Produktionskennzahlen
Kennzahlen und Kennzahlensystemen kommen in der Produktion eine grosse Bedeutung zu. Sie schaffen Transparenz, bilden Optimierungspotential ab und ermöglichen es, Ursachen- und Wirkungszusammenhänge zu erkennen. Durch geeignete Mess- und Steuergrössen können die Potentiale des Unternehmens voll ausgeschöpft werden. Ausserdem schaffen sie Objektivität: Subjektive Einschätzungen über den Fortschritt oder Verlauf der Produktion werden durch den gezielten Einsatz von Kennzahlen objektiviert (Gottmann, 2016, S. 37, vgl. Schnell, 2015, S. 89). Kennzahlen gliedern sich im Produktionscontrolling grundsätzlich in drei Kategorien. Die Unterscheidung erfolgt nach inputorientierten Kennzahlen, outputorientierten Kennzahlen sowie fertigungsprozessorientierten Kennzahlen und umfasst somit den gesamten Produktionsvorgang (Schnell, 2015, S. 90, vgl. Schnell, 2012, S. 45-46). In der nachfolgenden Tabelle sind die Einsatzbereiche erläutert und nach der jeweiligen Kategorie gegliedert.
Einsatzbereich | Beschreibung | Kategorie |
---|---|---|
Einsatz von Mitarbeitenden | Die Mitarbeitenden bilden einen Hauptbestandteil eines Unternehmens, was im Bereich des Personalcontrollings berücksichtigt wird. Mit Bezug auf einen Produktionsprozess bieten Mitarbeitende einen wesentlichen Optimierungsansatz bei der Erhöhung des Produktionsoutputs (Gottmann, 2016, S. 104). | inputorientiert |
Nutzung von Fertigungsanlagen | Fertigungsanlagen sind oftmals mit hohen und regelmässigen Investitionen verbunden, sodass sie eine hohe Kapitalbindung verursachen. Die regelmässige Überprüfung der maximalen Anlagennutzung ist deshalb sehr bedeutend (Schnell, 2015, vgl. Pfeffer, 2014, S. 24). | inputorientiert |
Verarbeitung von Materialien | Kennzahlen in Bezug auf den Materialeinsatz sind für Produktionsunternehmen sehr wichtig. Im Produktionscontrolling sind diese jedoch nicht sehr bedeutend, da der Materialeinsatz kaum von den Fertigungsverantwortlichen beeinflussbar ist. Die Menge und die Art der Materialien wird oftmals von der Entwicklung vorgegeben und ist fest über die Stückliste definiert. Für die Materialqualität und -kosten ist ausserdem nicht das Produktionscontrolling, sondern der Einkauf, das Qualitätsmanagement und das Beschaffungscontrolling verantwortlich (Schnell, 2015, S. 95, vgl. Kaufmann, Thiel & Becker, 2005, S. 4). | inputorientiert |
Produktionsleistung | Die Produktionsleistung einer Fertigung lässt sich in erster Linie durch die fehlerfrei produzierten Erzeugnisse beurteilen. Schnell (2012) empfiehlt, die Produktionsleistung aufgrund der möglichen Heterogenität der Produkte als monetäre Grösse auszuweisen (S. 47). | outputorientiert |
Termintreue | Die Einhaltung von Fertigungs- und Lieferterminen ist im Produktionsumfeld sehr wichtig. Es geht aber nicht ausschliesslich darum, Aufträge rechtzeitig fertigzustellen: Aufträge nicht zu früh auszuführen ist ebenso wichtig, da sonst das Lager wächst und die Kapitalbindungskosten steigen (Schnell, 2015, S. 97-98). | outputorientiert |
Qualität | Für Produktionsunternehmen ist die einwandfreie Qualität der Produkte erfolgsentscheidend. Deshalb ist es wichtig, dass das Produktionscontrolling mithilfe gezielter Kennzahlen die Qualität des Produktionsoutputs überprüft (Schnell, 2015, 96, vgl. Gottmann, 2016, S. 109). | outputorientiert |
Produktionskosten | Die Produktionskosten gehören zum angestammten Aufgabengebiet des Produktionscontrolling. Kennzahlen zu Kosten sind insbesondere der kostenartenweise Vergleich sämtlicher Einzelkosten, die Analyse der Fertigungsgemeinkosten, Preisabweichungen sowie Mengenabweichungen (Schnell, 2015, S. 98-99). | outputorientiert |
Produktivität | Die Produktivität definiert sich als Verhältnis zwischen Output- und Inputgrössen (Schnell, 2015, S. 100). Durch die aufgezeigte tatsächliche Nutzung verfügbarer Kapazitäten können Optimierungsmöglichkeiten zur Effizienzsteigerung abgeleitet werden (Gottmann, 2016, S. 55). | outputorientiert |
