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* Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren der verwendeten Produktionstechnologien  
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* Unterstützung in der langfristigen Programmplanung (inklusive der langfristigen Eingliederung in die [[Horizontale Integration|horizontale Wertschöpfungskette]] und das Vorbereiten von strategischen Make- or Buy-Entscheidungen)
* Unterstützung in der langfristigen Programmplanung (inklusive der langfristigen Eingliederung in die [[Horizontale Integration|horizontale Wertschöpfungskette]] und das Vorbereiten von strategischen Make- or Buy-Entscheidungen)
* Zuweisung von dezentralen Kompetenzen und Verantwortungen (beispielsweise im Rahmen der Unternehmensstrukturierung mittels der Einrichtung von Cost- oder Profit-Centern)
* Zuweisung von dezentralen Kompetenzen und Verantwortungen (beispielsweise im Rahmen der [[Center-Konzept|Unternehmensstrukturierung]] mittels der Einrichtung von Cost- oder Profit-Centern)


=== Operatives Produktionscontrolling ===
=== Operatives Produktionscontrolling ===

Version vom 9. Dezember 2017, 11:39 Uhr

Das Produktionscontrolling ist ein Subsystem des Produktionsmanagements und unterstützt dieses bei der Planung, Steuerung und Kontrolle der Produktion. Es handelt sich um ein funktionales Controlling, welches entscheidende Daten aus der Produktion beschafft, aufbereitet, analysiert und kommuniziert (Gottmann, 2016, S. 20; Nebl, 2011, S. 835-836). Durch die gezielte Nutzung von Controlling-Instrumenten wird eine effektive und effiziente Produktion angestrebt (Häusser, 2016, S. 40, vgl. Gottmann, 2016, S. 20). Das Produktionscontrolling vereint die technischen sowie die wirtschaftlichen Aspekte, um die fertigungswirtschaftlichen Ziele zu erreichen (Schnell, 2012, S. 23

Abgrenzung

Abb. 1: Einordnung Produktionscontrolling in die Lieferkette (in Anlehnung an Bauer, 2009, S. 2)

Genau wie die Controlling-Konzeptionen Beschaffungscontrolling, Logistikcontrolling und Absatzcon-trolling gehört auch das Produktionscontrolling zur Lieferkette und soll Informationen über Prozesse und Schwachstellen für Entscheidungsträger bereitstellen (Reichmann et al., 2017, S. 23). Im Gegensatz zum im Güterfluss vorgelagerten Beschaffungscontrolling, dem stetig begleitenden Logistikcontrolling und dem nachfolgenden Absatzcontrolling, konzentriert sich das Produktionscontrolling aber vor allem auf die Sicherstellung einer funktionierenden und wirtschaftlichen Güter- oder Dienstleistungserstellung (Reichmann et al., 2017, S. 1; Bauer, 2009, S. 1). Eine wirtschaftliche Produktion zeichnet sich durch eine hohe Produktivität, also einem möglichst optimalen Verhältnis zwischen Output- und Inputmenge, sowie durch eine hohe Produktequalität, geringe Durchlaufszeiten, termingetreue Fertigung und eine möglichst hohe Auslastung der Produktionskapazitäten aus (Bloech at al., 2014, S. 8-9).

Abb. 2: Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen Produktionsmanager und Produktionscontroller (Klein, A. & Schnell, H., 2012, S. 24)

Innerhalb des Produktionsprozesses muss zwischen den Verantwortlichkeiten des Produktionsmanagers und den Verantwortlichkeiten des Produktionscontrollers unterschieden werden. Wie der nachfolgen-den Abbildung zu entnehmen ist, soll das Produktionscontrolling im Rahmen seiner Führungsunterstützungsfunktion als wirtschaftliches Gewissen Freiräume für den Produktionsmanager schaffen. Für die strategische Gestaltung, den Ressourceneinsatz sowie die Zielerreichung im Fertigungsbetrieb ist der Produktionsmanager zuständig (Klein, A. & Schnell, H., 2012, S. 23-24).

Ziele und Aufgaben

Ziel des Produktionscontrollings ist es, die Produktionsleitung methodenkompetent zu unterstützen und dadurch einen effektiven und effizienten Betrieb sicherzustellen. Die Verantwortung für einen reibungslos funktionierenden Fertigungsbetrieb liegt bei der Produktionsleitung. Die methodenkompetente Unterstützung des Produktionscontrollings ist jedoch essenziell. „Erst

Abb. 3: Aufgaben des Produktionscontrolling (Steven, 2016, S. 10)

Die Hauptaufgabe ist die Wirtschaftlichkeit des Produktionsprozesses von Gütern und Dienstleistung sicherzustellen (Reichmann et al., 2017, S. 361; Bauer, 2009, S. 1). Die Einzelaufgaben aus funktionaler Sicht lassen sich in Planung, Steuerung und Kontrolle unterteilen. Diese drei Aufgaben haben direkten Einfluss auf die Unternehmensführung. Zusätzlich bestehen die Aufgaben Koordination und Informationsversorgung, welche eine übergeordnete Rolle einnehmen (Steven, 2016, S. 10 -11).

