Klangfarbe

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Beiträge der Interviewpartner

Definition und Analyse von Klangfarbe

Russel Harlow, Klanganlyse von Ralph McLane Video

Physikalisch bestimmt das Verhältnis der Lautstärken von Grundschwingung, Obertönen und Rauschanteilen eines Klanges dessen Klangfarbe oder Timbre.

Russel Harlow erläutert am Beispiel eines Klarinettensolos von Ralph McLane den Zusammenhang zwischen Obertonspektrum, Ansatztechnik und Klangfarbe. Ralf McLane war Schüler von Gaston Hamelin (Klangbeispiel: Debussy, Première Rhapsodie)[1] und spielte mit Doppellippenansatz.

Das subjektive Empfinden der Klangfarbe unterliegt ästhetischen Entscheidungen, die ihrerseits stark vom aktuellen kulturellen Umfeld und von Modeströmungen geprägt sind. Im Verlauf des 20. Jh. nivellierten sich die klanglichen Unterschiede der nationalen Schulen, als Standard etablierte sich ein eher dunkler und weicher Klang (siehe auch Stephanie Angloher, 2007[2]).
Die sich im Laufe der Zeit verändernde Klangästhetik innerhalb der Französischen Schule lässt sich anhand historischer Aufnahmen verfolgen. So unterscheidet beispielsweise sich das Klangideal der "alten Französischen Schule" um 1920, gesammelt auf der LP "The French clarinet school - revisited" [3] deutlich von demjenigen der "Französischen Schule um 1960.
Prospère Mimart (Klangbeispiel: Schubert, Der Hirt auf dem Felsen)[4] gilt als Vertreter der "alten Französischen Schule",
Ulysse Delecluse )Klangbeispiel: Louis Cahuzac - Fantaisie sur un vieil air champêtre)[5] als Vertreter der "Französischen Schule".

Klangsinn

Der Klangsinn, einer der fünf Sinne des Menschen, sollte als kritisch-auditive Wahrnehmung das Üben und Musizieren immer begleiten und in einem steten Kreislauf das soeben Gehörte mit der zuvor definierten Vorstellung des klanglichen Ereignisses vergleichen.

Durch den Klangsinn werden Klangfarbe, Intonation, Dynamik, Artikulation in Wechselwirkung zwischen auditiver Wahrnehmung und Tiefensensibilität kritisch beurteilt und verfeinert.

Beiträge von Interviewpartnern



Historische Quellen

Frederic Berr

„Le plus beau timbre est celui qui réunit la douceur à l’éclat.“

„Das schönste Timbre [Klangfarbe] ist dasjenige, welches Sanftheit mit Leuchten vereinigt.“

Frédéric Berr: Méthode complète, S. 3 (1836)[6]

Carl Baermann

„Da der Ton das Mittel ist, durch welches der Künstler zu dem Zuhörer spricht, so muss auf Tonbildung und Veredelung die grösste Mühe und Sorgfalt verwendet werden [...] Schön ist der Ton, wenn er einen vollen, vibrierenden, und metallartigen Klang hat und in allen Nuancen und Lagen denselben Charakter behält, bei grösster Fülle seine Schönheit nicht einbüsst und durch Schrille oder Schärfe keine unangenehmen Eindruck hinterlässt; er muss so ausdrucksvoll und biegsam sein, dass er in den zartesten Stellen bei allen Schattierungen sich leicht und bindend nüancieren lässt, mit einem Wort, der schönsten Frauenstimme ähnelt. Doch wenn der Ton auch alle diese Eigenschaften besitzt und es fehlt ihm sein eigentliches Wesen, das "göttliche", welches der Mensch als die Garantie seiner Bestimmung in sich trägt, "die Seele", so ist alles Bemühen und Streben wirkungslos, das diese gefrorene Musik von dem Feuer des Prometheus nicht erreicht wird.“

Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule (1861)[7]

Als wichtiger Aspekt der Grundtechnik muss die Kontrolle über die Klangfarbe gelten: Carl Baermann fordert gleichzeitig eine Formbarkeit des Klanges. Dabei kommt zum Ausdruck, dass der Klang in seiner Schönheit nicht starr ("gefroren"), sondern lebendig und modulationsfähig sein muss.

