Einkreis- oder Zweikreissystem: Unterschied zwischen den Versionen
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Gemäss Dürr und Göx (2011) ist das Einkreissystem ideal für Unternehmen, welche sich in einem Markt mit wenigen Wettbewerbern und gleichen Produkten befinden (S. 271). Aufgrund der möglichen Gefahren von Bestrafungen, Doppelbesteuerungen sowie Finanz- und Reputationsschäden, bei Nichteinhaltung der Compliance-Richtlinien, entscheiden sich die meisten Unternehmen für ein Einkreissystem (Ernst & Young, 2003, 2005, zit. in Cools & Slagmulder, 2009, S. 152). | Gemäss Dürr und Göx (2011) ist das Einkreissystem ideal für Unternehmen, welche sich in einem Markt mit wenigen Wettbewerbern und gleichen Produkten befinden (S. 271). Aufgrund der möglichen Gefahren von Bestrafungen, Doppelbesteuerungen sowie Finanz- und Reputationsschäden, bei Nichteinhaltung der Compliance-Richtlinien, entscheiden sich die meisten Unternehmen für ein Einkreissystem (Ernst & Young, 2003, 2005, zit. in Cools & Slagmulder, 2009, S. 152). | ||
Der Entscheid zur Wahl eines Einkreissystems wird anhand dieser Fallstudie | Der Entscheid zur Wahl eines Einkreissystems wird anhand dieser [[Fallstudie – Verrechnungspreismanagement in der NETZSCH-Gruppe|Fallstudie]] verdeutlicht. | ||
=== Zweikreissystem === | === Zweikreissystem === |
Version vom 1. Dezember 2015, 20:28 Uhr
Damit die Verrechnungspreise in einem Unternehmen bestimmt werden können, muss ein Verrechnungspreissystem definiert werden. Ein Unternehmen hat bezüglich Gestaltung des Verrechnungspreissystems die Möglichkeit ein Einkreis- oder ein Zweikreissystem (auch Mehrkreissystem genannt) zu verwenden (Darkow, 2014, S. 115). Das gewählte System muss sowohl betriebswirtschaftlichen, als auch steuerlichen Anforderungen genügen (Behringer, 2014, S. 202). Bei der Festlegung entscheidet sich das Unternehmen, ob es einheitliche oder verschiedene Verrechnungspreise verwendet (Darkow, 2014, S. 115). Dabei erfüllen die Verrechnungspreise ihre Funktion zum einen auf gesamtkonzernebene und zum anderen auf der Ebene der einzelnen Konzernunternehmen (Rieke, 2015, S. 22).
Einkreissystem
Beim Einkreissystem wird ein einheitlicher Verrechnungspreis für steuerrechtliche und betriebswirtschaftliche Zwecke verwendet (Rieke, 2015, S. 24-25). Der Verrechnungspreis wird anhand einer Ermittlungsmethode (beispielsweise der markt- oder kostenorientierten Ermittlungsmethode) in einer einheitlichen Höhe festgesetzt. Der festgesetzte Preis wird sowohl für die internen Steuerungs- und Koordinationszwecke, wie beispielweise dem Performance Measurement und strategischen Entscheidungen, als auch für die externe Bilanzierung und Besteuerung wie Financial Reportings verwendet (Behringer, 2014, S. 203; Darkow, 2014, S. 115; Clemens, 2008, S. 297; Smolenski, 2008, S. 180-181).
Zweikreissystem
Wenn für denselben Sachverhalt verschiedene Verrechnungspreise angewendet werden, spricht man von einem Zweikreissystem (Friedl, Hofmann & Pedell, 2013, S. 575). Das heisst die Preise werden in unterschiedlicher Höhe und anhand verschiedener Ermittlungsmethoden nach ihrem Zweck festgesetzt. Es gibt einen Verrechnungspreis für steuerliche Zwecke und mindestens einen für die interne Koordination (Behringer, 2014, S. 203; Darkow, 2014, S. 116; Smolenski, 2008, S. 181).
Abgrenzung zum Thema „Duale Verrechnungspreise“
Im Zweikreissystem werden unterschiedliche Verrechnungspreise für unterschiedliche Funktionen von Verrechnungspreisen eingesetzt (Friedl, Hofmann & Pedell, 2013, S. 575). Bei der Anwendung von dualen Verrechnungspreisen werden bei innerbetrieblichen Leistungen unterschiedliche Verrechnungspreise für die liefernde und die empfangende Einheit festgelegt (Paul, 2014, S. 220; Friedl et al., 2013, S. 575).
Anwendung der Systeme |
Es gibt unterschiedliche Gründe weshalb ein Unternehmen sich für ein Einkreis- oder Zweikreissystem entscheidet. Wichtig ist, dass diese Entscheidung auf die Unternehmensstruktur und -strategie sowie die gelebte Kultur abgestimmt ist (Rieke, 2013, S. 23, 24). Der Erfolg des gewählten Verrechnungspreissystems hängt vom Verständnis der Anwender ab. Nur wer das System in der Handhabung und seinen Konsequenzen verstanden hat, ist in der Lage das System fehlerfrei zu nutzen und die korrekten Entscheidungen zu treffen (Clemens, 2008, S. 298).
