Leistungsmessung bei Cost-Centern: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Leistung von Cost-Centern kann einerseits mit monetären Grössen, das heisst anhand der Kosten, gemessen werden. Andererseits ist es sinnvoll, die Leistung auch mit nichtmonetären Kennzahlen und Indikatoren zu messen. Nach Gladen (2002, S. 5) sollen diese Kennzahlensysteme die Steuerungsdefizite der rein monetären Leistungsmessung beheben. Bei der Leistungsmessung von Cost-Centern ist die Unterscheidung in Standard Cost-Center (Output ist messbar) und Discretionary Expense Centern (Output ist nicht messbar) essenziell.
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Zu beachten ist allgemein, dass Externalitäten (Entscheidungen oder Veränderungen ausserhalb des Cost-Center) die Leistungsmessung erschweren. Damit der Cost-Center Leiter nur an den Ergebnissen seiner Verantwortungsspanne gemessen werden, müssen die Leistungen in nicht-beeinflussbare und beeinflussbare Anteile aufgeteilt werden können (Gladen, 2011, S. 260). Ansonsten haben beispielsweise qualitativ mangelhafte (Vor-)Leistungen eines (internen) Lieferanten Auswirkungen auf die Qualität der Leistung eines Cost-Centers, auf die dessen Management gar keinen Einfluss hat. Zudem führen Agency-Probleme, wie z.B. die selektive Informierung nach oben, können die Kommunikation und die objektive Einschätzung der Leistung erschweren (Lederer, Rhee, 1996, S. 5).
Die Leistung von [[Cost-Center|Cost-Centern]] kann mit monetären Grössen, in der Regel anhand der Kosten, gemessen werden. Zudem ist es sinnvoll, die Leistung auch mit [[nicht-finanzielle Kennzahlen|nicht-finanziellen Kennzahlen]] und Indikatoren zu messen. Nach Gladen (2005) sollen [[Kennzahlensysteme]] die Steuerungsdefizite der rein monetären Leistungsmessung beheben (S. 5). Bei der Leistungsmessung von Cost-Centern ist die Unterscheidung in [[Cost-Center#Standard_Cost-Center|Standard Cost-Center]] (Output ist messbar) und [[Cost-Center#Discretionary_Expense-Center|Discretionary Expense-Center]] (Output ist nicht bzw. nur schwer messbar) wesentlich.


Bei der Leistungsmessung von Cost-Centern ist die Unterscheidung in [[Cost-Center#Standard_Cost-Center|Standard Cost Center]] (Output ist messbar) und [[Cost-Center#Discretionary_Expense_Center|Discretionary Expense Center]](Output ist nicht messbar) essenziell.
Zu beachten ist allgemein, dass Externalitäten (Entscheidungen oder Veränderungen ausserhalb des Cost-Centers) die Leistungsmessung erschweren. Damit die Cost-Center-Leitung nur an den Ergebnissen ihrer Verantwortungsspanne gemessen wird, sollten die Leistungen in nicht-beeinflussbare und beeinflussbare Anteile aufgeteilt werden können (Gladen, 2005, S. 260). Ansonsten haben bspw. qualitativ mangelhafte (Vor-) Leistungen eines (internen) Lieferanten Auswirkungen auf die Qualität der Leistung eines Cost-Centers, auf die dessen Management gar keinen Einfluss hat. Zudem erschweren Agency-Probleme, wie zum Beispiel die selektive Information nach oben, die Kommunikation und die objektive Einschätzung der Leistung (Lederer & Rhee, 1996, S. 5).
 
== Leistungsmessung bei Standard Cost-Centern ==
 
Die Leitung des [[Cost-Center#Standard_Cost-Center|Standard Cost-Centers]] ist nach Bea, Friedl und Schweitzer (2001) für die Wirtschaftlichkeit verantwortlich (S. 242). Unter Wirtschaftlichkeit verstehen sie die „Kosten in Relation zu einer mengenmässigen messbaren Leistung“ (Herter, 1994, S. 5) Der In- und Output des Standard Cost-Centers stehen dementsprechend in einem eindeutigen und messbaren Zusammenhang (Herter, 1994, S. 5). Idealerweise verantworten Cost-Center nur ihre selbst beeinflussbaren Ergebnisse (Pahl-Schönbein, 2011, S. 35).


== Leistungsmessung bei Standard Cost Centern ==
Die Leitung des [[Cost-Center#Standard_Cost-Center|Standard Cost Center]] ist nach Bea, Friedl und Schweizer (2001) für die Wirtschaftlichkeit, sprich die „Kosten in Relation zu einer mengenmässigen messbaren Leistung“ (Herter, 1994, S. 5), verantwortlich (S. 242). Der In- und Output des Standard Cost Centers stehen dementsprechend in einem eindeutigen und messbaren Zusammenhang (Herter, 1994, S. 5). Idealerweise verantworten die Cost-Center ihre Ergebnisse soweit, wie auch ihre Entscheidungen diese beeinflusst haben (Pahl-Schönbein, 2011, S. 35).
=== Leistungsmessung anhand IST/PLAN-Vergleichen ===
=== Leistungsmessung anhand IST/PLAN-Vergleichen ===
Dank Kostenvorgaben kann die Leistung des Standard Cost Centers mit IST/PLAN-Vergleichen gemessen werden (Lehmann, 2002, S. 88, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).
 
Für die Nutzung von IST/PLAN-Vergleichen auf Standard Cost Center-Ebene muss die Anzahl Outputeinheiten zuverlässig gemessen, das Input-Output-Verhältnis geplant und die Output-Qualität vorgegeben werden können (Lehmann, 2002, S. 88, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Zudem ist es notwendig, die Abweichungen anhand eines flexiblen Budgets zu untersuchen. Damit verhindert man Fehlinterpretationen im Sinne von „Mehrkosten = Ineffizienz“ und „Minderkosten = Effizienzsteigerung“ (Lehmann, 2002, S. 88, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Schliesslich können Mehrkosten bzw. Minderkosten auch durch die Erhöhung bzw. Senkung des Leistungsvolumens (ersichtlich in der Volumenabweichung) oder der Leistungsqualität (ersichtlich in der Verbrauchsabweichung) resultieren (Lehmann, 2002, S. 88, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).
Dank Kostenvorgaben kann die Leistung des Standard Cost-Centers mit IST/PLAN-Vergleichen gemessen werden. Für die Nutzung von IST/PLAN-Vergleichen auf Standard Cost-Center-Ebene müssen die Anzahl Outputeinheiten zuverlässig gemessen, das Input-Output-Verhältnis geplant und die Output-Qualität vorgegeben werden können. Zudem ist es notwendig, die Abweichungen anhand eines [[Flexible Budgetierung|flexiblen Budgets]] zu untersuchen. Damit verhindert man Fehlinterpretationen im Sinne von „Mehrkosten = Ineffizienz“ und „Minderkosten = Effizienzsteigerung“. Schliesslich können Mehrkosten bzw. Minderkosten auch durch die Erhöhung bzw. Senkung des Leistungsvolumens (ersichtlich in der Volumenabweichung) oder der Leistungsqualität (ersichtlich in der Verbrauchsabweichung) resultieren (Lehmann, 2002, S. 88, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Um die Abweichungsanalyse so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten, empfiehlt Weilenmann (1989) die Einführung der Standardkostenrechnung (S. 938).
Um die Abweichungsanalyse so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten, empfiehlt Weilenmann (1989) die Einführung der Standardkostenrechnung (S. 938).


