Staccato

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Die Fertigkeiten des Staccato sind weitgehend identisch mit denjenigen, die im Kapitel Artikulation beschrieben werden. Auf dieser Seite werden "schnelles Staccato" und "Doppelzunge" eingehender behandelt, aus praktischen Gründen, sind hier auch die wichtigsten Hinweise zur Technik der Artikulation noch einmal zusammengefasst.

Beiträge der Interviewpartner

Voraussetzungen für ein gut ansprechendes Staccato

Alle Interviewteilnehmer nennen folgende Parameter unabdingbar für eine erfolgreiche Staccatotechnik:

  1. Gefestigter Ansatz, Ansatzformung, Embouchure
  2. Unabhängige, kontinuierlich fliessende, für schnelles Staccato aktive und lebendige Luftführung, dynamische Atemstütze
  3. Der Weg der Zunge zwischen Blatt und Ruheposition soll so klein wie möglich sein
  4. Die Staccatobewegung der Zunge ist nicht ein "Stossen" der Zunge gegen das Blatt, sondern die Zunge wird von ihrem Berührungspunkt am Blatt zurückgezogen und gibt so die Schwingung des Blattes frei.

Drei Funktionen der Zunge

Die Zunge wird nicht nur für das Artikulieren, d.h. für die Freigabe der Blattschwingung eingesetzt. Verschiedenen Bereiche der Zunge erfüllen mehrere Funktionen, die für die Ansprache und Klangqualität artikulierter Töne von Bedeutung sind:

  1. Das Artikulieren am Blatt, die Freigabe der Blattschwingung, erfolgt durch die Zungenspitze.
  2. Verschiedenen Vokalformungen betreffen Form und Position der Zunge im vorderen bis mittlerer Bereich. Die Vokalformung reguliert die Luftgeschwindigkeit. Ein schnellerer Luftstrom ist für die Ansprache in oberen Registerlagen von Bedeutung.
  3. Beim Ausformen der hinteren Mundhöhle und des Rachens als Resonanzraum sind Form und Positionen des Zungengrundes und weichen Gaumens von Bedeutung. Die Klangfülle wird optimiert, wenn die Eigenresonanzen in der Mundhöhle den Resonanzen im Instrument entsprechen.

Können diese drei Funktionen der Zunge gleichzeitig und und unabhängig von einander wahrgenommen werden, gelingt ein Staccato mit einer dem Legato ebenbürtiger Klangqualität. Beim Artikulieren (1) sollte sich deshalb nur die Zungenspitze bewegen. Die weiteren Bereiche (2 und 3) der Zunge nehmen unabhängig davon ihre spezifischen Funktionen wahr.

Artikulieren

Siehe auch Kapitel Artikulation#Zungenspitze an Blattspitze|Artikulation, Zungenspitze an Blattspitze]]

Eine Mehrheit der Interviewpartner empfiehlt, grundsätzlich das Artikulieren durch die Artikulation#Zungenspitze an Blattspitze|Zungenspitze an der Blattspitze]] auszuführen.

Um die Artikulationsart vom non legato über portato zu staccato und staccatissiomo zu ändern, berührt die Zunge bei kontinuierlichem Luftstrom mit kleinster Bewegung und kleinstem Druck nur ganz kurz das Blatt. Bei längeren Artikulationspausen verlängert sich der Moment der Berührung der Zunge am Blatt.

Es empfiehlt sich, die Zuge nur mit minimalem Druck an das Blatt zu bringen. Bleibt die Kontaktstelle am obersten Blattrand, oder an einer Ecke der Blattspitze, kann das Blatt bei genügendem Luftdruck bzw. Luftgeschwindigkeit weiterschwingen. Dies gleicht einem Nachhalleffekt wie beim Staccato auf einem Streichinstrument (Pascal Moraguès, Eli Eban).
Ist ein "trockeneres" Staccato erwünscht, wir die Berührungsfläche zwischen Zunge und Blatt vergrössert. Immer die Blattspitze mit einbezogen, wird die Berührungsfläche Zunge-Blatt nach unten erweitert, bis die Schwingung bei aufrechterhaltener Luftführung ganz abgedämpft wird Heinrich Mätzener. Der Berührungspunkt kann sich auch zwischen Blattspitze und -Herz befinden Eban, Sylvie Hue, Steve Hartman.
Auch je nach Tonlage und Variantinstrument variieren die optimalen Berührungsstellen der Zungenspitze am Blatt: bei tieferen Lagen, insbesondre auf der Bassklarinette, empfiehlt es sich, eine Stelle am Blattherz zu suchen, bei hohen Lagen, ganz besonders auf der Es-Klarinette, ergibt ein Berührungspunkt ganz an der Blattspitze die besseren Resultate (Heinrich Mätzener).

Schnelles Staccato "einfache Zunge"

Als "Détaché réflexe" bezeichnet Michel Arrignon ein sehr schnelles Zurückziehen der Zungenspitze vom Blatt, das nicht bewusst vom Bewegungszentrum im Hirn gesteuert wird. Die Bewegung ist mit dem reflexartigen Zurückziehen der Fingerspitzen vergleichbar, wenn diese einen glühend heissen Gegenstand berührt haben.


Schnelles Staccato, "Doppelzunge"

Empfohlenes Video von Jean-François Philipp, Colmar

Vokalisieren

Resonanzraum formen

Didaktische Wege

Ein erstes didaktisches Prinzip verfolgen Ernesto Molinari, Avram Galpner, Lehrer von James Campbell.
Eine zweite, ergänzende Herangehensweise wird von James Campbell, rançois Benda praktiziert.

  1. Ausgangspunkt bei der Vermittlung der Staccatotechnik ist das Legato. Zu Beginn werden die Töne durch die Zungenbewegung kaum voneinander getrennt, dei Zunge berührt nur ganz kurz das Blatt. In kleinen Schritten werden dann die Artikulationspausen verlängert, die Zunge berührt entsprechend länger das Blatt. Bei jedem Lernschritt soll der Fokus auch die Klangqualität gerichtet werden, die durch das Staccato keinen Einbusse erleiden darf.
  2. Von Anbeginn wird ein kurzes Artikulieren trainiert. Zwischen den Tönen entstehen längere Artikulationspausen während denen die Zunge das Blatt berührt. Das Wegziehen der Zunge vom Blatt gibt nur einen kurzen Moment die Schwingung des Blattes frei, um einen kurzen Ton erklingen zu lassen.

Bei beiden Wegen muss darauf geachtet werden, dass nur die Zungenspitze an der Artikulation beteiligt ist, die mittlere und hintere Partie der Zunge sind in Vokal- und Resonanzformung involviert. Die Funktionen sollen durch die Artikulations-Bewegungen nicht beeinträchtigt werden.

Daniel Bonade (1962)[1] beschreibt diese Technik und verbindet sie mit dem Erlernen der Koordination von Zungen- und Fingerbewegung: Bei einer Folge von Staccato-Noten soll die Zunge zwischen Noten das Blatt berühren und die Schwingung des Blattes abdämpften, um eine deutliche Atikulationspause herzustellen. Die Luftführung wird weiter aufrechterhalten. Währenddessen bereiten die Finger den Griff des nächsten Ton vor. Das Wegziehen der Zunge lässt dann den neunen Ton erklingen, der Vorgang wird wiederholt.



Unterrichtswerke

Einzelnachweise

  1. Bonade, Daniel. 1962. The clarinetist's compendium: including method of staccato and art of adjusting reeds. Kenosha, Wis: Leblanc Publications. [1]