Christian Friedrich Daniel Schubart
Um 1785 assoziierte Christian Friedrich Daniel Schubart die Klarinette mit «In Liebe zerflossenes Gefühl»

„Der Ton ist so süß, so hinschmachtend, und wer die Mitteltinten [dynamische und klangliche Mittelstufen] darauf auszudrücken vermag, darf seines Sieges über die Herzen gewiß sein.“

Christian Friedrich Daniel Schubart: Ideen zur Ästhetik der Tonkunst (1806)[8]

Felix Mendelssohn

„Ich gäbe zu Zeiten (z. B. jetzt) ganz Paris drum, nur einen Augenblick jene süße Welt bezaubernder Töne, Tönchen und Tönchenchenchen hören zu können, die Deinem hölzernen Instrumente so luftig, duftig, weise, leise, friedlich, niedlich, lebend, bebend, fließend, sprießend, grüßend, um- schließend entströmen und sehr gut klingen.“

Felix Mendelssohn: Brief Felix Mendelssohn Bartholdys an Heinrich Baermann vom 16.4.1832[9]

Hector Berlioz

„Les instruments à anche simple tels que les clarinettes et le Corde basset, constituent une famille dont la parantè avec celle de Hautbois n’est pas aussi rapprochée qu’on pourrait le croire. Ce qui l’en distingue surtout la nature du son. Les clarinettes, en effet, ont dans le medium une voix limpide, plus plaine. Plus pure que celle des instruments à anche double n’est jamais exempt d’une certaine aigreur ou âpreté, plus ou moins dissimulé par le talent des exécutants. Les sons aigues de la dernière octave à partir de l’UT au-dessus des portées, participent seuls un peu de l’aigreur des sons l’orts du Hautbois, pendant le caractère des sons les plus graves, se rapproche, par la rudesse des vibrations, de celui de certaines notes du Basson.“

Hector Berlioz: Traité d'instrumentation et d'orchestration[10]


Weitere Kommentare aus historischen Quellen zur Klangfarbe siehe:
Joseph Fröhlich
Valentin Roeser[11]



Didaktisches Abreiten an der Klangfarbe, Beiträge der Interviewpartner

Die eigene Klangvorstellung sprachlich definieren

Sylvie Hue erachtet es als wichtige Aufgabe des Schülers, seinen eigenen Klang beschreiben zu lassen. So lernt er sich selber zuzuhören, und sich ein eigenes ästhetisches Urteil zu bilden.
Für [[[Frédérique Rapin#Travailler la technique avec la meilleure qualité sonore|Frédérique Rapin]] muss der Ton immer einen klar definierbaren Kern haben. Der Klang vibriert um diesen Kern. Das Streben nach dieser Klangvorstellung verleiht dem Spiel Präsenz, Farbe und Eleganz. Es ist auch Voraussetzung, den Klang intonieren zu können. Es ist essentiell, sämtliche technischen Übungen, Etüden. Tonleitern und Akkorde, mit der bestmöglichen Klangqualität, d.h. mit bewusst kontrollierter Klangfarbe auszuüben. Alain Billard ist überzeugt, dass Klangfarbe und Klangqualität nur in Kombination von mehreren Eigenschaften oder Adjektiven sprachlich definierbar sind. Das Hervorberingen einer künstlerisch wertvollen Klangqualität bleibt letztendlich im metaphysischen verhaftet. Was schliesslich Emotionen auslöst - und deshalb anzustreben ist - sind die Vibrationen Musik, das Vibrieren der Luft. François Benda strebt das Ziel an, eine homogene Klangfarbe über alle Tonlagen zu erreichen. Der Klang darf unten nicht stumpf, oben nicht spitz und scharf sein. Auch [[Steve Hartman#Sound quality and the essence of Music]Steve Hartman]] nennt das Bestreben, alle Register mit einer homogenen Klangfarbe verbinden zu können, als Grundlage um der Phrasenbildung. Dabei sollen keine einzelnen Töne unkontrolliert hervortreten, gleichzeitig dürfen aber die verschiedenen Register einen authentischen Charakter erhalten. Um künstlerische Qualität zu erreichen, soll der Klang jederzeit dynamisch und farblich lebendig und formbar sein. Er soll einerseits gut projizieren, aber auch die Qualität haben, sich in einem Holzbläser- oder Streichersatz mit anderen Farben vermischen zu können. Für

