Verrechnungspreise: Unterschied zwischen den Versionen

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<p>Verrechnungspreise sind Wertans&auml;tze, die sich rechnerisch abgegrenzte Bereiche eines Unternehmens oder Konzerns f&uuml;r ihre innerbetrieblichen Leistungen (G&uuml;ter und Dienstleistungen) gegenseitig verrechnen. Oft werden Verrechnungspreise auch als Transfer- oder Lenkpreise bezeichnet (Ewert &amp; Wagenhofer, 2008, S. 577). Die jeweiligen Wertans&auml;tze beeinflussen die Erl&ouml;se und Bezugskosten und somit die Ergebnissituation der beteiligten Unternehmensbereiche, weshalb Verrechnungspreise zu den wichtigsten Instrumenten der [[Dezentralisierung|dezentralen Unternehmenssteuerung]] z&auml;hlen (Pfaff &amp; Stefani, 2006, S. 1).</p>
Verrechnungspreise sind Wertansätze, die sich rechnerisch abgegrenzte Bereiche eines Unternehmens oder Konzerns für ihre innerbetrieblichen Leistungen (Güter und Dienstleistungen) gegenseitig verrechnen. Oft werden Verrechnungspreise auch als Transfer- oder Lenkpreise bezeichnet (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 577). Die jeweiligen Wertansätze beeinflussen die Erlöse und Bezugskosten und somit die Ergebnissituation der beteiligten Unternehmensbereiche, weshalb Verrechnungspreise zu den wichtigsten Instrumenten der [[dezentrale Unternehmenssteuerung|dezentralen Unternehmenssteuerung]] zählen (Pfaff & Stefani, 2006, S. 1).
<h2 class="ilc_heading1_Headline1">Funktionen von Verrechnungspreisen</h2>
 
<table style="float: right;" border="0" width="430" height="257">
== Funktionen von Verrechnungspreisen ==
<tbody>
 
<tr>
[[Datei:Verrechnungspreise_Simons.jpg|miniatur|300px|Güter- und DL-Flüsse zwischen Geschäftseinheiten (Simons, 1999, S. 160)]]
<td><img style="float: right;" title="G&uuml;ter- und DL-Fl&uuml;sse zwischen Gesch&auml;ftseinheiten" src="/images/Verrechnungspreise_Simons.jpg" alt="(Simons, 1999, S. 160)" width="420" height="246" /></td>
 
</tr>
Die nebenstehende Abbildung visualisiert den grundlegenden Zusammenhang zwischen Verrechnungspreisen und ihrem Einfluss auf die Erfolgssituation dezentraler Unternehmensbereiche. In diesem Beispiel beschafft die Geschäftseinheit A Güter und Dienstleistungen im externen Markt und verarbeitet diese zu Halbfabrikaten. Die Halbfabrikate werden zum einen am externen Markt an Dritte und zum anderen intern an die Geschäftseinheit B geliefert und verrechnet. Diese verarbeitet die Halbfabrikate anschliessend zu Konsumgütern, die sie wiederum an externe Grosskunden sowie intern an die Vertriebsgesellschaft C verkauft. Letztere vertreibt über ihr Filialnetz die Produkte an die Endkunden. Die Bezahlung der internen Leistungen erfolgt dabei über sogenannte Verrechnungspreise.
<tr>
 
<td style="text-align: center;">
Für die liefernde Geschäftseinheit A entsteht somit ein Ertrag, der bei Geschäftseinheit B als Materialaufwand erfasst wird. Die Geschäftseinheit B ihrerseits generiert einen Ertrag aus der Lieferung an die Vertriebseinheit C, die in entsprechender Höhe deren Materialaufwand belastet. Folglich beeinflusst die Höhe des Verrechnungspreises den Gewinn beider Einheiten und damit zahlreiche Entscheidungssituationen im Rahmen des [[Performance Measurement|Performance Measurements]]. Ausgehend von diesem Beispiel gilt es, die nachfolgenden drei zentralen Funktionen zu unterscheiden.
<p><span style="font-size: x-small;"><span>G&uuml;ter- und DL-Fl&uuml;sse zwischen Gesch&auml;ftseinheiten&nbsp;</span>(Simons, 1999, S. 160)</span></p>
 
