengezogen und formt vor den untern Zähnen ein kompaktes Kissen. Die Lippen bedecken die Zähne nur soviel, dass das Blatt keinen Kontakt mit den Zähnen hat.]
  4. Durch Aktivieren das Kinnmuskels (Musculus mentalis) und des Lachmuskels (Musculus risorius) wird das Kinn gespannt und nach unten gezogen. Kinn und Unterlippe bilden auf diese Wiese eine gut stabilisierte Fläche, auf welchem das Blatt aufgelegt wird und frei schwingen kann.
  5. Der Mundringmuskel (Musculus orbicularis oris) wirkt dem Lachmuskel entgegen und richtet die Mundwinkel. Die umfassen das Mundstück auf den Seiten.
  6. Der Trompetermuskel (Musculus buccinator) verhindert, dass durch den Luftdruck die Backen aufgeblasen werden, kann aber in bestimmten Fällen (Bassklarinette, tiefes Register, hohes Register B-Klarinette) auch locker gelassene werden, um das Volumen der Mundhöhle zu vergrössern.

Acht aufbauende Stufen

Diese Übungen bauen den Ansatz in einzelnen Lernschritten auf. Auf Grund der länger werdenden Notendauern und differenzierteren Dynamik nehmen die Anforderungen an die Ansatz formende Muskulatur schrittweise zu. Die einzelnen Übungen dienen als täglich zu erarbeitende Lernziele für das individuelle Studium. Im wöchentlichen Unterricht können sie dann jeweils präsentiert und von der Lehrperson beurteilt werden. Jedes Lernziel gilt als erreicht, wenn die Töne stabil und ruhig, ohne Zitter im Kinn und der weiteren Muskulatur gehalten werden können.

NOTENBEISPIELE IN ARBEIT Stufe 1 Forme den Klarinettenansatz wie oben beschrieben und kontrolliere die Ansatzformung vor einem Spiegel. Diese Übung erfolgt noch ohne Klarinette: Mit der so gemimten Ansatzformung entsteht durch Aktivierung der Luftführung der Laut "hu". Wiederhole acht mal und achte darauf, dass die Ansatzformung ganz unabhängig von der Luftführung fest und stabil bleibt. Achte darauf, dass du die Spannung im Kinn und in allen eingesetzten Muskelgruppen für die Dauer der ganzen Übung, einschließlich der Pausen, ohne Zittern halten kannst. Kontrolliere mit den kleinen Fingern oder mit gestrecktem Zeige- und Mittelfinger einer Hand die Form des Kinns: es schön gespannt sein, so dass es einem leichten Druck standhält. Kontrolliere auch die Stabilität und Festigkeit der zur Mitte hin zusammengezogenen Unterlippe, sowie den Zug nach unten in den Mundwinklen. Ziel ist es, die Übung schliesslich ohne Kontrolle der Finger durchzuführen und sich die Ansatzformung im sensorischen Gedächtins einzuprägen.

Stufe 2 Übe wieder vor einem Spiegel, diesmal mit Mundstück und Birne. Spiele mit perfekt geformtem Ansatz acht mal eine Viertelnote. Es soll die Tonhöhe fis‘‘ erklingen. Vergewissere dich, dass während der ganzen Übung, einschliesslich der Pausen, das du den Ansatz stabil halten kannst. Auch bei dieser Übung lässt sich die Ansatzformung, insbesondere die Form des Kinns durch Tasten mit den Fingern kontrollieren.


Stufe 3 Übe wieder vor dem Spiegel, diesmal mit dem ganzen Instrument. Spiele mit perfekt geformtem Ansatz acht mal Viertelnote auf dem offenen G. Vergewissere dich, dass du den Ansatz stabil halten kannst und der Klang in guter Intonation ruhig geführt ist.

Stufe 4 Erarbeite die folgenden Übungen auf dieselbe Weise, bis du jeweils acht Wiederholungen mit einem perfekt geformten Ansatz, ruhiger Tonführung und schöner Klangfarbe spielen kannst. Betrachte eine Stufe erst dann als bestanden.

Stufen 5 bis 8

„Trinkhalm-Mund“

"Trinkhalm-Mund"

Ober- und Unterlippe kräftig so formen, wie wenn man mit einem Trinkhalm ein Getränk einsaugen würde. Beobachte dabei die Festigkeit der Wangen und des Mundbodens, sowie die Konstellationen von Zunge und Rachen. Der auf diese Weise geformte Mund-Rachenbereich ist für den Klarinettenansatz sehr geeignet. Um sich die Positionen merken zu können, bereits mit angesetzter Klarinette auf diese Weise einatmen, dann in unveränderter Position einen Ton, z.B. in heikler Klarinlage ansetzen. Diese einfach verständliche Methode empfiehlt auch Tamarie Sayger in "CrossingTheBreak".

