Flexible Budgetierung

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Geprüft: Negativ beurteilt

Die flexible Budgetierung, auch flexible Plankostenrechnung genannt, ist ein wichtiger Ansatz, der eine angepasste Kostenplanung für unterschiedliche Ist-Beschäftigungen ermöglicht, statt sich auf einen einzigen Beschäftigungsgrad zu stützen. Dies führt zu einer verbesserten Kostenkontrolle und Entscheidungsgrundlage, da es Unternehmen erlaubt, ihre Kostenvorgaben für jede Abrechnungsperiode flexibel an die jeweilige Ist-Beschäftigung anzupassen und die entsprechenden Soll-Kosten zu ermitteln (Wördenweber, 2021, S. 292).

Flexible Plankalkulationen können entweder auf Voll- oder Teilkostenbasis durchgeführt werden. Bei der flexiblen Plankalkulation auf Vollkostenbasis werden die Fixkosten auf die Beschäftigungseinheiten (z.B. Produktionsmenge) heruntergebrochen, wodurch eine bessere Grundlage für preispolitische Entscheidungen geschaffen wird. Im Falle von Abweichungen vom geplanten Einsatz kann die auf diese Ursache bezogene Kostenabweichung (Beschäftigungsabweichung) ermittelt werden (Götze, 2010, S. 200). Der Hauptvorteil dieser Methode liegt in der aussagekräftigen Kostenkontrolle (Wördenweber, 2021, S. 297).

Im Gegensatz dazu entfällt bei der flexiblen Plankalkulation auf Teilkostenbasis die Fixkostenverrechnung, sodass keine Kostenschwankungen durch Abweichungen von der geplanten Beschäftigung entstehen (Götze, 2010, S. 200). Die flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis beseitigt die Mängel der starren Kostenrechnung und der flexiblen Kostenrechnung auf Vollkostenbasis und eignet sich besonders für Planungs- und Entscheidungsaufgaben (Wördenweber, 2021, S. 301).

Insgesamt bietet die flexible Budgetierung deutliche Vorteile gegenüber der starren Plankostenrechnung. Die Unternehmen werden in die Lage versetzt, ihre Kostenvorgaben an veränderte Beschäftigungsgrade anzupassen, um so eine bessere Kostenkontrolle und Entscheidungsgrundlage gewährleisten zu können.

Kontrolle in der flexiblen Plankostenrechnung

Abb. 1: Phasen der Plankostenrechnung (Brühl, 2016, S. 289)

Bei der Kontrollrechnung in der flexiblen Plankostenrechnung werden die Ist-Kosten den Soll-Kosten gegenübergestellt, womit ein Soll-Ist-Vergleich durchgeführt wird. Anhand dieses Vergleiches kann die Gesamtabweichung ermittelt werden. Da die Ursache der Gesamtabweichung durch den Soll-Ist-Vergleich nicht erkennbar ist, muss man die Gesamtabweichung in einzelne Teilabweichungen aufspalten. So kann man ermitteln, welche Kosteneinflussgrössen zur Gesamtabweichung geführt haben. Die Kontrollrechnung beabsichtigt, die Gesamtabweichung in einzelne Teilabweichungen aufzuspalten, um zu eruieren, inwieweit einzelne Kosteneinflussgrössen zur Gesamtabweichung beigetragen haben (Brühl, 2016, S. 288-289). Die Abbildung 1 zeigt eine anschauliche Darstellung der verschiedenen Phasen der Kostenkontrolle, die in der Praxis angewendet werden können.

Berechnung flexibles Budget

Die Berechnung des flexiblen Budgets erfordert die Verwendung von Soll-/Planwerten und Istwerten. Zunächst werden die Plankosten (Sollkosten) ermittelt, die anschließend mit den tatsächlichen Kosten (Ist-Kosten) verglichen werden. Für das Grundplanbudget können Kennzahlen wie der geplante Verkaufspreis pro Stück und die geplante Absatzmenge herangezogen werden. Die Ist-Werte repräsentieren hingegen den realisierten Verkaufspreis pro Stück und die tatsächlich erreichte Absatzmenge (Horngren et al., 2015, S. 207–208).

Abb. 2: Berechnung flexibles Budget (Management Accounting, Kapitel 8, Folie 11)

Das flexible Budget wird berechnet, indem die tatsächliche Absatzmenge mit dem geplanten Verkaufspreis pro Stück multipliziert wird. Dies ermöglicht eine Anpassung des Budgets an die tatsächliche Geschäftsentwicklung und gewährleistet eine genauere Kostenkontrolle und Leistungsbeurteilung. Die Abbildung 2 zeigt die entsprechenden Formeln und Berechnungen, die zur Erstellung des flexiblen Budgets erforderlich sind.

Folglich bietet die flexible Budgetierung einen präziseren Einblick in die Finanzperformance eines Unternehmens, indem sie die tatsächlichen Geschäftsaktivitäten berücksichtigt und den Vergleich von Soll- und Ist-Werten erleichtert. Entscheidungstragende können somit effektivere Strategien zur Kostenkontrolle und Leistungsverbesserung entwickeln.

Kritische Würdigung

Beim Forecast liegt der Fokus auf der Vorbereitung von Entscheidungen, indem die zu erwartenden Kosten einschliesslich des Wertverlusts durch Ineffektivität ermittelt werden. Standardkostenberechnungen hingegen dienen hauptsächlich der Steuerung des Verhaltens und berücksichtigen Kosten, die durch wirtschaftliches Handeln erzielbar erscheinen. Oftmals werden jedoch beide Abrechnungsziele mit dem flexiblen Budget erreicht, was eine klare Trennung der Systeme erschwert (Götze, 2010, S. 200).

Zudem können die sich häufig ändernden Zahlen bei der Anwendung der flexiblen Budgetierung auf Vollkostenbasis zu einem Verlust des Überblicks über die Finanzen und der Entstehung neuer Fehlerquellen führen. Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es für Unternehmen wichtig, ausreichend Ressourcen und Kapazitäten für die Einrichtung und Überwachung des Budgets bereitzustellen. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Budget korrekt eingerichtet und überwacht wird, um ungenaue Kalkulationen und Fehlentscheidungen zu vermeiden (Fischbach, 2018, S. 162).

Der Hauptnachteil der flexiblen Budgetierung besteht darin, dass sie eine präzise Abgrenzung zwischen fixen und variablen Kostenbestandteilen erfordert, die in vielen Fällen schwierig zu erreichen ist. Da Fixkosten kurzfristig nicht entscheidungsrelevant sind, wird die Abweichungsanalyse für eine monatliche Kontrolle nicht benötigt. In solchen Fällen könnte die Anwendung der flexiblen Budgetierung auf Teilkostenbasis, welche die Fixkostenverrechnung ausschliesst, besser geeignet sein (Horsch, 2010, S. 241). 

Lern- und Praxismaterialien

Aufgaben

Quellen

Autoren

Andrea Bachmann, Bleon Morina, Mohamed Abduqadir Muse, Vanessa Beeler