</td>
=== Erfolgsermittlungsfunktion ===
</tr>
 
</tbody>
Verrechnungspreise sind in dezentralen Unternehmensorganisationen mit Leistungsverflechtungen zwischen den Bereichen notwendig, weil sie eine Erfolgslokalisierung ermöglichen. Der Bereichserfolg wiederum ist die Grundlage für Entscheidungen des Bereichsmanagements wie auch des Unternehmens, das strategische Massnahmen oder Mitteilzuteilungen damit verbindet (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 580). Falsche Profitabilitätssignale können dazu führen, dass Ressourcen nicht wirtschaftlich alloziert sowie Bereichsmanager aufgrund unfairer Behandlung demotiviert werden (Merchant & Van der Stede, 2011, S. 277-278).
</table>
 
<p>Die nebenstehende Abbildung visualisiert den grundlegenden Zusammenhang zwischen Verrechnungspreisen und ihrem Einfluss auf die Erfolgssituation dezentraler Unternehmensbereiche. In diesem Beispiel beschafft die Gesch&auml;ftseinheit A G&uuml;ter und Dienstleistungen im externen Markt und verarbeitet diese zu Halbfabrikaten. Die Halbfabrikate werden zum einen am externen Markt an Dritte und zum anderen intern an die Gesch&auml;ftseinheit B geliefert und verrechnet. Diese verarbeitet die Halbfabrikate anschliessend zu Konsumg&uuml;tern, die sie wiederum an externe Grosskunden sowie intern an die Vertriebsgesellschaft C verkauft. Letztere vertreibt &uuml;ber ihr Filialnetz die Produkte an die Endkunden. Die Bezahlung der internen Leistungen erfolgt dabei &uuml;ber sogenannte Verrechnungspreise.</p>
=== Koordinationsfunktion (Lenkungsfunktion) ===
<p>F&uuml;r die liefernde Gesch&auml;ftseinheit A entsteht somit ein Ertrag, der bei Gesch&auml;ftseinheit B als Materialaufwand erfasst wird. Die Gesch&auml;ftseinheit B ihrerseits generiert einen Ertrag aus der Lieferung an die Vertriebseinheit C, die in entsprechender H&ouml;he deren Materialaufwand belastet. Folglich beeinflusst die H&ouml;he des Verrechnungspreises den Gewinn beider Einheiten und damit zahlreiche Entscheidungssituationen im Rahmen des [[Performance Measurement|Performance Measurements]]. Ausgehend von diesem Beispiel gilt es, die nachfolgenden drei zentralen Funktionen zu unterscheiden.</p>
 
<h3>Erfolgsermittlungsfunktion</h3>
Das Management von Teilbereichen soll in seinem Verantwortungsbereich bestmöglich wirtschaften, wozu ein [[Anreizsystem]] mittels geeigneten Messgrössen implementiert wird. Dadurch entsteht jedoch die Gefahr, dass die Entscheidungen der einzelnen Divisionen aus Sicht des Gesamtunternehmens ungünstig sind. Die Effekte von Bereichsentscheidungen auf andere Bereiche sind Externalitäten, die nicht in die Entscheidungsfindung des Bereichsmanagements einfliessen. Deshalb kann mittels Verrechnungspreisen auf diese dezentralen Entscheidungen Einfluss genommen werden (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 581-582).
<p>Verrechnungspreise sind in dezentralen Unternehmensorganisationen mit&nbsp;Leistungsverflechtungen zwischen den Bereichen&nbsp;notwendig, weil sie eine Erfolgslokalisierung erm&ouml;glichen. Der Bereichserfolg wiederum ist die Grundlage f&uuml;r Entscheidungen des Bereichsmanagements wie auch des Unternehmens, das strategische Massnahmen oder Mitteilzuteilungen damit verbindet (Ewert &amp; Wagenhofer, 2008, S. 580).&nbsp;Falsche Profitabilit&auml;tssignale k&ouml;nnen dazu f&uuml;hren, dass Ressourcen nicht wirtschaftlich alloziert sowie Bereichsmanager aufgrund unfairer Behandlung demotiviert werden (Merchant &amp;&nbsp;Van der Stede, 2011, S. 277-278).</p>
 