=== Leistungsmessung anhand der Durchschnittskosten ===
=== Leistungsmessung anhand der Durchschnittskosten ===
[[Datei:Grafiken - Durchschnittskosten senken.png|miniatur|350px|Abbildung 1: Von der Leitung des Cost-Centers gewünschter Output, wenn das Cost-Center alleine über das Leistungsvolumen entscheiden kann (Jensen & Meckling, 1998, S. 7).]]  
 
Nach Jensen & Meckling (1998) kann die Leitung eines Cost-Centers auch versuchen, die Durchschnittskosten zu senken, sofern sie in der Bestimmung des Leistungsvolumens frei ist. Problematisch daran ist jedoch, dass die minimalen Durchschnittskosten nicht den für die Maximierung des Unternehmenswertes optimalen Kosten entsprechen müssen. Zudem versucht das Management des Cost-Centers die Durchschnittskosten zu minimieren (Q in Abbildung 1) und variiert somit am Leistungsvolumen, obwohl andere Organisationseinheiten beispielsweise weniger (Q1 in Abbildung 1) oder mehr (Q2 in Abbildung 1) Einheiten nachfragen (S. 6). Auch wenn das Management des Cost-Centers das Leistungsvolumen nicht selbst festlegen kann, wird es versuchen, dieses an Q (in Abbildung 1) anzupassen. Folgendes Beispiel kann hierzu genannt werden: Wenn das für das Unternehmen optimale Leistungsvolumen Q2 beträgt, das Cost-Center jedoch das Ziel hat, die Durchschnittskosten zu minimieren, wird das Management des Cost-Centers dazu neigen, das Leistungsvolumen unerwartet zu senken. Beispielsweise kann das Management einen Maschinenausfall vortäuschen. Aufgrund des Informationsvorsprungs des Cost-Center-Managements gegenüber der Unternehmensleitung ist es schwierig, solche Effekte anders als mit der Anpassung der Ziele zu vermeiden (Jensen & Meckling, 1998, S. 7).
[[Datei:Grafiken - Durchschnittskosten senken.png|miniatur|350px|Abb. 1: Minimierung der Durchschnittskosten (in Anlehnung an Jensen & Meckling, 1998, S. 7)]]
 
Nach Jensen und Meckling (1998) kann die Leitung eines Cost-Centers auch versuchen, die Durchschnittskosten zu senken, sofern sie an diesem Parameter gemessen wird und in der Bestimmung des Leistungsvolumens frei ist. Problematisch daran ist, dass die minimalen Durchschnittskosten nicht den für die Maximierung des Unternehmenswertes optimalen Kosten entsprechen müssen. In diesem Fall versucht das Management des Standard Cost-Centers die Durchschnittskosten zu minimieren (Q in Abbildung 1) und variiert das Leistungsvolumen, obwohl andere Organisationseinheiten bspw. weniger (Q1 in Abbildung 1) oder mehr (Q2 in Abbildung 1) Einheiten nachfragen (S. 6). Auch wenn das Management des Cost-Centers das Leistungsvolumen nicht selbst festlegen kann, wird es versuchen, dieses an Q (in Abbildung 1) anzunähern. Wenn das für das Unternehmen optimale Leistungsvolumen Q2 beträgt, das Cost-Center hingegen das Ziel hat, die Durchschnittskosten zu minimieren, wird das Management des Cost-Centers dazu neigen, das Leistungsvolumen unerwartet zu senken. Bspw. kann das Management einen Maschinenausfall vortäuschen. Aufgrund des Informationsvorsprungs des Cost-Center-Managements gegenüber der Unternehmensleitung ist es schwierig, solche Effekte anders als mit der Anpassung der Ziele zu vermeiden (Jensen & Meckling, 1998, S. 7).


=== Leistungsmessung anhand Wirtschaftlichkeit ===
=== Leistungsmessung anhand Wirtschaftlichkeit ===
[[Datei:Produktivität.png|miniatur|350px|Abbildung 2: Produktivität (Gladen, 2005, S. 193).]]
 
[[Datei:Wirtschaftlichkeit.png|miniatur|350px|Abbildung 3: Wirtschaftlichkeit (Gladen, 2005, S. 193).]]
Mit der Kennzahl Wirtschaftlichkeit lässt sich ein Substitut für die auf Standard Cost-Center-Ebene nicht ermittelbare Kennzahl Gewinn finden. Die Wirtschaftlichkeit kann in zwei verschiedenen Dimensionen gemessen werden (Gladen, 2014, S. 260):  
Mit der Kennzahl Wirtschaftlichkeit lässt sich einerseits ein Substitut für die auf Standard Cost Center-Ebene nicht ermittelbare Kennzahl Gewinn finden, andererseits ist die Wirtschaftlichkeit eine Ausprägung des ökonomischen Prinzips. Die Wirtschaftlichkeit kann in zwei verschiedenen Dimensionen gemessen werden (Gladen, 2005, S. 193):  
 
* Die Betrachtung liegt nur auf dem Input-Output-Verhältnis (auch als Produktivität bezeichnet; Formel siehe Abbildung 2).  
1. Die Betrachtung liegt nur auf dem '''Input-Output-Verhältnis''' (auch als Produktivität bezeichnet).
* Die Betrachtung liegt auf dem gewichteten Input-Output-Verhältnis (auch als Wirtschaftlichkeit oder Effizienz bezeichnet; Formel siehe Abbildung 3).
 