James Campbell James Campbel weist darauf hin, dass der Spieler seinen eigenen Klang immer heller wahrnimmt, wie die Zuhörer im Saal. Ein mit einem schnellen Luftstrom erzeugter, scheinbar heller Klang, wird im Saal als obertonreicher, dunkler und voller Klang wahrgenommen. Besonderes Augenmerk legt er im Unterricht auf die Registerwechsel, deren klangliche Kontrolle er durch bewusstes unterschiedliches Vokalisieren erreicht. Während der Wechsel von der Chalumeau- und Mittellage (e bis b1) zum Klarinregister (erstes überblasende Register, h1 bis c2) und von der Klarinregister zur hohen Lage (zweites überblasende Register, cis3 und höher) auch in der Unterrichtsliteratur thematisiert wird, beschreibt er einen weiteren «Registerwechsel» zwischen g2 und a2 als «sneacky breack». Harri Mäki geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt für jeden Ton eine passende Zungenform und -Position, eine immer wieder leicht modifizierte Vokalformung.



Das Gehör schärfen

Alan damiens schärft das Gehört durch die Auseinandersetzung mit leisesten Tönen und Geräuschen, die Geräusche die sich auch färben lassen. Als beispielhaft erwähnt er die Komposition «Dal Niente» von Helmuth Lachenmann, wo auditive Sensibilität und spieltechnische Umsetzung unterschiedlich gefärbter Geräusche durch verschiedene Vokalformungen zusammengeführt werden. Als weitere Übung zu Verfeinerung des Gehörs empfiehlt Alain, den eigenen Klang mit den Ohren nach Obertönen abzutasten. Diese didaktische Idee verfolgt auch Russel Harlow anhand der Klanganalyse von Ralph McLane. Er stellt diese Analyse in direkten Zusammenhang mit der Doppellippen-Ansatzformung

