Staccato

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Die Fertigkeiten des Staccato sind weitgehend identisch mit denjenigen, die im Kapitel Artikulation beschrieben werden. Auf dieser Seite werden "schnelles Staccato" und "Doppelzunge" eingehender behandelt.

Beiträge der Interviewpartner

Voraussetzungen für ein gut ansprechendes Staccato

Ansatz und Luftführung

Damit Staccatopassagen ebenso gut wie Legatopassagen klingen, nennen die Interviewpartner folgende unabdingbare Voraussatzungen:

  • Der Ansatz bleibt beim Staccato so stabil wie bei einer ausgehaltenen Note oder einer Legatopassage.
  • Grundlage des Staccatos sind die von den Zungenbewegungen unabhängige, kontinuierliche Luftführung und Atemstütze. Schnelle Staccati gelingen besser mit einer agilen Luftführung (siehe Lernvideo von Jean François Philipp).

Gleichzeitige Kontrolle über drei Funktionen der Zunge

Die Zunge wird nicht nur für das Artikulieren, d.h. für die Freigabe der Blattschwingung, im Wechsel mit einer kürzeren oder längeren Unterbrechung, eingesetzt. Verschiedenen Bereiche der Zunge erfüllen gleichzeitig mehrere Funktionen, die für die Ansprache und Klangqualität artikulierter Töne von Bedeutung sind:

  1. Die Zungenspitze artikuliert am Blatt, sie unterbricht die Schwingung des Blattes und gibt sie wieder frei.
  2. Der vordere bis mittlere Bereich der Zunge ist in die Vokalformung involviert und reguliert dadurch die Luftgeschwindigkeit. Ein schnellerer Luftstrom ist besonders für die Ansprache in oberen Registerlagen von Bedeutung.
  3. Der hintere Bereich der Zunge und der weiche Gaumen formen den Rachen als Resonanzraum. Die Klangfülle wird optimiert, wenn die Eigenresonanzen in der Mundhöhle den Resonanzen im Instrument entsprechen.

Können diese drei Funktionen der Zunge gleichzeitig und und unabhängig von einander wahrgenommen werden, gelingt ein Staccato mit einer dem Legato ebenbürtigen Klangqualität. Beim Artikulieren (1) sollte sich deshalb nur die Zungenspitze bewegen. Die weiteren Bereiche (2 und 3) der Zunge nehmen unabhängig davon ihre spezifischen Funktionen wahr. Die Interviewpartner sind sich darin einig, dass

  • Der Weg der Zunge zwischen Blatt und Ruheposition so klein wie möglich sein soll. Eine Mehrheit der Interviewpartner empfiehlt, grundsätzlich das Artikulieren durch die Zungenspitze an der Blattspitze auszuführen.
  • Die Staccatobewegung der Zunge ist nicht ein "Stossen" der Zunge gegen das Blatt, sondern die Zunge wird von ihrem Berührungspunkt am Blatt zurückgezogen und gibt so die Schwingung des Blattes frei.

Vom "non elgato" zum "staccatissimo"

Grundsätzlich berührt die Zunge das Blatt mit kleinster Bewegung und kleinstem Druck, dies bei kontinuierlichem Luftstrom. Beim "non legato" ist die Berührungszeit ganz kurz.Um die Artikulationsart vom non legato über portato zu staccato bis zum staccatissiomo zu ändern, d.h. um mit längeren Artikulationspausen zu spielen, verlängert sich der Moment der Berührung der Zunge am Blatt.

Bleibt die Kontaktstelle am obersten Blattrand, oder an einer Ecke der Blattspitze, kann das Blatt bei genügendem Luftdruck bzw. Luftgeschwindigkeit auch währen dem Kontakt mit der Zunge weiter schwingen. Dies gleicht einem Nachhalleffekt wie beim Staccato auf einem Streichinstrument (Pascal Moraguès, Eli Eban).
Ist ein "trockeneres" Staccato erwünscht, wird die Berührungsfläche zwischen Zunge und Blatt nach unten vergrössert, bis die Schwingung bei aufrechterhaltener Luftführung ganz abgedämpft wird Heinrich Mätzener. Der Berührungspunkt ("point d'impact") kann sich auch zwischen Blattspitze und -Herz befinden Eban, Sylvie Hue, Steve Hartman.
Je nach Tonlage und Variantinstrument variieren die optimalen Berührungsstellen der Zungenspitze am Blatt: bei tieferen Lagen, insbesondre auf der Bassklarinette, empfiehlt es sich, eine Stelle am Blattherz zu suchen, bei hohen Lagen und besonders auf der Es-Klarinette, ergibt ein Berührungspunkt ganz an der Blattspitze die besseren Resultate (Heinrich Mätzener).

Didaktische Wege

Ein erstes didaktisches Prinzip verfolgen Ernesto Molinari, Avram Galpner, Lehrer von James Campbell.

  1. Ausgangspunkt bei der Vermittlung der Staccatotechnik ist das Legato. Zu Beginn werden die Töne durch die Zungenbewegung kaum voneinander getrennt, dei Zunge berührt nur ganz kurz das Blatt. In kleinen Schritten werden dann die Artikulationspausen verlängert, die Zunge berührt entsprechend länger das Blatt. Bei jedem Lernschritt soll der Fokus auch die Klangqualität gerichtet werden, die durch das Staccato keinen Einbusse erleiden darf.

Eine zweite, ergänzende Herangehensweise wird von James Campbell, François Benda praktiziert.