Berthel (1973a) betrachtet die Wirtschaftlichkeit als optimales Erfolgsziel auf Standard Cost Center-Ebene (S. 84, zit. in Gladen, 2005, S.193). Um diese jedoch berechnen zu können, muss die Produktionsfunktion des Standard Cost Centers bekannt sein. Ist diese nicht bekannt, kann das Standard Cost Center an der relativen Wirtschaftlichkeit gemessen werden. Diese wird mit Benchmarking-Analysen ermittelt (Gladen, 2005, S. 194).
<math> Produktivität = \frac{Output} {Input} </math>
 
2. Die Betrachtung liegt auf dem '''gewichteten Input-Output-Verhältnis''' (auch als Wirtschaftlichkeit oder Effizienz bezeichnet).
 
<math> Wirtschaftlichkeit = \frac{\sum_j Output_j\;x\;Preis_j} {\sum_i Input_i\;x\;Preis_i} </math>
 
Berthel (1973) betrachtet die Wirtschaftlichkeit als optimales Erfolgsziel auf Standard Cost-Center-Ebene (S. 84, zit. in Gladen, 2005, S.193). Um diese zu berechnen, muss die Produktionsfunktion des Standard Cost-Centers bekannt sein. Ist diese nicht bekannt, kann das Standard Cost-Center an der relativen Wirtschaftlichkeit gemessen werden. Diese wird mit [[Benchmarking]]-Analysen ermittelt (Gladen, 2005, S. 194).


=== Leistungsmessung anhand nicht-finanzieller Kennzahlen ===
=== Leistungsmessung anhand nicht-finanzieller Kennzahlen ===
Da die Verminderung der Output-Qualität die Kosten senkt, muss das Management des Cost-Centers einen Anreiz haben, dies nicht zu tun. Dieser Anreiz ist essenziell, sofern das Cost-Center die Zielvorgabe hat, die Kosten- oder die Durchschnittskosten zu minimieren. Die Output-Qualität kann gewahrt werden, indem der Cost-Center-Leitung nicht nur das Leistungsvolumen (und die Kostenfunktion), sondern auch Anforderungen an die Output-Qualität gemacht werden (Jensen & Meckling, 1998, S. 7). Um die finanzielle und nicht-finanzielle Sichtweise der Leistungsmessung aufeinander abzustimmen, empfiehlt Gladen (2002) die Anwendung der [[Balanced Scorecard]] (S. 5).
Da die Verminderung der Output-Qualität die Kosten in den meisten Fällen senkt, muss das Management des Cost-Centers einen Anreiz haben, die Qualität aufrecht zu halten. Dieser Anreiz ist essenziell, sofern das Cost-Center die Zielvorgabe hat, die Kosten- oder die Durchschnittskosten zu minimieren. Die Output-Qualität kann gewahrt werden, indem der Cost-Center-Leitung nicht nur das Leistungsvolumen (und die Kostenfunktion), sondern auch Anforderungen an die Output-Qualität vorgegeben werden (Jensen & Meckling, 1998, S. 7). Um die finanzielle und [[nicht-finanzielle Kennzahlen|nicht-finanzielle Sichtweise]] der Leistungsmessung aufeinander abzustimmen, empfiehlt Gladen (2002) die [[Leistungsmessung_bei_Cost-Centern#Leistungsmessung_anhand_der_Balanced_Scorecard|Anwendung der Balanced Scorecard]] (S. 5).


== Leistungsmessung bei Discretionary Expense Centern ==
== Leistungsmessung bei Discretionary Expense-Centern ==
Die Leitung des [[Cost-Center#Discretionary_Expense_Center|Discretionary Expense Centers]] ist nach Bea, Friedl und Schweizer (2001) für die Leistungserstellungskosten verantwortlich (S. 242).
Die Leitung des [[Cost-Center#Discretionary_Expense_Center|Discretionary Expense-Centers]] ist nach Bea et al. (2001) für die Leistungserstellungskosten verantwortlich (S. 242).
=== Leistungsmessung anhand Budgetkontrolle ===
=== Leistungsmessung anhand Budgetkontrolle ===
Da der Output des Discretionary Expense Centers zu keinem unmittelbar messbaren Output führt (Herter, 1994, S. 5) und somit nicht in eine Funktion abgeleitet werden kann (Gladen, 2005, S. 194), wird die Leistung des Discretionary Expense Centers an der Budgeteinhaltung gemessen (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303; Lehmann, 2002, S. 89, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Anthony, Dearden, Bedford, 1989, S. 187, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Weilenmann, 1989, S. 937).  
Da der Input des Discretionary Expense-Centers zu keinem unmittelbar messbaren Output führt (Herter, 1994, S. 5) und somit nicht in eine Funktion abgeleitet werden kann (Gladen, 2005, S. 194), ist sich die Wissenschaft einig, dass die Leistung des Discretionary Expense-Centers an der Budgeteinhaltung gemessen wird (Kämmler-Burrak, Kappes, Krull & Müller, 2010, S. 303; Lehmann, 2002, S. 89, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Anthony, Dearden & Bedford, 1989, S. 187, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Weilenmann, 1989, S. 937).  
Die Zielvorgaben an die Discretionary Expense Center-Leitung sollten nach Weilenmann (1989) jedoch nicht zu stark auf eine Budgetunterschreitung fokussieren. Schliesslich lässt sich diese auf Kosten der Qualität oder Quantität der Leistung fast immer realisieren (S. 939). Diese kommt zwar dem Management des Teilbereiches, nicht jedoch der gesamten Unternehmung zugute.  
Die Zielvorgaben an die Discretionary Expense-Center-Leitung sollten sich nach Weilenmann (1989) nicht zu stark auf eine Budgetunterschreitung fokussieren. Schliesslich lässt sich diese auf Kosten der Qualität oder Quantität der Leistung fast immer realisieren (S. 939). Diese kommt zwar dem Management des Teilbereiches, nicht jedoch der gesamten Unternehmung zugute.  
Als Nachteile dieser Art der Leistungsmessung können genannt werden:
Als Nachteile dieser Art der Leistungsmessung können genannt werden:
* Die Festlegung der Budgethöhe ist kritisch (Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).
* Die Festlegung der Budgethöhe ist kritisch (Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).
* Zudem sind bei einer Kostenabweichung detaillierte Analysen erforderlich. Eine Kostenabweichung an sich sagt nichts über die Effizienz und die Führung des Discretionary Expense Centers aus. Eine Abweichungsanalyse im Sinne eines flexiblen Budgets wäre für die Klärung der Effizienzfrage angebracht, kann aber aufgrund des nicht-messbaren Outputs des Discretionary Expense Centers nicht realisiert werden (Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).  
* Zudem sind bei einer Kostenabweichung detaillierte Analysen erforderlich. Eine Kostenabweichung an sich sagt nichts über die Effizienz und die Führung des Discretionary Expense-Centers aus. Eine Abweichungsanalyse im Sinne eines flexiblen Budgets wäre für die Klärung der Effizienzfrage angebracht, kann aber aufgrund des nicht-messbaren Outputs des Discretionary Expense-Centers nicht realisiert werden (Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).  
* Zudem leidet die unternehmerische Effektivität und Effizienz unter dieser Denkhaltung: „Such a system will motivate managers only to keep their expenses equal to the amount of the budget“ (Anthony, Dearden, Bedford, 1989, S. 189, zit. in Gladen, 2005, S. 194).
* Zudem leiden die unternehmerische Effektivität und Effizienz unter dieser Denkhaltung: „Such a system will motivate managers only to keep their expenses equal to the amount of the budget“ (Anthony et al., 1989, S. 189, zit. in Gladen, 2005, S. 194).
* Weilenmann (1989) kritisiert die bereits im Vorfeld der Budgetierung gefallenen Entscheide, welche nicht mehr geändert werden können (S. 939).
* Weilenmann (1989) kritisiert die bereits im Vorfeld der Budgetierung gefallenen Entscheide, welche nicht mehr geändert werden können (S. 939).


