Kostenbasierte Verrechnungspreise

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Geprüft: Positiv beurteilt

Verrechnungspreise auf Basis der Kosten der internen Leistungserstellung sind in der Praxis weit verbreitet. Dabei umfassen diese eine relativ heterogene Menge verschiedener Verrechnungspreistypen, die je nach Situation die Funktionen von Verrechnungspreisen besser erfüllen (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 583). Zum einen lassen sich kostenorientierte Verrechnungspreise nach dem verrechneten Kostenumfang unterteilen, zum anderen kann die Bezugsbasis nach Istkosten oder Standardkosten unterschieden werden (Friedl, Hofmann & Pedell, 2013, S. 563). Gemein ist den kostenbasierten Verrechnungspreisen, dass sie leicht zu ermitteln und mit geringem Aufwand zu verwalten sind, da die notwendigen Daten aus dem Rechnungswesen abgeleitet werden können (Weber & Schäffer, 2014, S. 216).

Varianten der Preisermittlung

Hinsichtlich der Kostenbestandteile sind die folgenden Möglichkeiten denkbar, um Verrechnungspreise anzusetzen:

  • Grenzkosten als Verrechnungspreis zeigen die Kostenänderung bei einer Änderung des kostenbestimmenden Faktors um eine Einheit. Bei linearem Kostenverlauf entsprechen die Grenzkosten den variablen Kosten der Leistungserstellung.
  • Vollkosten als Verrechnungspreis berücksichtigen im Gegensatz zu grenzkostenorientierten Verrechnungspreisen die Fixkosten des leistenden Bereichs. Es wird somit nach dem Gedanken gehandelt, dass langfristig alle Kosten gedeckt sein sollen.
  • Vollkosten plus Gewinnaufschlag als Verrechnungspreis verfolgen das Ziel, dass der Verrechnungspreis mit jenem Preis vergleichbar sein sollte, den der leistende Bereich einem externen Kunden verrechnen würde. Der leistende Bereich erhält somit die Möglichkeit, einen Gewinn zu erzielen (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 584-601).
  • Prozesskosten als Verrechnungspreis haben zum Ziel, die entstandenen Kosten verursachergerecht zu allozieren. Deshalb können diese zur Rechtfertigung von Verrechnungspreisen für spezifische Produkte und Dienstleistungen dienen (Stevenson & Cabell, 2002, S. 77).

In der Praxis sind Verrechnungspreise auf Basis von Grenzkosten wenig verbreitet; am häufigsten werden Verrechnungspreise auf Vollkostenbasis verwendet. Betrachtet man die Nachteile von Vollkosten für die Koordinationsfunktion, so könnte dies darauf hindeuten, dass die Erfolgsermittlungsfunktion in der Unternehmenspraxis eine wichtigere Rolle einnimmt. Zusätzlich ist jedoch auch die steuerliche Zulässigkeit von Verrechnungspreisen betreffend des Verrechnungsumfanges von Bedeutung (Friedl et al., 2013, S. 569).

Istkosten oder Standardkosten

Bei der Bildung von Verrechnungspreisen auf Basis von internen Kosten der Leistungserstellung muss die Unternehmenszentrale entscheiden, welchen Zeitbezug und welche Art von Kosten man für die Berechnung heranzieht. Bezüglich des Zeitbezugs ist zwischen Istkosten oder Standardkosten zu unterscheiden. Erstere führen zu einer exakten Abdeckung der jeweils angesetzten Kosten(-arten) beim leistenden Bereich. Der beziehende Bereich weiss folglich erst im Nachhinein, wie hoch der Verrechnungspreis tatsächlich ist (Eichinger, 2008, S. 58-59). Daher trägt dieser das gesamte Risiko von Kostenschwankungen und beim Leistungserbringer entsteht die Gefahr von Unwirtschaftlichkeit. Bei Verrechnungspreisen auf Standardkostenbasis besitzt der beziehende Bereich schon vor dem Leistungstransfer Kenntnis über die Höhe des Verrechnungspreises, weil die Plankosten abgedeckt werden. Die Differenz der Standardkosten zu den Istkosten (Kostenabweichungen) verbleibt somit beim leistenden Bereich, der dadurch das gesamte Risiko trägt. Der Vorteil besteht dann allerdings darin, dass das Bereichsmanagement den Anreiz erhält, wirtschaftlich zu agieren (Ewert & Wagenhofer, 2014, S. 583-584).

Empirische Ergebnisse

Hummel und Pedell (2009) haben die Ausgestaltung kostenorientierter Verrechnungspreise für Vorprodukte, Fertigprodukte, Dienstleistungen und Markenrechte erhoben. Dabei wurde der Einsatz von Verrechnungspreisen hinsichtlich Zeitbezug und Rechnungszweck nach Ist-, Plan-, Normal-, Ziel- und anderen Kosten unterschieden. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass Istkosten am häufigsten verwendet werden. Einen grossen Anteil nehmen allerdings auch die Plan- und Normalkosten in der deutschen Unternehmenspraxis ein, welche die erläuterten Nachteile von Istkosten in Bezug auf Unwirtschaftlichkeit vermeiden (S. 6-12).

Wertansatz Istkosten Plankosten Normalkosten Zielkosten Andere
Vorprodukte 35% 24% 34% 7% 0%
Fertigprodukte 37% 25% 29% 5% 4%
Dienstleistungen 54% 32% 12% 3% 0%
Markenrechte 43% 21% 9% 4% 23%

Quellen

Literaturverzeichnis

  • Eichinger, N. (2008). Verrechnungspreise und Währungsumrechnung im internationalen Controlling. Wien: Linde.
  • Ewert, R. & Wagenhofer, A. (2014). Interne Unternehmensrechnung (8. Aufl.). Berlin: Springer.
  • Friedl, G., Hofmann, C. & Pedell, B. (2013). Kostenrechnung. Eine entscheidungsorientierte Einführung (2. Aufl.). München: Vahlen.
  • Hummel, K. & Pedell, B. (2009). Verrechnungspreissysteme in der Unternehmenspraxis. Controlling, 21. Jg., Heft 11, S. 6-12.
  • Stevenson, T. H. & Cabell, D. W. E. (2002). Integrating Transfer Pricing Policy and Activity-Based Costing. Journal of International Marketing, Vol. 10, No. 4, S. 77-88.
  • Weber, J. & Schäffer, U. (2014). Einführung in das Controlling (14. Aufl.). Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

Weiterführende Literatur

Autor

Marcel Fallegger