<h3>Koordinationsfunktion (Lenkungsfunktion)</h3>
=== Steuer-Minimierung ===
<p>Das Management von Teilbereichen soll in seinem Verantwortungsbereich bestm&ouml;glich wirtschaften, wozu ein [[Anreizsystem]] mittels geeigneten Messgr&ouml;ssen implementiert wird. Dadurch entsteht jedoch die Gefahr, dass die Entscheidungen der einzelnen Divisionen aus Sicht des Gesamtunternehmens ung&uuml;nstig sind. Die Effekte von Bereichsentscheidungen auf andere Bereiche sind Externalit&auml;ten, die nicht in die Entscheidungsfindung des Bereichsmanagements einfliessen. Deshalb kann mittels Verrechnungspreisen auf diese dezentralen Entscheidungen Einfluss genommen werden (Ewert &amp; Wagenhofer, 2008, S. 581-582).</p>
 
<h3>Steuer-Minimierung</h3>
Steuerrechtliche Effekte treten dann auf, wenn es steuerlich unterschiedliche Konsequenzen hat, wo ein bestimmter Gewinn anfällt. Bei grenzüberschreitenden Leistungen bestehen Anreize, Gewinne in Ländern mit geringer Steuerbelastung zu erzielen. In Bezug auf diese [[internationale Verrechnungspreise|internationalen Verrechnungspreise]] hat die OECD Richtlinien erlassen, die einheitliche Verrechnungspreismethoden empfehlen. Dennoch bleibt den Unternehmen bei der Aufteilung des erwirtschafteten Gewinns ein gewisser Spielraum (Merchant & Van der Stede, 2011, S. 278). Häufig wird diese Funktion auch der Erfolgsermittlungs- bzw. Erfolgssteuerungsfunktion zugerechnet.
<p>Steuerrechtliche Effekte treten dann auf, wenn es steuerlich unterschiedliche Konsequenzen hat, wo ein bestimmter Gewinn anf&auml;llt. Bei grenz&uuml;berschreitenden Leistungen bestehen Anreize, Gewinne in L&auml;ndern mit geringer Steuerbelastung zu erzielen. In Bezug auf diese [[Internationale Verrechnungspreise|internationalen Verrechnungspreise]] hat die OECD Richtlinien erlassen, die einheitliche Verrechnungspreismethoden empfehlen. Dennoch bleibt den Unternehmen bei der Aufteilung des erwirtschafteten Gewinns ein gewisser Spielraum (Merchant &amp;&nbsp;Van der Stede, 2011, S. 278).&nbsp;H&auml;ufig wird diese Funktion auch der Erfolgsermittlungs- bzw. Erfolgssteuerungsfunktion zugerechnet.</p>
 
<p>Zu den weiteren Funktionen von Verrechnungspreisen geh&ouml;ren die Kalkulation zur Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen, die Preisfestlegung und -rechtfertigung sowie die Vereinfachung der Kostenrechnung durch Verwendung normalisierter Gr&ouml;ssen.</p>
Zu den weiteren Funktionen von Verrechnungspreisen gehören die Kalkulation zur Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen, die Preisfestlegung und -rechtfertigung sowie die Vereinfachung der Kostenrechnung durch Verwendung normalisierter Grössen.
<h2>Ziele und Zielkonflikte</h2>
 