Weil die Budgets in den meisten Fällen fortgeschrieben werden, empfiehlt Weilenmann (1989) alle fünf Jahre die Budgetierung auf Basis des Zero-Base-Budgetings vorzunehmen (S. 939).
Weil die Budgets in den meisten Fällen aus der Vergangenheit fortgeschrieben werden, empfiehlt Rieg (2015) immer wieder einmal die Budgetsachverhalte zu hinterfragen. Dies kann z. B. über den Ansatz des [[Zero-Based Budgeting]] erfolgen (S. 47-48).


=== Leistungsmessung anhand Benchmarks ===
=== Leistungsmessung anhand Benchmarks ===
Je nach Aufgabe des Discretionary Expense Centers lassen sich weitere Arten der Leistungsmessung etablieren (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 304):
Je nach Aufgabe des Discretionary Expense-Centers lässt sich die Leistung mit Benchmarks messen (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 304):
* Discretionary Expense Center mit allgemeinen Aufgaben (beispielsweise das Controlling oder die Personalabteilung) können anhand einem brachenübergreifenden Funktionsbenchmark gemessen werden.
* Discretionary Expense-Center mit allgemeinen Aufgaben (bspw. das Controlling oder die Personalabteilung) können anhand eines branchenübergreifenden Funktionsbenchmarks gemessen werden.
* Discretionary Expense Center mit brachenspezifischen Aufgaben (beispielsweise das Regulierungsmanagement in der Energiebranche) können anhand eines Brachenbenchmarks gemessen werden.
* Discretionary Expense-Center mit branchenspezifischen Aufgaben (bspw. das Regulierungsmanagement in der Energiebranche) können anhand eines Branchenbenchmarks gemessen werden.


=== Leistungsmessung anhand nicht-finanzieller Kennzahlen ===
=== Leistungsmessung anhand nicht-finanzieller Kennzahlen ===
Es wird daher empfohlen, das Discretionary Expense Center zusätzlich zur Budgetkontrolle anhand nicht-finanzieller Kennzahlen zu messen (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303; Lehmann, 2002, S. 89, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Anthony, Dearden, Bedford, 1989, S. 187, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Mit der Definition von Anforderungen an die Output-Qualität wird vermieden, dass das Management des Discretionary Expense Center die Kosten zu Lasten der Qualität senkt (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303).
Die Wissenschaft empfiehlt, die Leistungen des Discretionary Expense-Center zusätzlich zur Budgetkontrolle anhand [[Nicht-finanzielle Kennzahlen|nicht-finanzieller Kennzahlen]] zu messen (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303; Lehmann, 2002, S. 89, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Anthony et al., 1989, S. 187, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Mit der Definition von Anforderungen an die Output-Qualität wird vermieden, dass das Management des Discretionary Expense-Center die Kosten zulasten der Qualität senkt (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303).


== Leistungsmessung anhand der Balanced Scorecard ==
{|
|- valign="bottom"
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== Leistungsmessung anhand der Balanced Scorecard ==
|align="right"|[[Datei:Flag_für_Strategie.png|link=Strategie|Strategie]]
|align="right"|[[Datei:Flag_für_Kultur.png|link=Kultur|Kultur]]
|}
=== Anwendungsmöglichkeit nach Kaplan ===
=== Anwendungsmöglichkeit nach Kaplan ===
Das ursprüngliche Ziel der Balanced Scorecard (BSC) von Kaplan & Norton war gemäss Erichsen (2011) „ein System zur Steuerung und Messung der Leistung strategischer Geschäftseinheiten (SGE) zu entwickeln.“ (S. 201). Kaplan & Norton hatten bereits früh erkannt, dass das Management nicht nur das materielle, zumeist finanziell-quantifizierbare, sondern auch das immaterielle, zumeist nicht finanziell-quantifizierbare, effizient und effektiv bewirtschaften muss.
Das ursprüngliche Ziel der [[Balanced Scorecard]] (BSC) von Kaplan & Norton war gemäss Erichsen (2011) „ein System zur Steuerung und Messung der Leistung strategischer Geschäftseinheiten (SGE) zu entwickeln“ (S. 201). Kaplan & Norton hatten bereits früh erkannt, dass das Management nicht nur materielle, zumeist finanziell-quantifizierbare, sondern ebenso immaterielle, zumeist nicht finanziell-quantifizierbare, Messgrössen effizient und effektiv bewirtschaften muss (Kaplan, 2006, S. 3).
 
Heute wird die BSC in der Praxis oft für die Leistungsmessung von Profit- und Investment-Centern genutzt. Dies ist naheliegend, da Gewinn und Verlust von strategischen Geschäftseinheiten messbar sind (Lombriser & Abplanalp, 2005, S. 77). Weniger genutzt wird die BSC jedoch für die Steuerung von Standard Cost-Center, Discretionary Expense-Center und Revenue-Center (Kaplan, 2006, S. 2). In dem Kaplan (2006) aber vorschlägt, auch für Standard Cost Center und Discretionary Expense Center eine BSC einzuführen, transformiert er diese als Cost-Center geführten Einheiten zu strategischen Geschäftseinheiten (S. 4).
 