  • Unabhängig von dieser Position durch eine kleine Mundöffnung ein- und ausatmen.
  • Locker einatmen, bei der Ausatmung den Trinkhalm-Mund formen.
  • Mit der Klarinette: Zusätzlich die Zungenspitze nach oben, Richtung Blattspitze richten
  • Zusätzlich durch Aktivierung der Wangenmuskulatur (auch Trompetermuskel oder Musculus buccinator genannt) die beiden Backen zu den Zähnen ziehen


Joe Allard, Gaston Hamelin

Oft wird empfohlen, ein flaches Kinn zu formen, was an sich nicht falsch ist. Ein stark flach geformtes Kinn bringt die Tendenz mit sich, dass sich die Mundwinkel deutlich nach oben ausrichten und dadurch die Schwingungen des Blattes auf den auf den Seiten abdämpfen. Der Lehrer von John Moses, Joe Allard (siehe Video links), demonstriert eine Übung, welche die Mundwinkel in ein günstige Position bringen. Die Klarinette ist auf den Knien aufgestützt. So kann mit den Daumen links und rechts die Stabilität der Kieferposition, und gleichzeitig beiden Zeige- und Mittelfinger die Position der Mundwinkel abgetastet werden. Beim Loslassen des Kontrollgriffes sollen die Mundwinkel weiterhin etwas nach unten gezogen werden, in der tiefer Position bleiben. Tendieren sie nach oben, macht sich dies sofort durch eine höhere Intonation bemerkbar.


Keith Stein

„[ ... ] a ''two way stretch'' of opposite pulls [ ... ] is simultaneously transpiring between the jaw drawing downwards and the immediate lower lip reaching upwards.“

„Eine gleichzeitig nach oben und unten gerichtetes Ziehen [ ... ] setzt mit dem Ausatmen ein und zieht das Kinn nach unten, während sofort eine nach oben gerichtet Spannung die Unterlippe nach oben zieht.“

Keith Stein: The Art of Clarinet Playing[1]


Übungen mit Instrument

„Messa di Voce“ mit Doppellippenansatz

Siehe auch Tonübungen, Intonation, Übungen

"messa di voce", Ansatztraining und Intonationsübung

Keith Stein[1] empfiehlt das „Messa di Voce“, mit Doppellippenansatz zu üben. In einer Studie konnten John Patrick Graulty (1989)[2] den positiven Effekt von Tonübungen mit Doppellippenansatz nachweisen: neben der Kräftigung der Lippenmuskulatur ist auch eine Veränderung des Mundinnenraumes zu beobachten, die sich positiv auf die Tonqualität auswirkt (siehe auch Ansatz, traditionelle Formen). Die Interviewpartner David Shifrin, Thomas Piercy, James Campbell, empfehlen, Tonübungen mit Doppellippenansatz auszuführen, für Fortgeschrittene Stundenten auch Michel Arrignon.
Tonübungen mit Doppellippenansatz trainieren die Unabhängigkeit von Ansatzformung und Vokalformung. Durch die Position von Ober-und Unterlippe, die beide die Zähne bedecken, lassen sich die natürlichen Veränderungen, welche z.B. das Formen des Vokals „i“ im Gegensatz zum einem „o“ mit sich bringen würde, mit den Lippen nicht umsetzten. Der Unterschied zwischen den beiden Vokalen besteht nur in der unterschiedlichen Ausformung des Mundinnenraumes und der Zungenstellung. Auch die Kieferstellung ist viel kleineren Bewegungen unterworfen, schon weil ein „Beissen"“ mit einer schmerzhaften Druckbelastung der Lippen verbunden wäre.
Genau dieselben Konstellationen - dynamische Ausformung des Mundhöhle bei stabil bleibender Ansatzformung - gilt es auf den normalen Ansatz zu übertragen.

Schonen der Oberlippe
So kann die Oberlippe geschont werden:

  • Keinesfalls mit den Kiefermuskeln Druck auf den Ansatz ausüben.
  • Gutes Kissen mit der Unterlippe formen, Mundwinkel waagrecht in die Mitte führen.
  • Vorsichtig mit der rechten Hand das Instrument zum Ansatz führen und einen guten Kontakt herstellen.
  • in den höheren Lagen anstatt den Ansatzdruck die Luftgeschwindigkeit erhöhen,

Musikalische Zielsetzungen

Die Aufgabenstellung scheint einfach: auf einer liegenden langen Note muss der Klang im pianissimo einsetzten, man muss ihn bis zur Mitte seiner Dauer zu einem grossen Forte anschwellen lassen. In der zweiten Hälfte seiner Dauer wird er wieder kontinuierlich dynamisch abgebaut und zum in sich verklingenden pianissimo zurückgeführt. Beim An- und Abschwellen lassen lassen sich folgende musikalische Zielsetzungen verfolgen:

  • Erzeugen eines zentrierten, geräuschfreien Tones
  • Kontrolle über die Klangfarbe
  • Stabilität der Intonation (die Klarinette im crescendo etwas näher zum Ansatz bringen, beim decrescendo wieder entfernen). Kombinierbar mit der Position der Zungenspitze: Zungenspitze nahe bei der Blattspitze = höherer Intonation, etwas tiefere Position = tiefere Intonation.
  • Dynamisch ruhige Tonführung, kontinuierliche dynamische Entwicklung

Literatur

Larry Guy: Embouchure Buildung for Clarinettists. Riverstone Press, Stony Point NY, 2000

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Keith Stein, 1958: The Art of Clarinet Playing, S. 12 Princeton, N.J. ©1958. [1] eingesehen am 15. Mai 2015
  2. John Patrick Graulty: The status of the double-lip clarinet embouchure in present-day pedagogy and performance: A study of college clarinet instructors and symphony orchestra clarinetists. EdD from Columbia University, Teachers College 1989