<p>Aus den Funktionen von Verrechnungspreisen lassen sich Ziele sowie auftretende Zielkonflikte ableiten. Priorit&auml;r wird mit idealen Verrechnungspreisen angestrebt, eine gerechte Allokation von Kosten und Ertr&auml;gen innerhalb der Unternehmung zu erreichen. Genauso steht die Leistungsbeurteilung von dezentralen Einheiten sowie das zielorientierte Verhalten im Fokus. Neben der Steuerminimierung verfolgen Verrechnungspreise auch die Zielsetzung, den internen Mittelfluss zu optimieren und Devisenkontrollen oder gar &nbsp;-beschr&auml;nkungen zu vermeiden. Diesen Zielen stehen allerdings asymmetrische verteilte Informationen der Bereichsleiter gegen&uuml;ber, die ehtliche Fehlsteuerungspotenziale er&ouml;ffnen und Interessenkonflikte erwecken (Ewert &amp; Wagenhofer, 2008, S. 583).</p>
== Ziele und Zielkonflikte ==
<p>Dadurch sind die Zielvorstellungen in der Unternehmenspraxis h&auml;ufig in Konkurrenz und k&ouml;nnen sogar kontraproduktive Auswirkungen haben. Besonders zwischen der Erfolgsermittlungs- und Koordinationsfunktion zeigt sich dieser Zielkonflikt. Angenommen ein Unternehmen m&ouml;chte einer Vertriebsgesellschaft einen m&ouml;glichst hohen Preisspielraum zugestehen und erlaubt ihr deshalb den Bezug von internen Vorleistungen zu Grenzkosten. Bei linearem Kostenverlauf bleibt der die Vorleistungen erzeugende Bereich folglich auf seinen Fixkosten sitzen, w&auml;hrend die Vertriebsgesellschaft einen hohen Deckungsbeitrag erzielt. Diese Bereichsgewinne bzw. -verluste sind dann f&uuml;r die Erfolgsermittlung wertlos. &Auml;hnlich sind steueroptimale Verrechnungspreise f&uuml;r die interne Steuerung &auml;usserst ung&uuml;nstig (Ewert &amp; Wagenhofer, 2008, S. 583-584).</p>
 
<h2>Methoden der Preisermittlung</h2>
Aus den Funktionen von Verrechnungspreisen lassen sich Ziele sowie auftretende Zielkonflikte ableiten. Prioritär wird mit idealen Verrechnungspreisen angestrebt, eine gerechte Allokation von Kosten und Erträgen innerhalb der Unternehmung zu erreichen. Genauso steht die Leistungsbeurteilung von dezentralen Einheiten sowie das zielorientierte Verhalten im Fokus. Neben der Steuerminimierung verfolgen Verrechnungspreise auch die Zielsetzung, den internen Mittelfluss zu optimieren und Devisenkontrollen oder gar -beschränkungen zu vermeiden. Diesen Zielen stehen allerdings asymmetrische verteilte Informationen der Bereichsleiter gegenüber, die ehtliche Fehlsteuerungspotenziale eröffnen und Interessenkonflikte erwecken (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 583).
<p>In Theorie und Praxis ist eine Vielzahl von Methoden bekannt, wie Verrechnungspreise zu bestimmen sind. Als Alternativen werden dabei ganz grob die folgenden vier Typen unterschieden:</p>
 
<ul>
Dadurch sind die Zielvorstellungen in der Unternehmenspraxis häufig in Konkurrenz und können sogar kontraproduktive Auswirkungen haben. Besonders zwischen der Erfolgsermittlungs- und Koordinationsfunktion zeigt sich dieser Zielkonflikt. Angenommen ein Unternehmen möchte einer Vertriebsgesellschaft einen möglichst hohen Preisspielraum zugestehen und erlaubt ihr deshalb den Bezug von internen Vorleistungen zu Grenzkosten. Bei linearem Kostenverlauf bleibt der die Vorleistungen erzeugende Bereich folglich auf seinen Fixkosten sitzen, während die Vertriebsgesellschaft einen hohen Deckungsbeitrag erzielt. Diese Bereichsgewinne bzw. -verluste sind dann für die Erfolgsermittlung wertlos. Ähnlich sind steueroptimale Verrechnungspreise für die interne Steuerung äusserst ungünstig (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 583-584).
<li>[[Marktbasierte Verrechnungspreise]] basieren die Bestimmung des Verrechnungspreises auf dem Preis, den bei vergleichbaren Verh&auml;ltnissen zwei unabh&auml;ngige Unternehmen vereinbaren w&uuml;rden. Im optimalen Fall existiert bereits ein Markt, auf dem das Zwischenprodukt zu einem einheitlichen Preis angeboten wird.</li>
 