Um die Transformation zur strategischen Geschäftseinheit zu vollziehen, führt Kaplan (2006) nicht nur die BSC, sondern auch die Prozesskostenrechnung ein (S. 5). Dies ist vor allem für Discretionary Expense Centereine grosse Umstellung. Doch mit diesem Schritt können Discretionary Expense Center mit dem gleichen Instrumentarium wie Standard Cost Center, Profit- oder Revenue-Center gemessen werden. Dank der Prozesskkostenrechnung können Discretionary Expense Center die Kosten für repetitive Prozesse messen und den leistungsbeziehenden Organisationseinheiten zu Vollkosten weiterverrechnen. Dies ermöglicht, dass Discretionary Expense Center zu Cost-Centern mit einem finanziellen Ziel, dem Break-even, transformiert werden (S. 5). Kaplan (2006) nennt diese Art von Discretionary Expense Center „New Discretionary Expense Center“ (S. 5).
 
=== Würdigung ===
Wenn die BSC aufgebaut wird, müssen Manager aus verschiedenen Hierarchiestufen und Funktionsbereichen involviert werden. Ausserdem muss für die Definition der Kennzahlen genügend Zeit einberechnet werden. Nur so kann BSC ihr Wirkungspotenzial ausschöpfen. In der Praxis sind aber genau diese Punkte häufig ein Problem und führen zu Akzeptanzproblemen in der Unternehmung oder gar dazu, dass die Unternehmung in eine Bürokratiefalle gerät (Nadig, 2002, S. 53-54). Ein weiteres Problem der Leistungsmessung mit der BSC ist, dass sich Unternehmen zu stark auf die vier Perspektiven der BSC konzentrieren. Diese vier Perspektiven decken zwar gemäss Hufnagl (2008) in der Regel die „wesentlichen Bereiche eines Unternehmens und seiner Umwelt“ ab und bieten eine hohe Flexibilität (S. 13). Aber es kann „durch sklavische Anwendung eine möglicherweise entscheidende Sichtweise auf das Unternehmen verloren gehen“ (Hufnagl, 2008, S. 13). Die Unternehmen orientieren sich somit oft zu stark am Grundmodell von Kaplan & Norton (Hammer, 2003, S. 283, zit. in Hufnagl, 2008, S. 13).
 
== Fallbeispiele ==
===Fallstudie Standard Cost-Center===
Die Mäh AG produziert Rasenmäher für den nationalen Markt. Kunden sind vorwiegend Privatpersonen mit Rasenbesitz. Auf hohe Qualität setzt die Mäh AG ein besonders grosses Augenmerk. Somit ist die Positionierung im oberen Segment.
 
Ein besonders wichtiger Bestandteil eines Rasenmähers ist das Schneidemesser. Diese produziert die Mäh AG selbst. Sie gelten als sehr hochwertig und langlebig. Für die Produktion gibt es ein separates Cost-Center. Die Kostentreiber sind das Rohmaterial und die Mitarbeitenden. Als Standardkosten für die Produktion eines Schneidemessers sind ein Metallblock im Wert von CHF 150 und Maschinenfixkosten von CHF 300'000 festgelegt.
 
In den letzten Jahren sind die Kosten überproportional zum Absatz gestiegen. Um diese Entwicklung zu stoppen, hat der CEO der Mäh AG beschlossen, ein Leistungsmessungssystem für das Cost-Center Schneidemesser zu implementieren. Es stehen folgende Angaben zur Verfügung:


Budget für 20_7:
Heute wird die BSC in der Praxis oft für die Leistungsmessung strategischer Geschäftseinheiten, welche als [[Profit-Center|Profit-]] oder [[Investment-Center]] geführt werden, genutzt. Dies ist naheliegend, da Gewinn und Verlust von strategischen Geschäftseinheiten messbar sind (Lombriser & Abplanalp, 2005, S. 77). Weniger genutzt wird die BSC für die Steuerung von Standard Cost-Center, Discretionary Expense-Center und [[Revenue-Center]] (Kaplan, 2006, S. 2). In dem Kaplan (2006) vorschlägt, auch für Standard Cost-Center und Discretionary Expense-Center eine BSC einzuführen, transformiert er diese als Cost-Center geführten Einheiten zu strategischen Geschäftseinheiten (S. 4).
* Menge: 10‘000 Schneidemesser
* Kosten: 10‘000 * (CHF 150 Metallblock + 300'000 Maschinenfixkosten) = CHF 1.8 Mio.
Ist für 20_7:
* Menge: 12‘000 Schneidemesser
* Kosten: 12‘000 * (CHF 140 Metallblock + 300'000) = CHF 1.98 Mio.


Entwerfen Sie für den CEO der Mäh AG einen Vorschlag für ein Leistungsmessungssystem, damit die Abweichungen für die Produktion ersichtlich werden.
Um die Transformation zur strategischen Geschäftseinheit zu vollziehen, führt Kaplan (2006) bei den Cost-Centern nicht nur die BSC, sondern auch die Prozesskostenrechnung ein (S. 5). Dies ist für Discretionary Expense-Center eine grosse Umstellung. Doch mit diesem Schritt können Discretionary Expense-Center mit dem gleichen Instrumentarium wie Standard Cost-Center, Profit- oder Revenue-Center gemessen werden. Dank der Prozesskostenrechnung können Discretionary Expense-Center die Kosten für repetitive Prozesse messen und den leistungsbeziehenden Organisationseinheiten zu Vollkosten weiterverrechnen. Dies ermöglicht, dass Discretionary Expense-Center zu Cost-Centern mit einem finanziellen Ziel, dem Break-Even, transformiert werden. Kaplan (2006) nennt diese Art von Discretionary Expense-Center „New Discretionary Expense Center“ (S. 5).


=== Kritische Würdigung ===
Wenn die BSC aufgebaut wird, müssen Manager aus verschiedenen Hierarchiestufen und Funktionsbereichen involviert werden. Ausserdem muss für die Definition der Kennzahlen genügend Zeit einberechnet werden. Nur so kann die BSC ihr Wirkungspotenzial entfalten. In der Praxis sind aber genau diese Punkte häufig ein Problem und führen zu Akzeptanzproblemen in der Unternehmung oder gar dazu, dass die Unternehmung in eine Bürokratiefalle gerät (Nadig, 2002, S. 53-54). Ein weiteres Problem der Leistungsmessung mit der BSC ist, dass sich Unternehmen bewusst nur auf die klassischen vier Perspektiven der BSC konzentrieren. Diese vier Perspektiven decken zwar in der Regel die wesentlichen Bereiche eines Unternehmens und der Umwelt ab und bieten eine hohe Flexibilität, aber es könnte durch (zu) strikte Anwendung eine möglicherweise entscheidende Sichtweise auf das Unternehmen verloren gehen. Die Unternehmen orientieren sich somit oft zu stark am Grundmodell von Kaplan & Norton.


