Dezentralisierung

Aus Controlling-Wiki
Datei:Dezentralisierung Jung.jpg
Zielsetzung der Bildung dezentraler Einheiten (Jung, 2011, S. 40)

Der Zweck der Dezentralisierung besteht zum einen darin, Freiheiten zu eigenen lokalen Entscheidungen zu gewähren und zum anderen, Aufgabenbereich gezielt zu delegieren. Eine dezentrale Organisation der Unternehmung verdeutlicht sich an regionalen, produkt- oder kundenorientierten Einheiten. Durch die Marktnähe können damit Kundenbedürfnisse besser wahrgenommen und befriedigt werden. Die weiteren Zielsetzungen der Dezentralisierung, die zugleich auch den Ausgangspunkt der Center-Konzepte bilden, visualisiert die nebenstehende Darstellung.

Formen der Dezentralisierung

Die Ausprägung der Dezentralisierung oder Zentralisierung ist unternehmensspezifische ausgestaltet. Obwohl in der Praxis häufig Mischformen vorzufinden sind und gewisse Funktionen zentral bleiben, sollen hier die beiden reinen Formen anhand der Abbildung dargestellt werden.

Die vollständige Dezentralisierung ermöglicht maximale lokale Entscheidungsfreiheiten und ein Minimum an Restriktionen der Obergesellschaft. In diesem Modell dominiert die Zielsetzung der Effektivität: Die lokalen Bedürfnisse sind zu befriedigen und die Flexibilität ist sicherzustellen. Als Beispiel dafür dient ein Konzern, der neu akquirierte Tochtergesellschaften als rechtlich unabhängige Organisation in die Konzernstruktur integriert.

Die vollständige Zentralisierung strebt gegenteilig eine minimale lokale Entscheidungsfreiheit dafür jedoch ein Maximum an Restriktionen der Obergesellschaft an. Bei diesem Modell überwiegt die Forderung nach Effizienz, Synergien und Standards. Oftmals dienen inhabergeführte KMU oder Unternehmen mit verhältnismässig vielen Hierarchiestufen.

Vorteile der Dezentralisierung

Abgeleitet vom Zweck der Dezentralisierung ergeben sich die folgenden spezifischen Vorteile, sofern Entscheidungen delegiert und die Führung selbständig agieren kann.

  • Schaffung grösserer Verantwortlichkeit für lokale Bedürfnisse
  • Bessere Entscheide auf unterem Management-Level dank besseren (lokalen) Informationen
  • Schnellere Entscheidungsfindung und kürzere Durchlaufzeiten (aufgrund geringerer Anzahl Schnittstellen)
  • Verstärkung der Motivation aufgrund klar definierter Aufgabenbereiche
  • Fokussiertes Wirken der Manager auf ihren Verantwortungsbereich * Erfolgslokalisierung anhand von spezifischen Messgrössen

Nachteile der Dezentralisierung

Abhängig von der Ausprägung der Dezentralisierung äussern sich die Nachteile allesamt in der fehlenden Übereinstimmung von Teilbereichs- und Gesamtzielen. Dazu führen fehlende Richtlinien zur Zusammenarbeit zwischen den Teilbereichen und der Zentrale zu folgenden wesentlichen Problembereichen:

  • Suboptimale (disfunktionale) Entscheidungsfindung
  • Doppelspurigkeiten (z.B. Stabsfunktionen), Effizienzverluste
  • Abnahme der Loyalität zur Gesamtunternehmung
  • Probleme in der Verantwortungsabgrenzung
  • Kosten der Informationsgewinnung und –verarbeitung
  • Innerbetriebliche Konflikte aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen
  • Ergebnislokalisierung schürt die Diskussion um Verrechnungspreise

Voraussetzungen zur Dezentralisierung

Zur erfolgreichen Umsetzung einer Dezentralisierung von Organisationseinheiten sind spezifische Bedingungen zu erfüllen. So müssen die Mitarbeitenden bereit sein, Verantwortung zu übernehmen („wollen“). Ferner benötigen die Mitarbeitenden die richtigen Fähigkeiten, um die Entscheidungskompetenz wahrzunehmen („können“). Der Aufgabenbereich muss dementsprechend mit dem Kompetenzbereich übereinstimmen („dürfen“). Zudem können innerhalb der Organisation die Aufgabenbereiche klar abgegrenzt werden und zuletzt muss es auch möglich sein, die dezentralen Entscheidungen auf Ebene der Gesamtunternehmung zu koordinieren.

Praxis

Praxisbeispiel Swisscom

Quellen

Literaturverzeichnis

Jung, H. (2011). Controlling (3. Aufl.). München: Oldenbourg.

Weiterführende Literatur

Das