Die Ziele und Aufgaben des Produktionscontrollings werden oftmals in eine strategische und eine operative Sicht unterschieden (Bauer, 2009, S. 14-16).

Strategisches Produktionscontrolling

Im Fokus des strategischen Produktionscontrollings steht die langfristige Ausgestaltung und Wirtschaftlichkeit des Funktionsbereichs Produktion. Dabei geht es um die Planung und Einteilung der Fertigungsstätten, die Planung der Investitionen in zukünftige Fertigungssysteme sowie die langfristige Ausrichtung des Produktionsprogramms. Weil diese langfristig orientierten Entscheide eine grosse Tragweite aufweisen, sind sie genau mit der verfolgten Wettbewerbsstrategie und den Erfolgsfaktoren der Unternehmung abzustimmen.

Das strategische Controlling befasst sich beispielsweise mit folgenden Aufgaben (Bauer, 2009, S. 14-16):

  • Langfristige Planung der Produktionsstandorte und Produktionskapazitäten
  • Erstellung von Investitionsrechnungen zur optimalen Kapitalallokation im Funktionsbereich Produktion
  • Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren der verwendeten Produktionstechnologien
  • Unterstützung in der langfristigen Programmplanung (inklusive der langfristigen Eingliederung in die horizontale Wertschöpfungskette und das Vorbereiten von strategischen Make- or Buy-Entscheidungen)
  • Zuweisung von dezentralen Kompetenzen und Verantwortungen (beispielsweise im Rahmen der Unternehmensstrukturierung mittels der Einrichtung von Cost- oder Profit-Centern)

Operatives Produktionscontrolling

Das operative Produktionscontrolling hat die Sicherung der Wirtschaftlichkeit des laufenden Fertigungsprozesses als Aufgabe und fokussiert sich vor allem auf die Kontrolle der Produktionskosten (Reichmann et al., 2017, S. 361; Bauer, 2009, S. 19). In der Literatur wird es deshalb auch als wirtschaftliches Gewissen der Produktionsleitung bezeichnet (Gottmann, 2016, S. 20, vgl. Schnell, 2012, S. 24-25).

Es können folgende Aufgabenbereiche unterschieden werden (Reichmann et al., 2017, S. 362-364; Witt, 1996, S. 306 zit. in Bauer, 2009, S. 19):

  • Abstimmung der Fertigungskapazitäten auf die erwarteten Absatzmengen
  • Kapazitäts- und Engpasskontrollen der Produktionsanlagen
  • Kalkulation der Betriebsunterbrechungskosten verschiedener Ausfallsszenarien basierend auf deren Ausfallswahrscheinlichkeit und erwarteten Kosten
  • Durchführung von Analysen zwecks Minimierung bzw. Optimierung folgender Kostentreiber:
  • Ausschussproduktion: Qualitativ ungenügende Teile der Produktion, welche aufgrund von fehlerhaftem Arbeitsverhalten, falschen Organisationsformen oder qualitativ schlechten Inputmaterialien nicht weiterverarbeitet oder verkauft werden können
  • Leerkosten: Fixkostenanteile, welche aufgrund ungenutzter Kapazitäten entstehen
  • Rüstzeiten: Zeit, welche für die Vorbereitung der Produktionsanlagen verwendet wird
  • Losgrössen: Optimierung der Produktionsserien unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Kosten und die Flexibilität der Produktion

Organisatorische Eingliederung

Die Organisation des Produktionscontrollings hängt massgeblich von der Unternehmensgrösse und der Komplexität der Herstellung ab. In kleineren Industriebetrieben ist es durchaus zweckmässig, dass die Aufgaben des Produktionscontrollings vom zentralen Controlling wahrgenommen werden (Baier, 2005, S. 521, vgl. Ossadnik, 2009, S. 499). In Unternehmen mit einem hohen Eigenfertigungsanteil und komplexen Herstellungsverfahren ist die Einbindung ins Zentralcontrolling hingegen nicht optimal. Das Zentralcontrolling kann die Aufgaben des Produktionscontrollings insbesondere dann nicht umfassend wahrnehmen, wenn Sonderprojekte durchzuführen sind. Diese Situation tritt beispielweise dann auf, wenn das Unternehmen die Implementierung neuer Fertigungstechnologien anstrebt, was eine umfassende Analyse des Controllings bedingt (Baier, 2005, S. 521). Ab einer gewissen Unternehmensgrösse und Komplexität der Herstellung wird deshalb empfohlen, ein dezentrales Controlling nach dem Dotted-Line-Prinzip einzurichten. Beim Dotted-Line-Prinzip werden spezialisierte Controllingabteilungen in anderen Funktionsbereichen angesiedelt und die fachliche sowie die disziplinarische Unterordnung geteilt. Somit ist das Produktionscontrolling in fachlicher Hinsicht dem Zentralcontrolling und disziplinär der Produktionsleitung unterstellt (S.521, vgl. Weber & Spillecke, 2005, S. 5).