'''Lösungsvorschlag'''
== Lern- und Praxismaterialien ==
 
Um die Abweichungen ersichtlich zu machen und die Leistung transparent zu messen, kann ein flexibles Budget implementiert werden. Die Methode eignet sich, weil die Stückkosten und Mengen bekannt sind. Das flexible Budget kann wie folgt aufgestellt werden.


{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
|-
|-
! Ist-Kosten !! Preisabweichung !! Flexibles Budget !! Mengenabweichung !! Standardkosten
! Aufgaben
|-
|style="text-align:right"| 12‘000 * 140 + 300'000
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"| 12‘000 * 150 + 300'000
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"| 10‘000 * 150 + 300'000
|-
|style="text-align:right"| 1'980'000
|style="text-align:right"|(120'000)
|style="text-align:right"|2'100'000
|style="text-align:right"|300'000
|style="text-align:right"|1'800'000
|-
|-
|
* [[Mäh AG – Standard Cost-Center]]
|}
|}


Die Mengenabweichung von CHF 300'000 kommt aufgrund der höheren Produktionsmenge zustande. Dank der günstigen Preisabweichung auf den Metallblöcken von total CHF 120'000, beträgt die gesamte Kostenabweichung CHF 180'000. Die günstigere Beschaffung des Rohmaterials kommt dem Cost-Center zu Gute. Falls der Cost-Center Leiter die Beschaffung beeinflussen kann, muss dieser positive Effekt bei der Leistungsmessung berücksichtigt werden.
== Quellen ==


Aus diesen Informationen können nun Massnahmen abgeleitet und für die Leistungsmessung neue Ziele eingeführt werden. Nebst den Kosten, können noch qualitative Merkmale für die Leistungsmessung hinzugefügt werden, damit die erhofften Kosteneinsparungen nicht zu Lasten der Qualität oder des Service erfolgen. In Frage kommen Durchlaufzeiten von der Bestellung bis zur Lieferung, Haltbarkeit, Pünktlichkeit und die Fehlerrate.
=== Literaturverzeichnis ===
 
===Fallstudie Discretionary Expense Center===
Durch den tiefen Euro/Franken-Kurs können ausländische Hersteller ihre Produkte günstig in der Schweiz anbieten. Diesen Konkurrenzdruck spürt die Mäh AG. Der CEO entschliesst deshalb die Kosten in der Administration zu reduzieren. Im Rechnungswesen, welches als Expense Center geführt wird, möchte er ebenfalls eine Leistungsmessung einführen.
 
Entwerfen Sie für den CEO der Mäh AG einen Vorschlag für ein Leistungsmessungssystem, um die Kosten des Expense Centers Rechnungswesen zu senken.


 
* Bea, F. X., Friedel, B., & Schweitzer, M. (2001). Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Band 2. Führung (8. Aufl.). Stuttgart: Lucius & Lucius.
'''Lösungsvorschlag'''
 
Da im Expense Center keine direkten Outputs entstehen, wird die Leistung anhand eines Kostenbudgets gemessen. Dieses Budget erstellt die Leiterin des Rechnungswesens jährlich mit dem CEO. Um unvoreingenommen zu sein, wird zero-based bugeting angewandt. Das Ziel ist die Einhaltung des Budgets. Die Leistung der Expense Center Leiterin wird mit dieser Abweichung gemessen.
 
== Quellen ==
=== Literaturverzeichnis ===
* Bea, F. X., Friedel, B., & Schweitzer, M. (2001). Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Band 2. Führung (8. Aufl.). Stuttgart: Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft mbH.
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=== Weiterführende Literatur ===
=== Weiterführende Literatur ===
Zur Leistungsmessung anhand der Balanced Scorecard:
 
* Kaplan, R. S. & Norton, D. P. (2006). Alignment. Boston: Harvard Business School Press.
* Kaplan, R. S. & Norton, D. P. (2006). Alignment. Boston: Harvard Business School Press.
== Autoren ==
Lisa Wiegenbröker, Christian Zenger, Stefan Zimmermann, Cristina Zingg
[[Kategorie:Performance Measurement]]
[[Kategorie:CODEZ]]

Aktuelle Version vom 4. Dezember 2020, 11:09 Uhr

Geprüft: Positiv beurteilt

Die Leistung von Cost-Centern kann mit monetären Grössen, in der Regel anhand der Kosten, gemessen werden. Zudem ist es sinnvoll, die Leistung auch mit nicht-finanziellen Kennzahlen und Indikatoren zu messen. Nach Gladen (2005) sollen Kennzahlensysteme die Steuerungsdefizite der rein monetären Leistungsmessung beheben (S. 5). Bei der Leistungsmessung von Cost-Centern ist die Unterscheidung in Standard Cost-Center (Output ist messbar) und Discretionary Expense-Center (Output ist nicht bzw. nur schwer messbar) wesentlich.

Zu beachten ist allgemein, dass Externalitäten (Entscheidungen oder Veränderungen ausserhalb des Cost-Centers) die Leistungsmessung erschweren. Damit die Cost-Center-Leitung nur an den Ergebnissen ihrer Verantwortungsspanne gemessen wird, sollten die Leistungen in nicht-beeinflussbare und beeinflussbare Anteile aufgeteilt werden können (Gladen, 2005, S. 260). Ansonsten haben bspw. qualitativ mangelhafte (Vor-) Leistungen eines (internen) Lieferanten Auswirkungen auf die Qualität der Leistung eines Cost-Centers, auf die dessen Management gar keinen Einfluss hat. Zudem erschweren Agency-Probleme, wie zum Beispiel die selektive Information nach oben, die Kommunikation und die objektive Einschätzung der Leistung (Lederer & Rhee, 1996, S. 5).

Leistungsmessung bei Standard Cost-Centern

Die Leitung des Standard Cost-Centers ist nach Bea, Friedl und Schweitzer (2001) für die Wirtschaftlichkeit verantwortlich (S. 242). Unter Wirtschaftlichkeit verstehen sie die „Kosten in Relation zu einer mengenmässigen messbaren Leistung“ (Herter, 1994, S. 5) Der In- und Output des Standard Cost-Centers stehen dementsprechend in einem eindeutigen und messbaren Zusammenhang (Herter, 1994, S. 5). Idealerweise verantworten Cost-Center nur ihre selbst beeinflussbaren Ergebnisse (Pahl-Schönbein, 2011, S. 35).

