Einkreis- oder Zweikreissystem: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Vor- und Nachteile des Zweikreissystems sind:  
Die Vor- und Nachteile des Zweikreissystems sind:  


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| '''Vorteile'''
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* Verhinderung von Zielkonflikten zwischen der Steuergestaltungsfunktion  und der [[Verrechnungspreise#Koordinationsfunktion (Lenkungsfunktion)|Lenkungsfunktion]] (Behringer, 2014, S. 202-203)
* Zielorientierte Verrechnungspreise (Clemens, 2008, S. 297)
* weniger Fehlsteuerungen und falsche Anreize (Darkow, 2014, S. 116)
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| '''Nachteile'''
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* erhebliche Komplexitätssteigerung (Clemens, 2008, S. 297)
* Zusatzaufwand für den Systemaufbau und die Systempflege (Weber & Schäffer, 2014, S. 222)
* überproportionaler Anstieg der Kommunikationsanforderung der Verrechnungspreisverantwortlichen (Weber & Schäffer, 2014, S. 222)
* Risiko der Nichtanerkennung der steuerlichen Verrechnungspreise durch die Finanzbehörden (Friedl et al., 2013, S. 575)
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==== Anwendungsbeispiel ====
'''Anwendungsbeispiel'''


=== Bezug zur Praxis ===
=== Bezug zur Praxis ===

Version vom 1. Dezember 2015, 21:17 Uhr

Damit die Verrechnungspreise in einem Unternehmen bestimmt werden können, muss ein Verrechnungspreissystem definiert werden. Ein Unternehmen hat bezüglich Gestaltung des Verrechnungspreissystems die Möglichkeit ein Einkreis- oder ein Zweikreissystem (auch Mehrkreissystem genannt) zu verwenden (Darkow, 2014, S. 115). Das gewählte System muss sowohl betriebswirtschaftlichen, als auch steuerlichen Anforderungen genügen (Behringer, 2014, S. 202). Bei der Festlegung entscheidet sich das Unternehmen, ob es einheitliche oder verschiedene Verrechnungspreise verwendet (Darkow, 2014, S. 115). Dabei erfüllen die Verrechnungspreise ihre Funktion zum einen auf gesamtkonzernebene und zum anderen auf der Ebene der einzelnen Konzernunternehmen (Rieke, 2015, S. 22).

Einkreissystem

Beim Einkreissystem wird ein einheitlicher Verrechnungspreis für steuerrechtliche und betriebswirtschaftliche Zwecke verwendet (Rieke, 2015, S. 24-25). Der Verrechnungspreis wird anhand einer Ermittlungsmethode (beispielsweise der markt- oder kostenorientierten Ermittlungsmethode) in einer einheitlichen Höhe festgesetzt. Der festgesetzte Preis wird sowohl für die internen Steuerungs- und Koordinationszwecke, wie beispielweise dem Performance Measurement und strategischen Entscheidungen, als auch für die externe Bilanzierung und Besteuerung wie Financial Reportings verwendet (Behringer, 2014, S. 203; Darkow, 2014, S. 115; Clemens, 2008, S. 297; Smolenski, 2008, S. 180-181).

Zweikreissystem

Wenn für denselben Sachverhalt verschiedene Verrechnungspreise angewendet werden, spricht man von einem Zweikreissystem (Friedl, Hofmann & Pedell, 2013, S. 575). Das heisst die Preise werden in unterschiedlicher Höhe und anhand verschiedener Ermittlungsmethoden nach ihrem Zweck festgesetzt. Es gibt einen Verrechnungspreis für steuerliche Zwecke und mindestens einen für die interne Koordination (Behringer, 2014, S. 203; Darkow, 2014, S. 116; Smolenski, 2008, S. 181).

Abgrenzung zum Thema „Duale Verrechnungspreise“

Im Zweikreissystem werden unterschiedliche Verrechnungspreise für unterschiedliche Funktionen von Verrechnungspreisen eingesetzt (Friedl, Hofmann & Pedell, 2013, S. 575). Bei der Anwendung von dualen Verrechnungspreisen werden bei innerbetrieblichen Leistungen unterschiedliche Verrechnungspreise für die liefernde und die empfangende Einheit festgelegt (Paul, 2014, S. 220; Friedl et al., 2013, S. 575).