<li>[[Kostenbasierte Verrechnungspreise]] gehen von Ist- oder Standardkosten der leistungsabgebenden Einheit aus. Die Verrechnung erfolgt dabei zu reinen Grenzkosten (variablen Kosten), vollen Kosten oder Vollkosten zuz&uuml;glich eines Gewinnaufschlags.</li>
== Methoden der Preisermittlung ==
<li>[[Verhandlungsbasierte Verrechnungspreise]] sind das Ergebis von Verhandlungen zwischen leistungsabgebenden und -beziehenden Teileinheiten. Die Bereiche geniessen bei dieser Methode eine grosse Autonomie, weshalb es auch m&ouml;glich sein muss, interne Gesch&auml;fte ablehnen zu k&ouml;nnen.</li>
 
<li>[[Internationale Verrechnungspreise]] bezeichnen Preise, die der Bewertung von grenz&uuml;berschreitenden Lieferungen und Leistungen zwischen Konzerngesellschaften dienen. Den steuerrichtlichen Aspekten kommt daher eine bedeutende Rolle zu.</li>
In Theorie und Praxis ist eine Vielzahl von Methoden bekannt, wie Verrechnungspreise zu bestimmen sind. Als Alternativen werden dabei ganz grob die folgenden vier Typen unterschieden:
</ul>
 
<p>Die effektive Gestaltung und Implementierung einer Verrechnungspreispolitik erweist sich als &uuml;beraus schwierig. Die aus der Theorie bekannten konzeptionellen Ans&auml;tze erweisen sich nicht selten als ungeeignet f&uuml;r spezifische Situationen. Daraus w&auml;chst die Erkenntnis, dass es den richtigen Verrechnungspreis nicht gibt. Trotzdem ist es m&ouml;glich anhand einiger Kriterien eine Empfehlung zur Wahl eines geeigneten Ansatzes zu machen.</p>
* [[Marktbasierte Verrechnungspreise]] basieren die Bestimmung des Verrechnungspreises auf dem Preis, den bei vergleichbaren Verhältnissen zwei unabhängige Unternehmen vereinbaren würden. Im optimalen Fall existiert bereits ein Markt, auf dem das Zwischenprodukt zu einem einheitlichen Preis angeboten wird.
<p>Sofern ein kompetitiver Markt vorhanden ist, sind Marktpreise (gegebenenfalls ohne Verkaufs- und Distributionskosten) anzuwenden. Bei schlecht spielenden bzw. intransparenten M&auml;rkten, differenzierten Produkten oder kleinen Mengen bieten ausgehandelte Preise auf Grundlage von Marktpreisen (Opportunit&auml;tskosten) eine L&ouml;sungsm&ouml;glichkeit. Wenn gar kein Markt existiert, k&ouml;nnen Verrechnungspreise auf Basis der variablen Kosten mit zus&auml;tzlichem Fixkostenbeitrag weiterhelfen.</p>
* [[Kostenbasierte Verrechnungspreise]] gehen von Ist- oder Standardkosten der leistungsabgebenden Einheit aus. Die Verrechnung erfolgt dabei zu reinen Grenzkosten (variablen Kosten), vollen Kosten oder Vollkosten zuzüglich eines Gewinnaufschlags.
<h2>Quellen</h2>
* [[Verhandlungsbasierte Verrechnungspreise]] sind das Ergebis von Verhandlungen zwischen leistungsabgebenden und -beziehenden Teileinheiten. Die Bereiche geniessen bei dieser Methode eine grosse Autonomie, weshalb es auch möglich sein muss, interne Geschäfte ablehnen zu können.
<h3>Literaturverzeichnis</h3>
* [[Internationale Verrechnungspreise]] bezeichnen Preise, die der Bewertung von grenzüberschreitenden Lieferungen und Leistungen zwischen Konzerngesellschaften dienen. Den steuerrichtlichen Aspekten kommt daher eine bedeutende Rolle zu.
<p>Ewert, R. &amp; Wagenhofer, A. (2008). Interne Unternehmensrechnung (7. Aufl.). Berlin: Springer.</p>
 