Durchlaufzeiten | Die Durchlaufzeit ist die Zeitdifferenz zwischen dem Produktionsstart und dem Produktionsende. Sie beginnt beim Rüsten der Maschinen, umfasst die Fertigung sowie den Transport der Produkte und endet bei der Lagerung. Die Reduktion der Durchlaufzeit ist nach Schnell (2012) anzustreben, da sie folgende Vorteile mit sich bringt: Minimierte Liege-, Transport-, Fertigungs- und Rüstzeiten sowie einen reduzierten Umlaufbestand, was sich wiederum positiv auf die Kapitalbindungskosten auswirkt (S. 49). | fertigungsprozessorientiert |
Lagerbestände | Die optimale Lagerbewirtschaftung ist für einen Produktionsbetrieb sehr bedeutend, da darin Kapital gebunden wird (Gottmann, 2016, S. 65). Der Lagerbestand als Kennzahl ist an sich jedoch nicht sehr aussagekräftig, da dieser saisonalen und konjunkturellen Schwankungen unterliegt (Schnell, 2012, S. 50-51). | fertigungsprozessorientiert |
Analog den beschriebenen Einsatzbereichen der Kennzahlen, folgen pro Einsatzbereich die in der Literatur meistgenannten Kennzahlen:
Kennzahl | Berechnung | Einsatzbereich |
Mitarbeiterauslastung (%) geplant | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Menge*Vorgabezeit }{ verfügbare\ Arbeitszeit } *100 }[/math] |
Einsatz von Mitarbeitenden
(Gottmann, 2016, S. 106) |
Anlageverfügbarkeit (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ (Laufzeit-Ausfallzeit)}{ Laufzeit } }[/math] |
Nutzung von Fertigungsanlagen
(Gottmann, 2016, S. 97) |
Mean Time Between Failures (Tage) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Gesamte\ Betriebszeit }{ Anzahl\ Ausfälle } }[/math] |
Nutzung von Fertigungsanlagen (Gottmann, 2016, S. 100-101) |
Anlageeffizienz (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Gesamte\ Bearbeitungszeit}{ Nettobetriebszeit } }[/math] |
Nutzung von Fertigungsanlagen
(Gottmann, 2016, S. 97) |
Rüstzeitanteil (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Rüstzeiten }{ (Rüstzeiten+Fertigungszeiten) } }[/math] |
Nutzung von Fertigungsanlagen
(Gottmann, 2016, S. 98) |
Abschreibungsquote (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ kumulierte\ Abschreibungen }{ Sachanlagen } }[/math] |
Nutzung von Fertigungsanlagen
(Gottmann, 2016, S. 103) |
Instandhaltungsquote (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Instandhaltungskosten }{ Wiederbeschaffungswert } *100 }[/math] |
Nutzung von Fertigungsanlagen
(Gottmann, 2016, S. 103) |
Produktionsleistung (Stk. / Zeit) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Ausbringungsmenge}{ Zeit } }[/math] |
Produktionsleistung
(Gottmann, 2016, S. 99) |
Termintreue (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Anzahl\ termintreu\ gelieferter\ Aufträge }{ Anzahl\ aller\ Aufträge } }[/math] |
Termintreue
(Gottmann, 2016, S. 171) |
Gewichtete Terminabweichung | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Terminabweichung\ E\ in\ Prozent * Absatz\ E +
Terminabweichung\ P\ in\ Prozent * Absatz\ P }{(Absatz E + Absatz P) } }[/math] |
Termintreue
(Schnell, 2015, S. 97-98) |
Ausschussquote (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ fehlerhafte\ Teile\ ohne\ Nacharbeit }{ Gesamtstückzahl } *100 }[/math] |
Qualität
(Gottmann, 2016, S. 111) |
Produktionsfehlerquote (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Stück\ Fehlproduktionen}{ Gesamtstückzahl } }[/math] |
Qualität
(Gottmann, 2016, S. 100) |
Produktionskosten Pro Einheit | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Summe\ Produktionskosten\ je\ Variante }{ Anzahl\ Produkte\ je\ Variante } }[/math] |
Produktionskosten
(Gottmann, 2016, S. 164) |
Produktivität (%) | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Ist-Leistung}{ Soll-Leistung } *100 }[/math] |
Produktivität
(Gottmann, 2016, S. 100) |
Overall Equipment Efficiency (%) | = Anlageverfügbarkeit * Anlageeffizienz * Qualitätsgard |
Produktivität
(Gottmann, 2016, S. 102) |
Produktionsdurchlaufzeit (Tage) | = Bearbeitungszeiten des Produktes an allen Prozessen + Liegezeiten zwischen allen Prozessen sowie in Wareneingangs- und Fertigwarenlager |
Durchlaufzeiten
(Gottmann, 2016, S. 122) |
Lagerumschlagshäufigkeit | [math]\displaystyle{ =\tfrac{ Lagerabgänge}{durchschnittlicher\ Lagerbestand } *100 }[/math] |
Lagerbestände
(Gottmann, 2016, S. 116) |
Lern- und Praxismaterialien
Aufgaben | Fallstudien |
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