Technik der Klangfärbung

Vokale und Formanten

Siehe auch Vokalformung, Vokalisierung Um den Klang zu formen, und um eine individuell optimale Klangfarbe zu finden, lässt Ernesto Molinari seine Studierenden mit Formanten arbeiten und experimentieren – wie auch Harri Mäki sucht er dabei für die angestrebte Klangfärbung eine optimale Vokalformung.
Als wichtige Pfeiler bei der Technik der Klangformung und Kontrolle über die Klangfarbe nennt Frédéric Rapin das Öffnen des Rachens. Dieser Bereich lässt sich der Vokalformung zuordnen. Beim Öffnen des Rachens muss die Zunge so positioniert sein, dass sie an der Blattspitze artikulieren kann, und durch kritisches Hören müssen Zunge und weicher Gaumen in eine Position und Form gebracht werden, welche das beste klangliche Ergebnis hervorbringen. Die Schwierigkeit besteht darin, Mundhöhle, Rachen und Zunge unabhängig von der Ansatzformung bestmöglich zu modifizieren. Das Öffnen der Nasenhöhlen wird dem Klang zusätzlich Resonanz verleihen. Ausserdem ist für die Klangfarbe auch die individuelle Physiognomie des Mundes entscheidend: Die Grösse der Zähne und der Lippen, die Form des Kinns, die Beschaffenheit der mimischen Muskulatur.
Wikipedia[12] definiert Fomanten als «charakteristische Minima und Maxima im Obertonspektrum einer akustischen Schwingung». Das Online Lexikon [13] umschreibt den Begriff als den «Bereich im Klangspektrum, in dem sich unabhängig von der Tonhöhe Schallenergie konzentriert», und weiter: «Im Klang von Musikinstrumenten wird durch Formanten eine für das Instrument typische vokalähnliche Klangfarbe gebildet».
James Campbells Priorität ist es, einen fokussierten, gut projizierenden Klang in allen Lagen zu haben. Für jede Registerlage gibt es eine optimale Zungenposition, die es dabei zu finden gilt. Er achtet besonders auf den Klangausgleich beim ersten Registerwechsel zwischen a1 und h1, sowie zwischen g2 und a2. Um eine Homogenität dieses Tonschrittes zu erreichen, fokussiert er die Aufmerksamkeit auf die Zungenspitze: In der Skala, von h1 bis g2 aufsteigend, liegt der höchste Punkt der Zunge bei deren Spitze, bei den Tönen a2 bis f3 verschiebt sich dieser Punkt und befindet sich ca. 1 cm hinter der Zungenspitzte. In der hohen Lage, ab g3 weiter aufwärts, findet sich die Zunge dann wieder in ihrer «normalen» Position.

Doppellippenansatz

Richard Stoltzman wechselte erst nach seinem Masterabschluss vom einfachen Ansatz zum Doppellippenasatz, auch aus dem Grund, die Klangfarbe mit dieser Technik besser kontrollieren zu können. Er betont, dass diese Umstellung, die er im Unterricht bei Kalmen Oppermann lernte, nicht einfach war.
David Shifrin erster Lehrer, James Callas, der wiederum Schüler von [Daniel Bonade] war, spielte mit Doppellippenansatz und war überzeugt, dass dies die beste Grundlage für einen farbenreichen Klang und für ein gutes Legato sei. David empfand seinen Ton im Ensemblespiel zu wenig kräftig und im forte zu hell, und wechselte deshalb zum normalen Ansatz. Er behielt jedoch als klangrelevantes Element der Tonbildung dieselbe Technik der Ausformung von Rachen und Mundhöhle, die mit dem Doppellippensatz verbunden ist, bei.

Den Klang auf der Basis der tiefen Töne formen

James Campbel lässt seine Studenten viel Tonübungen im Chalumeaurigester spielen. Wird hier ein voller, runder Klang erreicht, kann darauf aufbauend auch im Klarinregister der Klang gut geformt werden.

Resonanzgriffe

Wenn es der musikalische Zusammenhang erlaubt, spielen Milan Rericha und die Harri Mäki und Harri Mäki die «kurzen» mit Töne (g1 bis b1) mit Resonanzgriffen. So lassen sich in Verbindung mit einer geeigneten Vokalisierung die Obertöne verstärken, was mit einer kräftigeren Klangfarbe einhergeht.

Allgemeine Körperhaltung

  • Michel Westphal wie auch Heinrich Mätzener legen grossen Wert auf eine aufrechte, lockere Körperhaltung, das Mundstück muss zum Ansatz geführt werden, der Kopf darf sich nicht in Richtung des Mundstückes nach vorne neigen. Heinrich Mätzener et al. zeigten in einer SNF Studie (Luzern, 2013) auf, dass sich eine Klangproduktion, verbunden mit vorteilhaften Klangqualitäten, als körperaufrichtende Aktion definieren lässt.