<p>Merchant, K.A., Van der Stede, W.A. (2011). Management Control Systems. Performance Measurement, Evaluation and Incentives. Harlow, UK: Prentice Hall.</p>
Die effektive Gestaltung und Implementierung einer Verrechnungspreispolitik erweist sich als überaus schwierig. Die aus der Theorie bekannten konzeptionellen Ansätze erweisen sich nicht selten als ungeeignet für spezifische Situationen. Daraus wächst die Erkenntnis, dass es den richtigen Verrechnungspreis nicht gibt. Trotzdem ist es möglich anhand einiger Kriterien eine Empfehlung zur Wahl eines geeigneten Ansatzes zu machen.
<p>Pfaff, D. &amp; Stefani, U. (2006). Verrechnungspreise im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis. Universit&auml;t Z&uuml;rich.&nbsp;</p>
 
<p>Simons, R. (1999). Performance measurement and control systems for implementing strategy. Upper Saddle River, NJ: Prentice Hall.</p>
Sofern ein kompetitiver Markt vorhanden ist, sind Marktpreise (gegebenenfalls ohne Verkaufs- und Distributionskosten) anzuwenden. Bei schlecht spielenden bzw. intransparenten Märkten, differenzierten Produkten oder kleinen Mengen bieten ausgehandelte Preise auf Grundlage von Marktpreisen (Opportunitätskosten) eine Lösungsmöglichkeit. Wenn gar kein Markt existiert, können Verrechnungspreise auf Basis der variablen Kosten mit zusätzlichem Fixkostenbeitrag weiterhelfen.
<h3>Weiterf&uuml;hrende Literatur</h3>
 
<p>Stocker, R. &amp; Studer, C. (2009). Bestimmung von Verrechnungspreisen. Ausgew&auml;hlte Aspekte der schweizerischen Praxis. Der Schweizer Treuh&auml;nder, 5/2009, S. 386-393.</p>
== Quellen ==
 
=== Literaturverzeichnis ===
 
Ewert, R. & Wagenhofer, A. (2008). Interne Unternehmensrechnung (7. Aufl.). Berlin: Springer.
 
Merchant, K.A., Van der Stede, W.A. (2011). Management Control Systems. Performance Measurement, Evaluation and Incentives. Harlow, UK: Prentice Hall.
 
Pfaff, D. & Stefani, U. (2006). Verrechnungspreise im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis. Universität Zürich.  
 
Simons, R. (1999). Performance measurement and control systems for implementing strategy. Upper Saddle River, NJ: Prentice Hall.
 
=== Weiterführende Literatur ===
 
Stocker, R. & Studer, C. (2009). Bestimmung von Verrechnungspreisen. Ausgewählte Aspekte der schweizerischen Praxis. Der Schweizer Treuhänder, 5/2009, S. 386-393.

Version vom 27. August 2012, 14:49 Uhr

Verrechnungspreise sind Wertansätze, die sich rechnerisch abgegrenzte Bereiche eines Unternehmens oder Konzerns für ihre innerbetrieblichen Leistungen (Güter und Dienstleistungen) gegenseitig verrechnen. Oft werden Verrechnungspreise auch als Transfer- oder Lenkpreise bezeichnet (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 577). Die jeweiligen Wertansätze beeinflussen die Erlöse und Bezugskosten und somit die Ergebnissituation der beteiligten Unternehmensbereiche, weshalb Verrechnungspreise zu den wichtigsten Instrumenten der dezentralen Unternehmenssteuerung zählen (Pfaff & Stefani, 2006, S. 1).

Funktionen von Verrechnungspreisen

Güter- und DL-Flüsse zwischen Geschäftseinheiten (Simons, 1999, S. 160)

Die nebenstehende Abbildung visualisiert den grundlegenden Zusammenhang zwischen Verrechnungspreisen und ihrem Einfluss auf die Erfolgssituation dezentraler Unternehmensbereiche. In diesem Beispiel beschafft die Geschäftseinheit A Güter und Dienstleistungen im externen Markt und verarbeitet diese zu Halbfabrikaten. Die Halbfabrikate werden zum einen am externen Markt an Dritte und zum anderen intern an die Geschäftseinheit B geliefert und verrechnet. Diese verarbeitet die Halbfabrikate anschliessend zu Konsumgütern, die sie wiederum an externe Grosskunden sowie intern an die Vertriebsgesellschaft C verkauft. Letztere vertreibt über ihr Filialnetz die Produkte an die Endkunden. Die Bezahlung der internen Leistungen erfolgt dabei über sogenannte Verrechnungspreise.