Leistungsmessung anhand IST/PLAN-Vergleichen

Dank Kostenvorgaben kann die Leistung des Standard Cost-Centers mit IST/PLAN-Vergleichen gemessen werden. Für die Nutzung von IST/PLAN-Vergleichen auf Standard Cost-Center-Ebene müssen die Anzahl Outputeinheiten zuverlässig gemessen, das Input-Output-Verhältnis geplant und die Output-Qualität vorgegeben werden können. Zudem ist es notwendig, die Abweichungen anhand eines flexiblen Budgets zu untersuchen. Damit verhindert man Fehlinterpretationen im Sinne von „Mehrkosten = Ineffizienz“ und „Minderkosten = Effizienzsteigerung“. Schliesslich können Mehrkosten bzw. Minderkosten auch durch die Erhöhung bzw. Senkung des Leistungsvolumens (ersichtlich in der Volumenabweichung) oder der Leistungsqualität (ersichtlich in der Verbrauchsabweichung) resultieren (Lehmann, 2002, S. 88, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Um die Abweichungsanalyse so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten, empfiehlt Weilenmann (1989) die Einführung der Standardkostenrechnung (S. 938).

Leistungsmessung anhand der Durchschnittskosten

Abb. 1: Minimierung der Durchschnittskosten (in Anlehnung an Jensen & Meckling, 1998, S. 7)

Nach Jensen und Meckling (1998) kann die Leitung eines Cost-Centers auch versuchen, die Durchschnittskosten zu senken, sofern sie an diesem Parameter gemessen wird und in der Bestimmung des Leistungsvolumens frei ist. Problematisch daran ist, dass die minimalen Durchschnittskosten nicht den für die Maximierung des Unternehmenswertes optimalen Kosten entsprechen müssen. In diesem Fall versucht das Management des Standard Cost-Centers die Durchschnittskosten zu minimieren (Q in Abbildung 1) und variiert das Leistungsvolumen, obwohl andere Organisationseinheiten bspw. weniger (Q1 in Abbildung 1) oder mehr (Q2 in Abbildung 1) Einheiten nachfragen (S. 6). Auch wenn das Management des Cost-Centers das Leistungsvolumen nicht selbst festlegen kann, wird es versuchen, dieses an Q (in Abbildung 1) anzunähern. Wenn das für das Unternehmen optimale Leistungsvolumen Q2 beträgt, das Cost-Center hingegen das Ziel hat, die Durchschnittskosten zu minimieren, wird das Management des Cost-Centers dazu neigen, das Leistungsvolumen unerwartet zu senken. Bspw. kann das Management einen Maschinenausfall vortäuschen. Aufgrund des Informationsvorsprungs des Cost-Center-Managements gegenüber der Unternehmensleitung ist es schwierig, solche Effekte anders als mit der Anpassung der Ziele zu vermeiden (Jensen & Meckling, 1998, S. 7).

Leistungsmessung anhand Wirtschaftlichkeit

Mit der Kennzahl Wirtschaftlichkeit lässt sich ein Substitut für die auf Standard Cost-Center-Ebene nicht ermittelbare Kennzahl Gewinn finden. Die Wirtschaftlichkeit kann in zwei verschiedenen Dimensionen gemessen werden (Gladen, 2014, S. 260):

1. Die Betrachtung liegt nur auf dem Input-Output-Verhältnis (auch als Produktivität bezeichnet).

[math]\displaystyle{ Produktivität = \frac{Output} {Input} }[/math]

2. Die Betrachtung liegt auf dem gewichteten Input-Output-Verhältnis (auch als Wirtschaftlichkeit oder Effizienz bezeichnet).

[math]\displaystyle{ Wirtschaftlichkeit = \frac{\sum_j Output_j\;x\;Preis_j} {\sum_i Input_i\;x\;Preis_i} }[/math]

Berthel (1973) betrachtet die Wirtschaftlichkeit als optimales Erfolgsziel auf Standard Cost-Center-Ebene (S. 84, zit. in Gladen, 2005, S.193). Um diese zu berechnen, muss die Produktionsfunktion des Standard Cost-Centers bekannt sein. Ist diese nicht bekannt, kann das Standard Cost-Center an der relativen Wirtschaftlichkeit gemessen werden. Diese wird mit Benchmarking-Analysen ermittelt (Gladen, 2005, S. 194).

Leistungsmessung anhand nicht-finanzieller Kennzahlen

Da die Verminderung der Output-Qualität die Kosten in den meisten Fällen senkt, muss das Management des Cost-Centers einen Anreiz haben, die Qualität aufrecht zu halten. Dieser Anreiz ist essenziell, sofern das Cost-Center die Zielvorgabe hat, die Kosten- oder die Durchschnittskosten zu minimieren. Die Output-Qualität kann gewahrt werden, indem der Cost-Center-Leitung nicht nur das Leistungsvolumen (und die Kostenfunktion), sondern auch Anforderungen an die Output-Qualität vorgegeben werden (Jensen & Meckling, 1998, S. 7). Um die finanzielle und nicht-finanzielle Sichtweise der Leistungsmessung aufeinander abzustimmen, empfiehlt Gladen (2002) die Anwendung der Balanced Scorecard (S. 5).

Leistungsmessung bei Discretionary Expense-Centern

Die Leitung des Discretionary Expense-Centers ist nach Bea et al. (2001) für die Leistungserstellungskosten verantwortlich (S. 242).

Leistungsmessung anhand Budgetkontrolle

Da der Input des Discretionary Expense-Centers zu keinem unmittelbar messbaren Output führt (Herter, 1994, S. 5) und somit nicht in eine Funktion abgeleitet werden kann (Gladen, 2005, S. 194), ist sich die Wissenschaft einig, dass die Leistung des Discretionary Expense-Centers an der Budgeteinhaltung gemessen wird (Kämmler-Burrak, Kappes, Krull & Müller, 2010, S. 303; Lehmann, 2002, S. 89, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Anthony, Dearden & Bedford, 1989, S. 187, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Weilenmann, 1989, S. 937). Die Zielvorgaben an die Discretionary Expense-Center-Leitung sollten sich nach Weilenmann (1989) nicht zu stark auf eine Budgetunterschreitung fokussieren. Schliesslich lässt sich diese auf Kosten der Qualität oder Quantität der Leistung fast immer realisieren (S. 939). Diese kommt zwar dem Management des Teilbereiches, nicht jedoch der gesamten Unternehmung zugute. Als Nachteile dieser Art der Leistungsmessung können genannt werden:

