Shared Service Center

Aus Controlling-Wiki

Als Shared Service Center bezeichnet man eine Dienstleistungseinheit, die in der Regel administrative Prozesse für dezentrale Unternehmensbereiche ausführt. Durch die Bündelung von solchen Supportprozessen sollen sich die Geschäftsbereiche auf ihre primären Aktivitäten (Kernprozesse) fokussieren können. Neben der Erzielung von Skaleneffekten durch standardisierte Prozesse verfolgen Shared Service Center zudem das Ziel, Zeit- und Qualitätsverbesserungen in der Prozessabwicklung zu erreichen (Schimank & Strobl, 2002, S. 3).

Merkmale eines Shared Service Center

Vorteile

Ein wesentlicher Vorteil eines SSC sind die Economies of Scale (Skaleneffekte), welche durch die Bündelung von Aufgaben entstehen (Schimank, C. & Günter, S., 2002, S. 7). Weiter werden Kosteneinsparungen als bedeutsamer Vorteil genannt, jedoch realisieren sich diese nicht in jedem Unternehmen. Die operativen Geschäftseinheiten können sich infolge Abnahme der Unterstützungsprozesse durch SSC ausschliesslich auf ihre Kernprozesse konzentrieren (Perez, 2008, S 25-29). Durch die Standardisierung und Konsolidierung von Prozessen sowie verbesserten Technologieeinsatz kann es zu einer höheren Effizienz der Prozesse sowie zu Qualitätsverbesserungen führen (S. 18). Auch die Komplexität und die Schnittstellen werden reduziert (Becker, Kunz & Mayer, 2009, S. 33-37).

Das Problem des Know-How-Verlustes beim Outsourcing ist mit einem SSC besser lösbar. Da diese Einheit in den Konzern eingegliedert ist, werden die Daten anstatt an externe Unternehmungen nur innerhalb des Konzerns weitergegeben (Perez, 2008, S. 39). Durch eine Verlagerung der SSCs in osteuropäische Länder kann der Vorteil einer Lohn-Arbitrage entstehen (Schimank, C. & Günter, S., 2002, S. 9-10).

Nachteile

Die Einführung von SSC ist unter anderem mit finanziellen Risiken verbunden. Bei schlechter Planung können die gewünschten Kostensenkungen ausbleiben, da höhere Implementierungs- oder Kontrollkosten entstehen als geplant. Ausserdem hat die Gründung von SSC meist eine Reorganisation der Unternehmung zur Folge, was von den Mitarbeitern mitgetragen werden muss. Oftmals lösen solche Veränderungen bei den Mitarbeitern Verunsicherung aus, was ein solches Projekt zum Scheitern bringen kann (Becker, Kunz & Mayer, 2009, S. 73-74; Martín Pérez, 2008, S. 30-31). Um ein SSC erfolgreich umzusetzen, muss der Ansatz vom Top-Management bis zum einzelnen Mitarbeiter getragen werden. Deshalb ist im Grundsatz häufig ein Kulturwandel nötig (Schmidt-Jochmann & Gröbner, 2012, S. 58).

Ausserdem dürfen bei Verlagerungen der SSC in osteuropäische Länder Zeit- und Qualitätsziele nicht in den Hintergrund fallen, da es aufgrund fehlendem Know-How zu Qualitätseinbussen führen kann (Schimank & Günter, 2002, S. 10). Weiter kann ein gewisses Konkurrenzdenken zwischen den strategischen Geschäftseinheiten und den SSC aufkommen, da sich Abhängigkeiten ergeben. Die Abhängigkeiten entstehen dadurch, dass das Knowhow neu beim SSC ist. Zudem müssen die internen Kunden aufgrund der Standardisierungen eine gewisse Kompromissbereitschaft zeigen (Becker, Kunz & Mayer, 2009, S. 74-75; Martín Pérez, 2008, S. 30-31).


Gestaltungsvarianten

Aus den rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten können drei idealtypische Formen von Shared Service Centers abgeleitet werden, die sich hinsichtlich dem Grad an Selbstständigkeit unterscheiden (Fischer & Sterzenbach, 2006, S. 10-11).

  • Kostenorientierte Shared Service Center stellen eine nach innen orientierte Organisationseinheit dar, deren Fokus darin liegt, Einsparpotenziale aus der Poolung der Ressourcen zu erzielen. Zur Leistungsverrechnung werden kostenorientierte Verrechnungspreise herangezogen.
  • Marktfähige Shared Service Center können neben internen Kunden in gewissem Umfang auch externe Geschäftsbeziehungen aufbauen. Das Center muss sich somit gegenüber unternehmensexternen Wettbewerbern behaupten und marktorientierte Verrechnungspreise kommen üblicherweise zur Anwendung.
  • Wettbewerbsfähige Shared Service Center bilden einen eigenständigen Unternehmens- oder Geschäftsbereich mit internen sowie zahlreichen externen Nachfragern. Die eigenständigen Unternehmen wenden markpreisbasierte Verrechnungspreise an.

Abgrenzung

In ihrer Eigenheit sind Shared Service Center weder eine Bezeichnung für Zentralisierung noch ein Synonym für Outsourcing (Wisskirchen & Mertens, 1999, S. 88). Gegen das klassische Konzept der Zentralisierung sprechen die Produkt- und Kundenorientierung, die nachfrageorientierte Leistungsvereinbarung über Service Level Agreements sowie der Verbleib der Entscheidungskompetenz in der dezentralen Einheit (Schimank & Strobl, 2002, S. 4). Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Outsourcing ist die fehlende Einflussnahme der Konzernspitze auf das leistungserbringende Unternehmen. Überdies eignen sich die übernommenen Prozesse nicht für das Outsourcing, weil sie Spezialwissen erfordern oder aus strategischen Überlegungen nicht von Fremdfirmen bezogen werden sollen (Kagelmann, 2001, S. 55).

Quellen

Literaturverzeichnis

Weiterführende Literatur