Anwendung der Systeme

Strategie Kultur

Es gibt unterschiedliche Gründe weshalb ein Unternehmen sich für ein Einkreis- oder Zweikreissystem entscheidet. Wichtig ist, dass diese Entscheidung auf die Unternehmensstruktur und -strategie sowie die gelebte Kultur abgestimmt ist (Rieke, 2013, S. 23, 24). Der Erfolg des gewählten Verrechnungspreissystems hängt vom Verständnis der Anwender ab. Nur wer das System in der Handhabung und seinen Konsequenzen verstanden hat, ist in der Lage das System fehlerfrei zu nutzen und die korrekten Entscheidungen zu treffen (Clemens, 2008, S. 298).

Einkreissystem

Gemäss einer Studie von Ernst & Young verwenden im Jahr 2001 zirka 75% der Unternehmen ein Einkreissystem (Ernst & Young, 2001, S. 6, zit. in Rieke, 2013, S. 30). Im Jahre 2003 waren es bereits über 80% der Unternehmen (Ernst & Young, 2003). Dabei steuert bei 25% die Geschäftsstrategie die Festsetzung des Systems (S. 17). Je plausibler und transparenter ein Verrechnungspreissystem ist, desto höher ist die Akzeptanz im Unternehmen (Weber & Schäffer, 2014, S. 221). Das Einkreissystem zeichnet sich vor allem durch Kostenersparnis und einer hohen Glaubwürdigkeit aus (Rieke, 2013, S. 26). Die Vor- und Nachteile des Einkreissystems sind:

Vorteile
  • einfacherer Aufbau des Systems
  • geringerer Aufwand zur Systempflege
  • geringere Systemkommunikation (Clemens, 2008, S. 297)
Nachteile
  • mögliche Konflikte zwischen den betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Zielen
  • durchschnittliche Berücksichtigung der verschiedenen Zielsetzungen (Darkow, 2014, S. 115)
  • falsche strategische Handlungsweisen aufgrund eines steuerlich motivierten Konzernverrechnungspreises (Clemens, 2008, S. 297)

Gemäss Dürr und Göx (2011) ist das Einkreissystem ideal für Unternehmen, welche sich in einem Markt mit wenigen Wettbewerbern und gleichen Produkten befinden (S. 271). Aufgrund der möglichen Gefahren von Bestrafungen, Doppelbesteuerungen sowie Finanz- und Reputationsschäden, bei Nichteinhaltung der Compliance-Richtlinien, entscheiden sich die meisten Unternehmen für ein Einkreissystem (Ernst & Young, 2003, 2005, zit. in Cools & Slagmulder, 2009, S. 152).

Der Entscheid zur Wahl eines Einkreissystems wird anhand dieser Fallstudie (Link noch einfügen)verdeutlicht.

Zweikreissystem

Der Zielkonflikt zwischen betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Zielen wird im Zweikreissystem durch die Festlegung verschiedener Verrechnungspreise umgangen (Weber & Schäffer, 2014, S. 221).

Die Vor- und Nachteile des Zweikreissystems sind:

Vorteile
  • Verhinderung von Zielkonflikten zwischen der Steuergestaltungsfunktion und der Lenkungsfunktion (Behringer, 2014, S. 202-203)
  • Zielorientierte Verrechnungspreise (Clemens, 2008, S. 297)
  • weniger Fehlsteuerungen und falsche Anreize (Darkow, 2014, S. 116)
Nachteile
  • erhebliche Komplexitätssteigerung (Clemens, 2008, S. 297)
  • Zusatzaufwand für den Systemaufbau und die Systempflege (Weber & Schäffer, 2014, S. 222)
  • überproportionaler Anstieg der Kommunikationsanforderung der Verrechnungspreisverantwortlichen (Weber & Schäffer, 2014, S. 222)
  • Risiko der Nichtanerkennung der steuerlichen Verrechnungspreise durch die Finanzbehörden (Friedl et al., 2013, S. 575)

Anwendungsbeispiel

Bezug zur Praxis

Betriebswirtschaftlicher vs. steuerlicher Aspekt

Fallstudie

Quellen

Literaturverzeichnis

Weiterführende Literatur

  • Ernst & Young. (2003). Transfer Pricing 2003 Global Survey. EYGM Limited.

Autoren

Tanja Tobler, Ramona Valentin, Janine Züsli