Der Einschwingvorgang des Klanges

Eli Eban wie auch Alain Billard, der dabei Bezug auf seinen Lehrer Jaques Di Donato nimmt, legen grossen Wert bewusstes Gestalten des Einschwingvorganges. Dieser prägt das Empfinden der Klangfarbe des Tones. Es geht demnach darum, die Artikulation und Vokalisierung sowie die Luftführung jedes neuen Toneinsatzes sorgfältig und bewusst zu gestalten. Steve Hartman wechselte auf der Suche nach mehr Fokus und Flexibilität in seinem Klang vom einfachen Ansatz zum Doppellippenansatz . Damit verbindet verändert sich die Innenausformung der gesamten Mundhöhle, was sich positiv auf die Klangfromung auswirken kann. Dabei spielte das klangliche Vorbild von Ralph Mc Lane eine wichtige Rolle.
François Benda arbeitet vorerst darauf hin, einen Klang mit möglichst geringem Geräuschanteil zu produzieren. Eine geeignete Blatt-Mundstückkombination, sowie eine darauf abgestimmte und ausbalancierte Ansatz- und Atemtechnik müssen die gesamte Luftmenge, die für die Klangproduktion eingesetzt wird, zu Klang umwandeln. Die Anweisungen des Lehrers müssen die individuellen Dispositionen des Bläsers berücksichtigen und dürfen die Persönlichkeit der Studierenden nicht schmälern. Sylvie Hue nennt als einfaches Mittel, den Klang von Geräusch zu befreien und zu fokussieren, die Luftführung nicht als «warme Luft», sondern vielmehr als «kalte Luft» zu gestalten. Dieselbe Idee, jedoch anders formuliert, vertritt GeraldKraxberger: er achtet daurauf, den Rachen nicht zu weit zu öffnen, und vielmehr den Klang «vorne im Ansatz» zu fokussieren.

Lernen durch Imitieren

Philippe Cuper und Seunghee Lee ideal by listening to role models empfehlen jedem Schüler, möglichst viel Aufnahmen zuhören. So schult er sein kritisches Hören entwickelt eine eigene Klangästhetik. Vorbilder dürfen imitiert werden. Seine Individualität, dies es auch zu berücksichtigen gilt, wird schliesslich ein weiterer Faktor seines persönlichen geprägten Klanges sein.
Ernst Schlader ist überzeugt, sich die Musizierbewegungen, welche eine hellere oder dunklere Klangfarbe – wie auch höher oder tiefer Intonation - mit sich bringen, kaum beschreiben lassen. Es sind sehr kleine Muskeln im Rachen du Vokaltrakt im Spiel, es bleibt nur das Vorspielen und das gemeinsame Spielen. Der Schüler muss über sein Gehör reagieren und muss sich diese Fertigkeiten und Musizierbewegungen durch implizites Lernen aneignen.

Flexibilität

Paolo Beltramini und Thomas Piercy erwarten, dass je nach Stil und je nach Anforderungen der Komponisten die Klangfarbe angepasst werden kann. Brahms darf nicht wie Stockhausen, Copland darf nicht wie Brahms klingen. Auf dem Konzertpodium empfiehlt es sich, eher einen dunkleren Klang zu suchen, im Orchestergraben ist ein hellerer Klang von Vorteil. Auch John Moses legt die Priorität auf eine Technik der Tonproduktion, welche es erlaubt, die Klangfarbe je nach Stil anzupassen.