Einkreissystem
Gemäss einer Studie von Ernst & Young verwenden im Jahr 2001 zirka 75% der Unternehmen ein Einkreissystem (Ernst & Young, 2001, S. 6, zit. in Rieke, 2013, S. 30). Im Jahre 2003 waren es bereits über 80% der Unternehmen (Ernst & Young, 2003). Dabei steuert bei 25% die Geschäftsstrategie die Festsetzung des Systems (S. 17). Je plausibler und transparenter ein Verrechnungspreissystem ist, desto höher ist die Akzeptanz im Unternehmen (Weber & Schäffer, 2014, S. 221). Das Einkreissystem zeichnet sich vor allem durch Kostenersparnis und einer hohen Glaubwürdigkeit aus (Rieke, 2013, S. 26). Die Vor- und Nachteile des Einkreissystems sind:
Vorteile |
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Nachteile |
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Gemäss Dürr und Göx (2011) ist das Einkreissystem ideal für Unternehmen, welche sich in einem Markt mit wenigen Wettbewerbern und gleichen Produkten befinden (S. 271). Aufgrund der möglichen Gefahren von Bestrafungen, Doppelbesteuerungen sowie Finanz- und Reputationsschäden, bei Nichteinhaltung der Compliance-Richtlinien, entscheiden sich die meisten Unternehmen für ein Einkreissystem (Ernst & Young, 2003, 2005, zit. in Cools & Slagmulder, 2009, S. 152).
Der Entscheid zur Wahl eines Einkreissystems wird anhand dieser Fallstudie verdeutlicht.
Zweikreissystem
Der Zielkonflikt zwischen betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Zielen wird im Zweikreissystem durch die Festlegung verschiedener Verrechnungspreise umgangen (Weber & Schäffer, 2014, S. 221).
Die Vor- und Nachteile des Zweikreissystems sind:
Vorteile |
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Nachteile |
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Wird neben dem steuerlich angesetzten Verrechnungspreis ein zusätzlicher Preis für die Verhaltenssteuerung festgelegt, eröffnet dies bei der Steuerung von dezentralen Unternehmen Freiheitsgrade. Das Verrechnungspreissystem kann speziell auf die im Unternehmen vorliegenden Zielkonflikte und Informationsasymmetrien ausgerichtet werden (Lengsfeld, 2005, S. 140).
Ist jedoch die Preisdifferenz zu hoch, kann dies zu einem Compliance-Problem führen. Dieses Problem entsteht, wenn im Falle einer Betriebsprüfung, bei sehr grossen Preisunterschieden zwischen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Preisen, der betriebswirtschaftliche Preis als angemessener angesehen wird. Als Folge wird der betriebswirtschaftliche Preis für steuerliche Zwecke herangezogen (Weber & Schäffer, 2014, S. 221). Die Wahrscheinlichkeit einer Diskussion mit der Steuerverwaltung ist deshalb sehr hoch (Clemens, 2008, S. 298). Um dies zu verhindern, sollten die Preise in enger Abstimmung der verantwortlichen Abteilungen eines Unternehmens festgesetzt werden (Weber & Schäffer, 2014, S. 221-222).
Das aufwändige Verfahren des Zweikreissystems wird laut der Umfrage von Flick Gocke Schaumburg und Horváth & Partners nur von 9% der Unternehmen angewendet. Diese Unternehmen arbeiten einerseits mit einem Verrechnungspreis für die steuerlichen Zwecke, andererseits mit einem zweiten Verrechnungspreis für die interne Koordination (Horváth & Partners, online). Auch Behringer sieht in der Praxis eine geringe Relevanz der Zweikreis- oder Mehrkreissysteme (2014, S. 204). Dieser Ansicht wiedersprechen Hyde und Choe (2005) indem sie sagen, dass internationale Unternehmen sich auch dann für mehrere Verrechnungspreise entscheiden sollten, wenn sie Strafzahlungen in Kauf nehmen müssen. Denn mit mehreren Preisen können Unternehmen sowohl das Ziel der optimalen Anreizwirkung auf die Mitarbeitenden als auch das Ziel der Steuerminimierung verfolgen (S. 166). Die Wahrscheinlichkeit, dass die Transferpreise von den Steuerbehörden überprüft werden ist sehr gross. Gemäss einer Umfrage sagten mehr als 60% der Unternehmen, dass ihre Transferpreise von den Steuerbehörden überprüft wurden (QUELLE)
Es gilt bei allen Formen von Verrechnungspreisen situationsspezifisch die Vor- und Nachteile abzuwägen. Denn es gibt wohl nur selten einen Verrechnungspreis der keine Nachteile aufweist (Beissel, 2005, S. 119).
Anwendungsbeispiel
Auswirkungen von Verrechnungspreisen auf die steuerliche Belastung anhand eines Rechnungsbeispiels (Hjertberg & Pettersson, 2010, S. 24-26).
Ausgangslage:
Bezug zur Praxis
Betriebswirtschaftlicher vs. steuerlicher Aspekt
Fallstudie
Quellen
Literaturverzeichnis
Weiterführende Literatur
- Ernst & Young. (2003). Transfer Pricing 2003 Global Survey. EYGM Limited.
Autoren
Tanja Tobler, Ramona Valentin, Janine Züsli