Für die liefernde Geschäftseinheit A entsteht somit ein Ertrag, der bei Geschäftseinheit B als Materialaufwand erfasst wird. Die Geschäftseinheit B ihrerseits generiert einen Ertrag aus der Lieferung an die Vertriebseinheit C, die in entsprechender Höhe deren Materialaufwand belastet. Folglich beeinflusst die Höhe des Verrechnungspreises den Gewinn beider Einheiten und damit zahlreiche Entscheidungssituationen im Rahmen des Performance Measurements. Ausgehend von diesem Beispiel gilt es, die nachfolgenden drei zentralen Funktionen zu unterscheiden.

Erfolgsermittlungsfunktion

Verrechnungspreise sind in dezentralen Unternehmensorganisationen mit Leistungsverflechtungen zwischen den Bereichen notwendig, weil sie eine Erfolgslokalisierung ermöglichen. Der Bereichserfolg wiederum ist die Grundlage für Entscheidungen des Bereichsmanagements wie auch des Unternehmens, das strategische Massnahmen oder Mitteilzuteilungen damit verbindet (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 580). Falsche Profitabilitätssignale können dazu führen, dass Ressourcen nicht wirtschaftlich alloziert sowie Bereichsmanager aufgrund unfairer Behandlung demotiviert werden (Merchant & Van der Stede, 2011, S. 277-278).

Koordinationsfunktion (Lenkungsfunktion)

Das Management von Teilbereichen soll in seinem Verantwortungsbereich bestmöglich wirtschaften, wozu ein Anreizsystem mittels geeigneten Messgrössen implementiert wird. Dadurch entsteht jedoch die Gefahr, dass die Entscheidungen der einzelnen Divisionen aus Sicht des Gesamtunternehmens ungünstig sind. Die Effekte von Bereichsentscheidungen auf andere Bereiche sind Externalitäten, die nicht in die Entscheidungsfindung des Bereichsmanagements einfliessen. Deshalb kann mittels Verrechnungspreisen auf diese dezentralen Entscheidungen Einfluss genommen werden (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 581-582).

Steuer-Minimierung

Steuerrechtliche Effekte treten dann auf, wenn es steuerlich unterschiedliche Konsequenzen hat, wo ein bestimmter Gewinn anfällt. Bei grenzüberschreitenden Leistungen bestehen Anreize, Gewinne in Ländern mit geringer Steuerbelastung zu erzielen. In Bezug auf diese internationalen Verrechnungspreise hat die OECD Richtlinien erlassen, die einheitliche Verrechnungspreismethoden empfehlen. Dennoch bleibt den Unternehmen bei der Aufteilung des erwirtschafteten Gewinns ein gewisser Spielraum (Merchant & Van der Stede, 2011, S. 278). Häufig wird diese Funktion auch der Erfolgsermittlungs- bzw. Erfolgssteuerungsfunktion zugerechnet.

Zu den weiteren Funktionen von Verrechnungspreisen gehören die Kalkulation zur Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen, die Preisfestlegung und -rechtfertigung sowie die Vereinfachung der Kostenrechnung durch Verwendung normalisierter Grössen.

Ziele und Zielkonflikte

Aus den Funktionen von Verrechnungspreisen lassen sich Ziele sowie auftretende Zielkonflikte ableiten. Prioritär wird mit idealen Verrechnungspreisen angestrebt, eine gerechte Allokation von Kosten und Erträgen innerhalb der Unternehmung zu erreichen. Genauso steht die Leistungsbeurteilung von dezentralen Einheiten sowie das zielorientierte Verhalten im Fokus. Neben der Steuerminimierung verfolgen Verrechnungspreise auch die Zielsetzung, den internen Mittelfluss zu optimieren und Devisenkontrollen oder gar -beschränkungen zu vermeiden. Diesen Zielen stehen allerdings asymmetrische verteilte Informationen der Bereichsleiter gegenüber, die ehtliche Fehlsteuerungspotenziale eröffnen und Interessenkonflikte erwecken (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 583).