Modeströmungen

Michel Arrignon hält vorerst fest, dass er nicht für die eine oder andere ästhetische Überzeugung Partei ergreifen möchte. Er beobachtet jedoch - weltweit - eine gegenwärtige Besessenheit «obsession», auf Kosten anderer musikalischer Qualitäten einen matten, geglätteten, aber auch unpersönlichen Klang anzustreben. So werden ältere Aufnahmen, z.B. die ausgezeichneten, eleganten und fein artikulierten Interpretationen von Jaques Lancelot auf Grund seines hellen Klanges abgelehnt. Auf Jacques Lancelot (Klangbeispiel Jean Françaix, Klarinettenknzert) folgten andere Interpreten und Professoren, wie z.B. Guy Deplus, der sich für einen dunklen Ton stark machte. Was letztendlich zählt, ist nicht die Klangfarbe. Der Klang ist letztlich nur Mittel zum Zweck, nämlich die Musik dem Publikum näher zu bringen.
David Shifrin beobachtet bei den jungen Studienanwärter in Yale im internationalen Vergleich eine Vereinheitlichung des Klangideals.
Pascal Moraguès beschreibt, wie sich die Klangfarbe der französischen Schule seit seiner Studienzeit bei Ulysse Delécluse, als Vertreter der sehr hellen französischen Klarinettenklanges, bis zum heutigen Klangideal eines dunklen Tones, der sich an deutschen und österreichischen Vorbildern orientiert, gewandelt hat.
Kames Campbell bestätigt dies und beobachtet eine Vereinheitlichung des Klangideals seit den 1970-er Jahren. Nationale Schulen sind noch hörbar, jedoch in weit geringerem Masse. Ein «MidAtlantic sound», eine Art internationaler Klang hat sich etabliert und das technische Niveau der Klarinettisten hat sich deutlich gesteigert.
David Shifrin erwähnt als Erstes, dass seine Generation Zugang zu sehr viel Tonaufnahmen von allen möglichen Klarinettisten und Schulen hatte. So entwickelte er seine eigene Klangvorstellung. Auffallend war, dass viele seiner Lehrer, bei Daniel Bonade Unterricht genommen hatten, jedoch zu einem ganz unterschiedlichen persönlichen Klang gefunden hatten. In den USA trafen alle möglichen Einflüsse aufeinander. Die französische, deutsche und italienische Schule bis hin zu Einflüssen aus Orteuropa und der Ästhetik des Jazz konnten je nach Affinität prägend auf einen angehenden Musiker wirken. Heute lässt sich eher eine Vereinheitlichung des Stils und des Klangideals beobachten. Es ist heute schwieriger, das deutsche oder das französische System klanglich auseinanderzuhalten. Die Suche nach einem «idealen Klang» kann das ganze Leben lang andauern.
Auch Philippe Cuper stellt eine Vereinheitlichung der Klangfarben fest.



Prioritäten setzten

Paolo Beltramini macht sich stark dafür, dass in erster Linie gut intoniert werden muss, das ist wichtiger ob ein Ton heller oder dunkler ist. Ausserdem muss der Klang gut projizieren, und die musikalische Aussage muss immer im Vordergrund stehen.
Für Eli Eban ist ein zentrierter, immer bewusst geformter Klang ein zentrales Anliegen.
Stability versus flexibility and risk|2 sucht in erster Linie die musikalische Aussage. Er geht dabei auch das Risiko ein, die Kontrolle über den Klang zu verlieren.

Brahms: https://bachtrack.com/feature-richard-muhlfeld-johannes-brahms-clarinet-month-may-2018 Mozart, Weber, Brahms https://drum.lib.umd.edu/handle/1903/13301



Individuelle Dispositionen und Sprachräume

Paolo Beltramini und Richard Sotzlman beobachten je nach Physiognomie des Spielers, aber auch je nach Sprachraum Unterschiede in der Vokalformung. Auch wenn sich die nationalen Schulen stark angenähert haben, existieren sie auch heute noch, wenn auch ein gewisses Mass an Identität verloren gegangen ist. Ein japanisches «o» klingt durchwegs einheitlich und rund. In anderen Sprachen gibt es innerhalb eines Vokals schon ganz unterschiedliche Färbungen, was sich direkt auf die Tonbildung auswirkt.