  • Die Festlegung der Budgethöhe ist kritisch (Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).
  • Zudem sind bei einer Kostenabweichung detaillierte Analysen erforderlich. Eine Kostenabweichung an sich sagt nichts über die Effizienz und die Führung des Discretionary Expense-Centers aus. Eine Abweichungsanalyse im Sinne eines flexiblen Budgets wäre für die Klärung der Effizienzfrage angebracht, kann aber aufgrund des nicht-messbaren Outputs des Discretionary Expense-Centers nicht realisiert werden (Pahl-Schönbein, 2011, S. 36).
  • Zudem leiden die unternehmerische Effektivität und Effizienz unter dieser Denkhaltung: „Such a system will motivate managers only to keep their expenses equal to the amount of the budget“ (Anthony et al., 1989, S. 189, zit. in Gladen, 2005, S. 194).
  • Weilenmann (1989) kritisiert die bereits im Vorfeld der Budgetierung gefallenen Entscheide, welche nicht mehr geändert werden können (S. 939).

Weil die Budgets in den meisten Fällen aus der Vergangenheit fortgeschrieben werden, empfiehlt Rieg (2015) immer wieder einmal die Budgetsachverhalte zu hinterfragen. Dies kann z. B. über den Ansatz des Zero-Based Budgeting erfolgen (S. 47-48).

Leistungsmessung anhand Benchmarks

Je nach Aufgabe des Discretionary Expense-Centers lässt sich die Leistung mit Benchmarks messen (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 304):

  • Discretionary Expense-Center mit allgemeinen Aufgaben (bspw. das Controlling oder die Personalabteilung) können anhand eines branchenübergreifenden Funktionsbenchmarks gemessen werden.
  • Discretionary Expense-Center mit branchenspezifischen Aufgaben (bspw. das Regulierungsmanagement in der Energiebranche) können anhand eines Branchenbenchmarks gemessen werden.

Leistungsmessung anhand nicht-finanzieller Kennzahlen

Die Wissenschaft empfiehlt, die Leistungen des Discretionary Expense-Center zusätzlich zur Budgetkontrolle anhand nicht-finanzieller Kennzahlen zu messen (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303; Lehmann, 2002, S. 89, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36; Anthony et al., 1989, S. 187, zit. in Pahl-Schönbein, 2011, S. 36). Mit der Definition von Anforderungen an die Output-Qualität wird vermieden, dass das Management des Discretionary Expense-Center die Kosten zulasten der Qualität senkt (Kämmler-Burrak et al., 2010, S. 303).

Leistungsmessung anhand der Balanced Scorecard

Strategie Kultur

Anwendungsmöglichkeit nach Kaplan

Das ursprüngliche Ziel der Balanced Scorecard (BSC) von Kaplan & Norton war gemäss Erichsen (2011) „ein System zur Steuerung und Messung der Leistung strategischer Geschäftseinheiten (SGE) zu entwickeln“ (S. 201). Kaplan & Norton hatten bereits früh erkannt, dass das Management nicht nur materielle, zumeist finanziell-quantifizierbare, sondern ebenso immaterielle, zumeist nicht finanziell-quantifizierbare, Messgrössen effizient und effektiv bewirtschaften muss (Kaplan, 2006, S. 3).

Heute wird die BSC in der Praxis oft für die Leistungsmessung strategischer Geschäftseinheiten, welche als Profit- oder Investment-Center geführt werden, genutzt. Dies ist naheliegend, da Gewinn und Verlust von strategischen Geschäftseinheiten messbar sind (Lombriser & Abplanalp, 2005, S. 77). Weniger genutzt wird die BSC für die Steuerung von Standard Cost-Center, Discretionary Expense-Center und Revenue-Center (Kaplan, 2006, S. 2). In dem Kaplan (2006) vorschlägt, auch für Standard Cost-Center und Discretionary Expense-Center eine BSC einzuführen, transformiert er diese als Cost-Center geführten Einheiten zu strategischen Geschäftseinheiten (S. 4).

Um die Transformation zur strategischen Geschäftseinheit zu vollziehen, führt Kaplan (2006) bei den Cost-Centern nicht nur die BSC, sondern auch die Prozesskostenrechnung ein (S. 5). Dies ist für Discretionary Expense-Center eine grosse Umstellung. Doch mit diesem Schritt können Discretionary Expense-Center mit dem gleichen Instrumentarium wie Standard Cost-Center, Profit- oder Revenue-Center gemessen werden. Dank der Prozesskostenrechnung können Discretionary Expense-Center die Kosten für repetitive Prozesse messen und den leistungsbeziehenden Organisationseinheiten zu Vollkosten weiterverrechnen. Dies ermöglicht, dass Discretionary Expense-Center zu Cost-Centern mit einem finanziellen Ziel, dem Break-Even, transformiert werden. Kaplan (2006) nennt diese Art von Discretionary Expense-Center „New Discretionary Expense Center“ (S. 5).

Kritische Würdigung

Wenn die BSC aufgebaut wird, müssen Manager aus verschiedenen Hierarchiestufen und Funktionsbereichen involviert werden. Ausserdem muss für die Definition der Kennzahlen genügend Zeit einberechnet werden. Nur so kann die BSC ihr Wirkungspotenzial entfalten. In der Praxis sind aber genau diese Punkte häufig ein Problem und führen zu Akzeptanzproblemen in der Unternehmung oder gar dazu, dass die Unternehmung in eine Bürokratiefalle gerät (Nadig, 2002, S. 53-54). Ein weiteres Problem der Leistungsmessung mit der BSC ist, dass sich Unternehmen bewusst nur auf die klassischen vier Perspektiven der BSC konzentrieren. Diese vier Perspektiven decken zwar in der Regel die wesentlichen Bereiche eines Unternehmens und der Umwelt ab und bieten eine hohe Flexibilität, aber es könnte durch (zu) strikte Anwendung eine möglicherweise entscheidende Sichtweise auf das Unternehmen verloren gehen. Die Unternehmen orientieren sich somit oft zu stark am Grundmodell von Kaplan & Norton.

Lern- und Praxismaterialien

Aufgaben

Quellen

Literaturverzeichnis

Weiterführende Literatur

  • Kaplan, R. S. & Norton, D. P. (2006). Alignment. Boston: Harvard Business School Press.

Autoren

Lisa Wiegenbröker, Christian Zenger, Stefan Zimmermann, Cristina Zingg