Dadurch sind die Zielvorstellungen in der Unternehmenspraxis häufig in Konkurrenz und können sogar kontraproduktive Auswirkungen haben. Besonders zwischen der Erfolgsermittlungs- und Koordinationsfunktion zeigt sich dieser Zielkonflikt. Angenommen ein Unternehmen möchte einer Vertriebsgesellschaft einen möglichst hohen Preisspielraum zugestehen und erlaubt ihr deshalb den Bezug von internen Vorleistungen zu Grenzkosten. Bei linearem Kostenverlauf bleibt der die Vorleistungen erzeugende Bereich folglich auf seinen Fixkosten sitzen, während die Vertriebsgesellschaft einen hohen Deckungsbeitrag erzielt. Diese Bereichsgewinne bzw. -verluste sind dann für die Erfolgsermittlung wertlos. Ähnlich sind steueroptimale Verrechnungspreise für die interne Steuerung äusserst ungünstig (Ewert & Wagenhofer, 2008, S. 583-584).

Methoden der Preisermittlung

In Theorie und Praxis ist eine Vielzahl von Methoden bekannt, wie Verrechnungspreise zu bestimmen sind. Als Alternativen werden dabei ganz grob die folgenden vier Typen unterschieden:

  • Marktbasierte Verrechnungspreise basieren die Bestimmung des Verrechnungspreises auf dem Preis, den bei vergleichbaren Verhältnissen zwei unabhängige Unternehmen vereinbaren würden. Im optimalen Fall existiert bereits ein Markt, auf dem das Zwischenprodukt zu einem einheitlichen Preis angeboten wird.
  • Kostenbasierte Verrechnungspreise gehen von Ist- oder Standardkosten der leistungsabgebenden Einheit aus. Die Verrechnung erfolgt dabei zu reinen Grenzkosten (variablen Kosten), vollen Kosten oder Vollkosten zuzüglich eines Gewinnaufschlags.
  • Verhandlungsbasierte Verrechnungspreise sind das Ergebis von Verhandlungen zwischen leistungsabgebenden und -beziehenden Teileinheiten. Die Bereiche geniessen bei dieser Methode eine grosse Autonomie, weshalb es auch möglich sein muss, interne Geschäfte ablehnen zu können.
  • Internationale Verrechnungspreise bezeichnen Preise, die der Bewertung von grenzüberschreitenden Lieferungen und Leistungen zwischen Konzerngesellschaften dienen. Den steuerrichtlichen Aspekten kommt daher eine bedeutende Rolle zu.

Die effektive Gestaltung und Implementierung einer Verrechnungspreispolitik erweist sich als überaus schwierig. Die aus der Theorie bekannten konzeptionellen Ansätze erweisen sich nicht selten als ungeeignet für spezifische Situationen. Daraus wächst die Erkenntnis, dass es den richtigen Verrechnungspreis nicht gibt. Trotzdem ist es möglich anhand einiger Kriterien eine Empfehlung zur Wahl eines geeigneten Ansatzes zu machen.

Sofern ein kompetitiver Markt vorhanden ist, sind Marktpreise (gegebenenfalls ohne Verkaufs- und Distributionskosten) anzuwenden. Bei schlecht spielenden bzw. intransparenten Märkten, differenzierten Produkten oder kleinen Mengen bieten ausgehandelte Preise auf Grundlage von Marktpreisen (Opportunitätskosten) eine Lösungsmöglichkeit. Wenn gar kein Markt existiert, können Verrechnungspreise auf Basis der variablen Kosten mit zusätzlichem Fixkostenbeitrag weiterhelfen.

Quellen

Literaturverzeichnis

Ewert, R. & Wagenhofer, A. (2008). Interne Unternehmensrechnung (7. Aufl.). Berlin: Springer.

Merchant, K.A., Van der Stede, W.A. (2011). Management Control Systems. Performance Measurement, Evaluation and Incentives. Harlow, UK: Prentice Hall.

Pfaff, D. & Stefani, U. (2006). Verrechnungspreise im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis. Universität Zürich.

Simons, R. (1999). Performance measurement and control systems for implementing strategy. Upper Saddle River, NJ: Prentice Hall.

Weiterführende Literatur

Stocker, R. & Studer, C. (2009). Bestimmung von Verrechnungspreisen. Ausgewählte Aspekte der schweizerischen Praxis. Der Schweizer Treuhänder, 5/2009, S. 386-393.