Instrument, Mundstück und Blätter

Philippe Cuper, Sylvie Hue: es ist die Aufgaben des Lehrers, den Schüler bei der Auswahl eines passenden Instrumentes, Mundstücks und auch der Blätter zu unterstützen.
Steve Hartmans ersetzt je nach gewünschter klanglicher Veränderung die Blattzwinge durch eine Blattschnur.
Richard Sotltzman zitiert seinen Lehrer Kalmen Opperman, der die Klangformung in der Mundhöhle als wichtiger einstufte wie die Qualität von Blatt und Mundstück: «the reed vibrates, but you makle the sound!»
David Shifrin warnt davor, dass mit härteren Blättern wohl ein weicher und dunkler Klang erzeugt werden kann, dabei aber Variabilität von Klangfarben und Artikulationen sowie die Kontrolle über die Intonation verloren gehen. Er beobachtet, dass junge Studienanwärter in Yale Mundstück und Blättern die wichtigste Rolle bei der Produktion eines «universellen Klanges» zuschreibt.
Jérôme Verhaeghe gibt dazu ein eindeutiges Statement ab: Mundstücke, mit einem eher schmaleren Rand ergeben einen helleren, obertonreicheren Klang, ein breiter Rand dunkelt den Klang ab, erfordert jedoch mehr Anstrengung bei der Klangproduktion. Erfahrungen in der Oper Garnier und Rückmeldungen von Dirigenten bestätigten Jérômes darin, dass die Wahl des «leichteren» Materials die richtige ist. Man hört von aussen nicht nur einen grösseren Farbenreichtum, auch die Leichtigkeit des Spiels fällt positiv auf. Jérôme ist auch überzeugt, dass die Physiognomie die Klangfarbe stärker prägt als die Wahl von Mundstück und Blätter.
Für François Benda ergeben unterschiedliche Instrumente und die jeweils dazu passenden Mundstücke und Blätter, die dann wiederum unterschiedlich anzublasen sind, verschiedene Klangfarben. Michel Westphal erwähnt, dass klanglich sehr gute Resultate auch unabhängig vom Material, Alter oder Bauweise der Instrumente hervorgebrachte werden können.



Einzelnachweise

  1. YouTube, abgerufen am 24. September 2020
  2. Angloher, Stephanie. 2007. Das deutsche und französische Klarinettensystem eine vergleichende Untersuchung zur Klangästhetik und didaktischen Vermittlung. Zugl.: München, Univ., Diss., 2007.[1]
  3. Cahuzac, Louis, Folmer Jensen, Isabel French, Prospère Mimart, R. Hughes, Gaston Hamelin, Pierre Coppola, et al. 2000. The French clarinet school - revisited. [Place of publication not identified]: Grenadilla.
  4. YouTube, abgerufen am 24. September 2020
  5. YouTube, abgerufen am 24. September 2020
  6. Frédéric Berr: Traité, S. 27. Duverger, Paris, 1836
  7. Carl Baermann: Vollständige Clarinett-Schule: von dem ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung des Virtuosen; in 2 Theilen und 4 Abtheilungen verfasst; [1,1]. Johann André, Offenbach a/M 1861. Bayerische Staatsbibliothek, S 33.Bayerische Staatsbibliothek digital, eingesehen am 15. 11. 2020
  8. Schubart, Ludwig. Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst 1806, S.320. Bayerische Staatsbibliothek digital, eingesehen am 15. 11. 2020
  9. Brief Felix Mendelssohn Bartholdys an Heinrich Baermann vom 16.4.1832, zitiert nach Ludwig Nohl, Musiker-Briefe, S. 311.
  10. Berlioz, H., & Berlioz, H. (1970). Traité d'instrumentation et d'orchestration: [1843] : [op. 10] : nouvelle édition suivie de ; "L'art du chef d'orchestre" : [1856]. Westmead: Gregg Internat. Publ. p.157 imslp, eingesehn am 07. 11. 2020
  11. Roeser, Valentin. Essay d’instruction pour ceux qui composent pour le cor et pour la clarinette. Paris 1764 p.3,4
  12. https://de.wikipedia.org/wiki/Klangfarbe#Formanten Wikipedia, Formanten, eingesehen am 7.1.2020
  13. https://www.spektrum.de/lexikon/physik/formant/5219 Sepktrum.de