  1. Von Anbeginn wird ein kurzes Artikulieren trainiert. Zwischen den Tönen entstehen längere Artikulationspausen während denen die Zunge das Blatt berührt. Das Wegziehen der Zunge vom Blatt gibt nur einen kurzen Moment die Schwingung des Blattes frei, um einen kurzen Ton erklingen zu lassen.

Bei beiden Wegen muss darauf geachtet werden, dass nur die Zungenspitze an der Artikulation beteiligt ist, die mittlere und hintere Partie der Zunge sind in Vokal- und Resonanzformung involviert. Die Funktionen dürfen durch die Artikulationsbewegungen nicht beeinträchtigt werden.

Daniel Bonade (1962)[1] beschreibt diese Technik und verbindet sie mit dem Erlernen der Koordination von Zungen- und Fingerbewegung: Bei einer Folge von Staccato-Noten soll die Zunge zwischen Noten das Blatt berühren und die Schwingung des Blattes abdämpften, um eine deutliche Atikulationspause herzustellen. Die Luftführung wird weiter aufrechterhalten. Währenddessen bereiten die Finger den Griff des nächsten Ton vor. Das Wegziehen der Zunge lässt dann den neunen Ton erklingen, der Vorgang wird wiederholt.

Schnelles Staccato

"Einfache Zunge"

Jean François Philippe, staccato avancé. empfohlenes Video

Als "Détaché réflexe" bezeichnet Michel Arrignon ein sehr schnelles Zurückziehen der Zungenspitze vom Blatt, das nicht bewusst vom Bewegungszentrum im Hirn gesteuert wird. Die Bewegung ist mit dem reflexartigen Zurückziehen der Fingerspitzen vergleichbar, wenn diese einen glühend heissen Gegenstand berührt haben.
Für das Gelingen eines schnellen Staccatos gelten die Voraussetzungen wie oben erwähnt:

  • Stabiler Ansatz
  • Die Zunge ist nach vorne/oben, zu den oberen Schneidezähnen gerichtet
  • Die Zunge führt kleinstmögliche Bewegungen aus

zudem sind folgende Punkte wichtig:

  • Gehe von einem Legato aus, trenne die einzelnen Tönen nur ganz leicht voneinander (franz. "louré", dt. non legato)
  • Fasse Gruppen von zwei und mehr schnellen Staccati mit einem grosszügigen Atemimpuls zusammen.

"Doppelzunge"

Bei der Doppelzungentechnik erfolgen Artikulationsbewegungen der Zungenspitze an Blatt (siehe Artikulation und Zungenrücken am hinteren Gaumen in schneller Abfolge. Das Tempo von Staccartostellen kann dadurch markant gesteigert werden.
Bei der Artikulation mit der Zungenspitze ist darauf zu achten, dass die Vokalformung nach Freigabe der Blattschwingung sofort wieder in der klanglich optimalen Form erscheint.
Bei der Artikulation mit dem hinteren Teil der Zunge bestehen folgende Herausforderungen:

  • die Luft strömt nach der Artikulationsbewegung sofort wieder nach vorne zum Blatt
  • die Vokalformung erscheint wieder in ihrer optimalen Position
  • der Resonanzraum im hinteren Teil der Mundhöhle ist sofort wieder installiert

Zur besten Kontrolle dieser Verhältnisse empfehlen sich kleinstmögliche Bewegungen, die einen kontinuierlichen nur ganz kurz unterbrechen. Da die Dopllezungentechnik nur bei schnelle Tempi aAnwendung findet, verkürzen sich nicht nur der Klang der kurz artikulierten Note, auch die Artikulationspause, d.h. der Moment wo Zunge den Gaumen bzw. das Blatt berührt, kann nur von ganz kurzer Dauer sein. Dazu empfiehlt es sich die Artikulationstelle ders Zungenrückens zwischen einem ganz weichen g, und einem «ch» (wie im Wort «ich») zu wählen und einen Berührungspubnkt der Zunge zwischen hartem und weichem Gaumen zu suchen. So staut sich die Luft hinter diesem Artikulationspunkt kaum, sondern sie ist kann sofort wieder zum Durchfluss freigegeben werden. Analog zur Übung bei der die Zungenspitze das Blatt berühr und dessen Schwingung weiter zulässt, kann auch der Zungenrücken den Gaumen nur so leicht berühren, dass die Luft weiter strömt. Der Klang wird dann dabei nicht unterbrochen.

Lernschritte
nach Sérgio Pires

  1. Finde die optimale Artikulationsstelle zwischen Zungenrücken und hartem/weichem Gaumen, kalibriere den Artikultionskonsonanten zwischen einem weichen "g" und eine "ch" wie in deutsch "ich". Nutze dazu gleichbleibende oder wechselnde Tonhöhen, lass zwischen den Artikulationsbewegungen den Ton lange klingen, achte auf eine gut funktionierende, Luftführung und Atemstütze.
  2. Kombiniere - in sehr langsamem Tempo - beide Artikulationsarten. Beginne mit "gi", spiele gi-di-gi-di.
  3. Achte bei Zungenspitze und Zungenrücken auf kleinstmögliche Bewegungen
  4. Die Luftführung und die Atemstütze brauchen etwas mehr Energie


Eine sorgfältig konzipierte Lernstrategie schildert Sérgio Pires, Winterthur, in seinem Lernvideo "On Double Tonguing".

Unterrichtswerke

Einzelnachweise

  1. Bonade, Daniel. 1962. The clarinetist's compendium: including method of staccato and art of adjusting reeds. Kenosha, Wis: Leblanc Publications. [1]